Unterm Lyrikmond

Gedichte lesen, schreiben und interpretieren

Gedichte über Freundschaft

Freundschaft ist wie die Liebe ein altes und doch immer wieder junges Thema. So spannt sich der Zeitbogen der Gedichte zur Freundschaft auf fast 500 Jahre. Ernsthafte Betrachtungen wechseln dabei mit Augenzwinkertexten, wobei sich der Begriff der Freundschaft im Laufe der Zeit gewandelt hat. Die Romantiker z.B. lebten und erlebten eine Freundschaft wesentlich intensiver als heutzutage, wo man ja schon per Klick Freundschaften schließen kann. Was die wert sind, ist eine andere Frage.

 
 

Was ist Freundschaft?

Dieses Gedicht definiert, was Freundschaft ist, und ganz im Sinne der Romantiker braucht es dafür keine Wissenschaft, sondern nur einen Reim.

Hans Retep · geb. 1956

Freundschaft ist ...

Freundschaft ist die unscheinbare Knospe
Freundschaft ist der Leuchtturm in der Nacht
Freundschaft braucht nicht eine einzige Rose
Freundschaft rettet dich mit letzter Kraft
Freundschaft ist, was Freund dem Freund erschafft

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Der beste Freund des Menschen

In diesem Gedicht wird mit einem alten Vorurteil aufgeräumt von wegen Hund. Auch wenn Hunde so treudoof gucken können, was freundschaftliche Treue angeht, gibt es da eine unschlagbare Konkurrenz.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Dein bester Freund

Du weißt nicht mal, ob es
Männlein oder Weiblein ist.
Egal,
wir leben im 21. Jahrhundert.
Du weißt nur:
Seine Freundschaft ist unverwüstlich.
Du hast die Probe gemacht.
Während die Sonne sengte,
ihm nichts zu trinken angeboten.
Du hast geschimpft, geflucht, geschrien,
ihm die schlimmsten Beleidigungen serviert.
Du hast ihm das Tor gewiesen,
als es sich im Garten bequem machen wollte.
Du hast bei seiner Rückkehr
mit Feuer und Schwert gedroht,
und als das nichts half,
hast du tatsächlich …
Doch dir wurde verziehen.
Es kam zurück.
Unkraut
ist dein bester Freund.

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Kurzgedicht über Freundschaft

Eine kurze Einführung in die Benimmregeln der Freundschaft, die zum Glück keine Benimmregeln braucht.

Hans Retep · geb. 1956

Ein Freund zu sein ...

Ein Freund zu sein
heißt Mensch zu werden.
Du musst neu lernen,
ganz ohne Schein,
den Freund zu nehmen
und dich zu geben.

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Martialisches Freundschaftsgedicht

Was so harmlos anfängt als Freundschaftsgedicht, bekommt am Schluss, indem um einen simplen Freundschaftsdienst gebeten wird, einen martialischen Tonfall

Hans Retep · geb. 1956

Bis zum Schluss

Wenn du alles verloren,
Schau dich um,
Wer zum Freund dich erkoren

Wenn dich keiner mehr kennt,
Schau dich um,
Wer dein Freund sich noch nennt

Sollt ich nicht dabei sein,
Möchtest du so frei sein,
– mich zu erschlagen

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Freundschaftsverse

Der Verwendungszweck der folgenden Verse zur Freundschaft steht gleich drüber, dieser Dichter ist mal ein echter Kumpel.

Hans Retep · geb. 1956

Fürs Poesiealbum

Die Freundschaft, die per Meinung bricht,
das ist die wahre Freundschaft nicht.
Ein Freund erträgt die Differenz
und geht nicht gleich zur Konkurrenz.
Kein Freund ist Kunde oder König,
das wäre menschlich viel zu wenig.
Wenn Freundschaft gilt fürs ganze Leben,
dann drückt sie nicht, sie will nur heben.

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Freundschaft gewinnt!

Etwas grimmig, etwas schaurig kommt dieses Gedicht über die Freundschaft daher, aber am Schluss wird immerhin an das Leben nach dem Schluss gedacht.

Henry Austin Dobson · 1840-1924

Ruhm und Freundschaft

Ruhm ist der toten Männer Futter, –
Mir scheint er Fleisch in ranzig Butter.
Im engen Grab bei wenig Licht
Verzehren sie ihr Leibgericht,
Wo keines Kameraden Stimme
Vertreibt des stillen Festmahls Grimme.

Doch Freundschaft ist ein edler Ding, –
Von Freundschaft ich nur Gutes sing.
Denn wahrlich, wenn das Leben endet,
der Freund Erinnerungen wendet,
mein bessres Ich fein weiterwebt
und meine Fehler schlicht begräbt.

Übertragen aus dem Englischen von Hans-Peter Kraus

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Kommentar von Hans-Peter Kraus zur Übertragung:
Den englische Originaltext dieses Freundschaftsgedichts finden Sie auf theotherpages.org. Bei den Formalien habe ich mir die Freiheit herausgenommen, Senkungs- und Hebungsversenden abwechseln zu lassen, um etwas mehr Spielraum zu haben, weil acht englische Silben mehr an Inhalt verpacken können als acht deutsche.

Inhaltlich zwickt mich eigentlich nur bei einem Vers ein schlechtes Gewissen: „Verzehren sie ihr Leibgericht“ klingt wunderschön, weil es einen großen Assoziationsraum öffnet, der im Original kaum enthalten ist.

Das Ich in der zweiten Strophe, das nicht im Original steht, ist dem Reim auf Ding geschuldet, da geht halt nur die erste Person Singular für singen. Ich hielt es für vertretbar, auch in den letzten beiden Verse die Ich-Form zu verwenden, weil sie im englischen Text stillschweigend impliziert ist.

 
 

Teure Freundschaft

Freundschaft ist nicht teuer, sondern sie ist einem teuer. Da nimmt man sogar die Steuer in Kauf.

Hans Retep · geb. 1956

Als Freund bist du mir ...

Als Freund bist du mir
Mehr lieb und teuer
Als alle Dinge
Inkl. Mehrwertsteuer

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Spruch zur Freundschaft

Ein kurzer Spruch zwischendurch erhält die Freundschaft. Das steht zwar nirgendwo, aber es wirkt.

Hans Retep · geb. 1956

Hallo mein Freund ...

Hallo mein Freund,
Ich wollte nur kurz sagen,
Wie gut es tut,
Dich als Freund zu haben.
Deshalb von mir
Ein dickes Dankeschön
Ich hoffe, dass
Wir uns bald wiedersehn.

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Gedicht über eine tierische Freundschaft

Das Leben der Tiere ist kein Ponyhof. Da ist es gut, Freunde zu haben, die einen in der Not retten. Spannende Frage: Wer ist der heldenhafte Freund dieser Maus?

Jana E. Hentzschel · geb. 1973

Das gibt's doch nicht!

Es rennt wie ein geölter Blitz
die Maus in die verdreckte Pfütz’.
Sie taucht, so tief wie’s geht, hinein
und suhlt sich darin wie ein Schwein,
entschwindet dann sehr schlammverschmiert,
bis sich im Wald die Spur verliert.

Nur wenig später kommt herbei
’ne graue Katze, wild und frei.
Geräuschlos schleicht sie in den Wald,
sie schnuppert, lauscht, macht plötzlich halt;
die gelben Augen voller Gier,
sie hat das Ziel schon im Visier.

Das Nagetier hockt gut versteckt,
mit reichlich Blattwerk abgedeckt,
das kleine Herz klopft einzig nur,
sonst ist von Regung keine Spur –
und wenn auch grad das Näschen juckt,
kein Härchen jetzt am Leibe zuckt,
die Maus, sie wartet, hofft und bangt.

Die Katze ist nun angelangt.
Zufrieden schnurrt sie und mit Stolz
steckt sie den Kopf ins Unterholz:
„Da hab ich dich, du kleiner Wicht!“

Die Maus enttäuscht: „Das gibt’s doch nicht!“
Die Katze stupst die Maus und lacht.
„Du hast mir’s diesmal schwer gemacht.
Respekt! Und jetzt, mein Kamerad,
auf geht’s zum Teich – du brauchst ein Bad.“

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Freundschaft on- und offline

Im Internet gibt es eine wahre Hyperinflation an Freundschaften. Das folgende Gedicht rückt jedoch die Maßstäbe wieder zurecht.

Heike Trefflich · geb. 1960

Meine Freunde

Meine dreihundertdreiunddreißig Freunde
müssen immer wissen, was ich tu.
Meine dreihundertdreiunddreißig Freunde
posten mir in Facebook eifrig zu.
Freundschaft muss ich pflegen, ist schon klar,
wer pflegt mich, ist alles nicht mehr wahr?

Meine nur noch dreiunddreißig Freunde
fragen, ob es mir bald besser geht.
Meine nur noch dreiunddreißig Freunde
twittern ständig, wie es um mich steht.
Jeder hat für mich den besten Rat,
ich bewege mich auf schmalem Grat.

Meine nur drei wirklich guten Freunde
kommen nicht durchs Internet zu mir.
Meine nur drei wirklich guten Freunde
gehen zweifelsfrei durch meine Tür.
Sie fragen nicht, halten mich nur fest,
und ich pfeife auf den ganzen Rest.

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Ein Freundschaftsgedicht aus alten Zeiten

Ein steinalter Text mit etwas angestaubter Sprache, aber nichtsdestotrotz einigen Wahrheiten, die auch 400 Jahre später noch gelten.

Dach: Lied der Freundschaft

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Gedicht über Freundschaft und Liebe

In diesem Gedicht über die Freundschaft verliert die Liebe den Vergleich, doch dürfte die Freundschaft kaum dazu raten, die Liebe gleich ganz loszuwerden.

Gleim: Liebe und Freundschaft

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Ein kurzes Freundschaftsgedicht

In diesem Gedicht folgt eine – ebenfalls sehr alte – Erklärung des Unterschieds zwischen Freundschaft und Betrug. Auch daran hat sich nicht viel geändert.

Logau: Geschminkte Freundschaft

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Geld und Freundschaft

Alter Hut: Beim Geld hört die Freundschaft auf. Dabei ist das Problem gar nicht das Geld.

Weißer: Der Freund als Schuldner

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Gedicht über wahre Freundschaft

Der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Paul Heyse stellt hohe Ansprüche an die Freundschaft, die sich nicht nur in schlechten Zeiten bewähren muss.

Heyse: Freunde

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Ein Ringelnatz-Gedicht über Freundschaft

Überraschungen sind die Würze einer Freundschaft. Dies sagt Ringelnatz in klaren Worten, nur der Schluss ist etwas wolkig.

Ringelnatz: Ein Herz laviert nicht

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Gedicht an einen Freund

Christian Morgenstern ist eher bekannt für leichte und lustige Gedichte, aber er konnte auch ganz feierlich sein, wie in diesem Freundschaftsgedicht.

Morgenstern: An den Andern

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Ein Romantiker über die Freundschaft

Die Romantik war die hohe Zeit der Männerfreundschaften. Das Gedicht würde man heutzutage als Liebesgedicht durchgehen lassen, wenn man den „Bruder“ aus Vers 10 passend ersetzte.

Novalis: An –

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Kommentar:
Das Gedicht ist heutzutage unter dem Titel An Adolph Selmni(t)z bekannt. In der mir vorliegenden Ausgabe von Novalis Schriften aus dem Jahr 1826, herausgegeben von Friedrich von Schlegel und Ludwig Tieck ist der Name im Titel, wie hier angegeben, ausgelassen.

 
 

Noch ein romantisches Freundschaftsgedicht

100 Jahre nach dem Aufkommen der Romantik und doch im gleichen überschäumenden Freundschaftsgeist geschrieben ist das folgende Gedicht.

Walter Calé · 1881-1904

Die Stunde, da ich dich zuerst ersah ...

Die Stunde, da ich dich zuerst ersah,
mein Bruder, höre, solches war die Stunde:

Ich sahe dich, und alle Menge wogte,
du ragtest über, und du sahest nicht.
Ich sahe dich, du schrittest ohne Pfade
und schrittest sicher, und du sahest nicht.
Ich sahe dich, und deine Blicke schimmern
von andern Sonnen, und du sahest nicht.
Ich sahe dich, und deine Lippen bebten
von andern Lauten, und du sahest nicht.
Ich sahe dich und sah in jener Stunde:
du bist der fremde, und der einsam ist.
Ich sahe dich und sah in jener Stunde
zu Häupten deinen Kranz und liebte dich!

 
 

Freundschaftlicher Rat

Wer wirklich wichtig ist, erklärt hier der Freund dem Freunde in einem Freundschaftsgedicht – wie freundlich.

Endrikat: Einem Freund ins Stammbuch

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Gedicht über echte Freundschaft

Ein Gedicht als Vorlesung über echte Freundschaft bietet Friedrich von Bodenstedt. Der Schluss ist von Sprichtwortqualität.

Bodenstedt: Freundschaft

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Gedicht über Freundinnen

In diesem Gedichte folgt eine kurze Geschichte über zwei Freundinnen. Die eine fuhr fort, die andere blieb am Ort, doch die Trennung wollte so gar nicht beginnen.

Ringelnatz: Abglanz

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Wilhelm Busch über Freunde

Nun gut: Wilhelm Busch kann beim Thema Freunde nicht ganz ernst bleiben, aber er meint es gar nicht so. Das ist nur das lyrische Wir, das da spricht.

Busch: Es ist halt schön ...

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Rückblick in aller Freundschaft

Je älter man wird, desto mehr Freunde hat man unter den Toten. In diesem Gedicht ist ein wohlmeinender Ratschlag enthalten, wie man damit umgehen sollte.

Wassili Andrejewitsch Schukowski · 1783-1852

Erinnerung

Von den Gefährten, die dereinst im Lebensmeer
uns starker Halt und Trost in treuer Freundschaft waren,
sprich traurig nicht. „Sie sind nicht mehr",
nein, – sprich mit Dankbarkeit: „Sie waren“.

Aus dem Russischen übertragen von Karl Roellinghoff

 
 

Blick zurück und nach vorn

Auch Freundschaften haben am Ende ein Ende und doch: Neue Freunde warten überall, ein langes Stück des Wegs gemeinsam zu gehen.

Rudolf Leonhard · 1889-1953

Alle Jugendfreunde ...

Alle Jugendfreunde außer mir haben Selbstmord begangen.
Ich lebe doch.
Alle Manuskripte sind verlorengegangen.
Ich schreibe noch?
Alle Vorräte sind ausgetrunken und aufgegessen.
Alle Kleider sind verbleicht und von Motten zerfressen.
Alle Adressen habe ich längst vergessen.
Alle Wege zerrissen in ein scharfrandiges Loch.

Neue Freunde sind aus dem Unbekannten gekommen.
Wir haben denselben, den großen Weg genommen.
Wir gehen gemeinsam über Schroffen und Joch.
Wir sind gefallen und aufgestanden und höher geklommen.
Freunde alle, Freunde immer, mit denen ich weiter geh,
in Kraft gemeinsam hingehe in Jubel und Weh.
Ich gehe und schreibe und lebe doch noch,
mehr als je.

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