Gedichte über Einsamkeit 2
Auch wenn man im 19. Jahrhundert und davor nicht allein auf irgendwelche Bildschirme gestarrt hat, gab es auch damals schon viel Einsamkeit, die in Gedichte geflossen ist. Allen voran haben die Romantiker einiges an Gedichten zu diesem Thema zu bieten.
Nächtliche Einsamkeit
Das Lob der Einsamkeit in der Nacht singt Eichendorff in diesem Gedicht. Die guten Seiten der Nacht zu zeigen, war bei den Romantikern ein typisches Thema.

Ein Gedicht über einsame Wege
In diesem Gedicht vermischen sich Einsamkeit und Sehnsucht nach dem großen Schlaf.

Kommentar:
Das Gedicht ist Bestandteil des Liederzyklus Winterreise, in dem Franz Schubert 24 Gedichte von Wilhelm Müller vertont hat.
Am Rande der Verzweiflung
Die Einsamkeit eines Menschen im Universum beschreibt Conrad Ferdinand Meyer und balanciert dabei nahe an der Depression.

Gedicht über die Kraft der Einsamkeit
In diesem Gedicht wird die Einsamkeit gepriesen als Möglichkeit über die Welt nachzudenken.

Die Verführung der Einsamkeit
Nietzsche versucht in der Einsamkeit, dem Folgen und Führen zu entkommen, wobei die Reimanordnung etwas eigenartig ist. Auch sie widersetzt sich, von traditionellen Maßstäben geführt zu werden.

Die heilende Kraft der Einsamkeit
Die bewusste Abkehr vom menschlichen Treiben wird in diesem Gedicht empfohlen, um mit dem eigenen Leid fertig zu werden. Heutzutage würde man ja eher empfehlen „Rede darüber mit jemandem“.
Wilhelm Jensen · 1837-1911
Geh’ hinaus mit deinem Leid ...
Geh’ hinaus mit deinem Leid,
Geh’ hinaus in die Einsamkeit!
Was willst du mit deiner welken Blume
In dem Tanzsaal unter den Tänzern!
Was willst du mit deinem Heiligtume
Unter den Schwätzern und Scharwenzern,
Unter den Roben und unter den Fräcken,
Unter den gaffenden Laffen und Gecken!
Geh’ hinaus mit deinem Lied
In die heilige Einsamkeit!
Geh’ hinaus in die Nacht, in den Sonnenschein,
In den Sturm, in die Stille – doch geh’ allein!
Hin über die Heide, das schwankende Moor,
Durch den rinnenden Sand, durch das sausende Rohr!
Und nur mit dir selber, weiter hinaus
An des Meeres unendliches Wogengebraus.
Wo Wellen kommen und Wellen gehn,
Wie es vor dir geschah, wie’s nach dir wird geschehn.
Und sie rauschen ins Herz dir und grüßen dein Leid
Mit den ewigen Stimmen der rollenden Zeit.
Und hinaus geh’ zum Wald, in den murrenden Tann,
Auf dem einsamen Bergpfad durchs Dunkel hinan,
Bis der Triften grünes Licht dir winkt,
Bis die Lippe die kühlende Hochluft trinkt!
Dort erklimme der Felswand graues Gestein,
Wo dir zu Häupten der Himmel allein,
Wo nur der Wind dir die Stirn noch umrauscht,
Den Stimmen des Weltalls dein Ohr noch lauscht.
Und dann blick’ auf die Welt, die zu Füßen dir siecht,
Die du drunten verlassen, die unter dir kriecht
Wie Gewürm, das den Kehricht der Gassen belebt,
Das den Moder durchgräbt, bis sich’s in ihm begräbt –
Und Ruh’ wird dir werden,
Und Stolz wird das Herz, und die Seele wird weit,
Von Ahnung umschauert: Ein großes Leid
Sei das Höchste der Erden.
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Kommentar:
Den Schlussteil mit den Würmern finde ich etwas zu deftig, doch ich wollte nicht zu kritisch sein. Dieses Gedicht ist nämlich eine Internetpremiere, es ist bisher nicht im Netz erschienen. Und das ist gar nicht so einfach, noch Gedichte zu finden, die etwas hermachen und weder bei Google-Books, dem Gutenbergprojekt oder Zeno.org erfasst sind, die systematisch gemeinfreie Werke digitalisieren.
Aus der Welt
Rückert schreibt hier von einem, der froh ist, dem Weltengewimmel in die Einsamkeit entkommen zu sein.

Gedicht über gewünschte Einsamkeit
In diesem Gedicht über die Einsamkeit werden die Schattenseiten ausgekostet, die jedoch wiederum ihre ganze eigenen Glücksmomente haben.

Einsamkeit und Schweigen
Allein lässt sich gut schweigen, und das ist der Stimme dieses Gedichts gerade recht.

Wilhelm Busch über Einsamkeit
Wilhelm Busch macht sich in diesem Gedicht die Einsamkeit auf seine typisch spöttelnde Art zu eigen.

Einsame Achterbahnfahrt
Das ganze Wohl und Wehe der Einsamkeit hat Eichendorff in ein Gedicht gepackt, von zu Tode betrübt bis himmelhochjauchzend.

Im Gefängnis
Ein eher metaphorisches Gefängnis ist in diesem Gedicht die Einsamkeit. Auch eine metaphorische Kavallerie scheint nicht in Sicht.
Emily Dickinson · 1830-1886
Ich höre nie das Wort „Entkommen“ ...
Ich höre nie das Wort „Entkommen“,
ohne dass mein Blut sich regt,
meine Erwartungen steigen –
zum Flug bin ich bereit!
Ich höre nie, dass Militär
ein Gefängnis niederreißt,
kindisch rüttel ich an meinen Gittern
und scheitere erneut!
(Aus dem Englischen übertragen von Hans-Peter Kraus)
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Ein Gedicht über Einsamkeit von Rilke
Fast schon eine Warnung ist Rilkes Gedicht, denn in der einsamen Verborgenheit wacht etwas, das besser nicht herausgelassen wird.

Nicht allein, aber einsam
Einen tiefen Blick in die Einsamkeit tut dieser österreichische Dichter, der anscheinend die Einsamkeit in all ihren Facetten kennt.

Allein unterwegs
Dieses Gedicht über Einsamkeit beschreibt ein seltsames Großstadt-Phänomen: Je mehr Menschen in der Nähe sind, desto weiter sind sie entfernt.

Herbsteinsamkeit
Die möglicherweise trübste Zeit für Einsamkeit ist der späte Herbst; kein Wunder, dass das Ich in diesem Gedicht auf dumme Gedanken kommt.

Unmöglichkeit der Nähe
In diesem Gedicht über die Einsamkeit liefert der Dichter die brutalstmögliche Aufklärung, dass Einsamkeit unausweichlich ist, weil Nähe nur Schein. Na, vielen Dank auch.
Thassilo von Scheffer · 1873-1951
Einsamer werd ich nicht im Grabe liegen
Einsamer werd ich nicht im Grabe liegen,
Als einsam ich schon hier im Leben bin.
Ins tiefste Herz dringt nie ein anderer hin,
Und wenn dich tausend Liebesarme wiegen.
Was nutzt es dir, dich stumm in sie zu schmiegen?
Du ziehst allein gleich einem Stern dahin
Im dunklen Raum und suchst nach Ziel und Sinn,
Und alle anderen siehst du fern entfliegen.
Ein jeder ist ein abgeschlossen Stück,
Und alle Sehnsucht, alles heiße Fühlen
Kehrt schließlich doch enttäuscht zu sich zurück.
Dann bergen wir die Augen in den kühlen,
Entleerten Händen, wissend, wie das Glück
Zerrinnt, gleich Wellen, die ans Ufer spülen.
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Das wahre Ausmaß der Einsamkeit
Das wahre Ausmaß der Einsamkeit zeigt sich, wenn um einen herum das Leben tobt oder feiert oder einfach schön ist:

Einsamkeit in der Nacht
Was man alles hört in der Nacht, wenn man allein ist, darum geht es in diesem Gedicht.

Akustische Täuschung
Auch das kann passieren, wenn man einsam ist: Man hört Dinge, die man sich vielleicht mehr wünscht, als dass sie Realität sind.




