Kurze Trauergedichte
Die kurzen Trauergedichte auf dieser Seite haben maximal acht Zeilen, was gerade Platz lässt für einen wichtigen Gedanken zum Tod. Der Rest ist Schweigen, und so soll es ja eigentlich auch sein.
Übers Wiederkommen
Dieses kurze Trauergedicht beschwört nicht das Wiedersehen, sondern das Wiederkommen. Der Tod wäre demnach nur eine kurze Erholungspause.
Emanuel Mireau · geb. 1974
Der Tag, an dem wir Erde werden
Der Tag, an dem wir Erde werden,
Das ist kein Tag der Trauer.
Wir geben nur zurück, was wir genommen
Und ruhen aus bis unsre Zeit gekommen.
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Mythologisches Trauergedicht
Dieses Trauergedicht greift auf die Mythologie der alten Griechen zurück. Charon war ein Bruder von Thanatos, dem Gott des Todes, und brachte die Toten als Fährmann über den Fluss in den Hades.
Emanuel Mireau · geb. 1974
Fürchte dich nicht
Der Tod hat einen Bruder
seit Ewigkeiten schon.
Er steht im Boot am Ruder,
er kennt den großen Strom,
und wird dich sicher leiten
ins Land der schönsten Zeiten.
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Trauer und Erinnerung
Die Wendung des Todes in ein „Unvergessen“ ist Thema dieses Kurzgedichtes.
Hans Retep · geb. 1956
Das Versprechen
Eine Flamme ist erloschen.
Dunkler wurd es uns auf Erden.
Doch für immer sei versprochen:
Nie sollst du vergessen werden.
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Tod und Wiedersehen
Unverkennbar greift dieses kurze Trauergedicht den naheliegenden Reim Eichendorffs auf. Und noch eine Anleihe: Das gegen das Metrum gebürstete doch ist aus Emanuel Geibels Frühlingsgedicht Hoffnung bekannt.
Hans Retep · geb. 1956
Bis dann
Und wieder mal ist einer gegangen,
dort hin, wohin wir alle gehn.
Vergessen wir das Sorgen und Bangen,
wir werden uns doch wiedersehn.
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Vollendetes Leben
Da könnte man fast neidisch werden, wenn jemandem dieses kurze Trauergedicht gewidmet wird. Offensichtliches war es ein gutes Leben.
Emanuel Mireau · geb. 1974
Dies ist kein Tag der Trauer …
Dies ist kein Tag der Trauer,
du hast den Lebenskreis vollendet.
Die Zeit wird uns nicht grauer,
denn über jene unsichtbare Mauer
erstrahlt dein Licht,
von dem du uns so viel gespendet.
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Ein bitteres Trauergedicht
Die Besten sterben jung, heißt ein alter Spruch. Und warum ist das so? Der Dichter spricht’s aus:
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Nachruf
Sei froh, dass du gestorben bist,
denn hier geht’s stets im alten Trott.
Die Welt bleibt, was sie dir gewesen ist,
den Guten das Schafott.
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Trauer und Telefon
Es gibt sicher einige Menschen, mit denen man am Telefon mehr spricht als persönlich. Von daher ist Telefon-Trauer auch ein Zug der Zeit.
Gotelinde Seumel-Kraemer · geb. 1979
aufgelegt
ein gespräch noch offen
versprochen und nicht gehalten
du warst belegt
ich beschäftigt
nun ist der gesprächsfaden gerissen
die leitung tot
du bist gegangen
leise
und hast für immer
aufgelegt
(gewidmet Dr. Luise Kurz 1931-2018)
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Ein kurzes Trauergedicht von Eichendorff
Der Klassiker unter den kurzen Trauergedichten spiegelt die Erwartungshaltung wider, die man früher (und vielleicht auch noch heute) an ein Leben nach dem Tod hatte.

Ein Trauerspruch
Dieses zweizeilige Trauergedicht verwendet das Bild des Schlafens, wie ja auch bei den alten Griechen der Schlaf und der Tod (Hypnos und Thanatos) als Brüder galten.
Friedrich Hebbel · 1813-1863
Frommer Spruch
Wie von den einzelnen Mühen und Lasten des Lebens im Schlummer
Ruht man vom Leben selbst endlich im Tode sich aus.
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Kommentar:
Das ist übrigens ein klassisches Distichon, also erster Vers ein Hexameter und zweiter ein Pentameter mit dem Hebungsschema
XxxXxxXxxXxxXxxXx
XxxXxXXxxXxxX.
Licht und Schatten
Der Tod als die Befreiung von allen Schatten und Eintauchen ins Licht ist das Thema dieses kurzen Trauergedichts.

(Aus dem Persoschen übertragen von Klabund)
Geschlossenes Fenster
Am „Fenster zur Seele“, wie die Augen auch genannt werden, knüpft der Dichter in diesem kurzen Gedicht die Trauer an.
Oscar Blumenthal · 1852-1917
Zwei Augen
Zwei Augen, aus denen mein Glück gelacht,
sie sind erblindet in ewiger Nacht.
Zwei liebe Augen, die mir gefunkelt,
sie sind für immer vom Tod umdunkelt.
Nun wand’r ich durch eine lichtlose Welt –
nur von den zwei Augen war sie erhellt.
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Ferne und Nähe im Tod
Ein Trauergedicht über die unüberbrückbare Entfernung im Tod, die zugleich eine zunehmende Nähe ist.

Ort der Erinnerung
Justinus Kerner beschreibt den Ort, an dem man sich am besten an einen Toten erinnern kann.



