Gedichte über Vergänglichkeit 2
Der Barock ist berühmt für seine ausgiebige Behandlung der Vergänglichkeit oder Eitelkeit, wie man damals auch sagte, doch danach haben Dichter das Thema ebenso immer wieder aufgegriffen. Die Sammlung hier reicht bis ins 19. Jahrhundert. Fürs 20. Jahrhundert und später ist Seite 1 der Gedichte über die Vergänglichkeit zuständig.
Vergänglichkeit im Barock
Die Barocker kannten sich aus mit Vergänglichkeit, es waren damals harte Zeiten, nicht nur des dreißigjährigen Krieges wegen. Dieses Gedicht wird zum Schrecken vieler Schüler immer noch gerne für Interpretationsübungen herangezogen. Da kommt der Link unter dem Text gerade recht.

Erinnerung an den Barock
Dieses Gedicht über Vergänglichkeit aus dem 19. Jahrhundert erinnert an die barocken Gedichte zum gleichen Thema. Es ist jedoch nur eine vage Erinnerung, wie auch die Reimstruktur (drei Vierzeiler und ein Zweizeiler) nur vage an die Form des Shakespeare-Sonetts erinnert. Es ist eben alles vergänglich.

Carpe diem vs. Vergänglichkeit
„Pflücke den Tag“ als Schmerzmittel gegen die Vergänglichkeit war auch schon im Barock bekannt. Mit dem antithetischen Aufbau des Gedichts erinnert Gustav Falke ebenfalls an eine bevorzugte Argumentationsform der Barocklyrik.

Noch mal: Carpe diem vs. Vergänglichkeit
Mit einfachen dichterischen Mitteln des 19. Jahrhunderts setzt Ferdinand Sauter sein „Pflücke den Tag“ gegen die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.

Vergänglichkeit einer Rose
Möglicherweise geht es in diesem Gedicht um die Vergänglichkeit einer Rose, möglicherweise hatte die Dichterin aber anderes im Sinn.
Emily Dickinson · 1830-1886
Niemand kennt diese kleine Rose ...
Niemand kennt diese kleine Rose –
Sie könnte eine Pilgerin sein,
hätt’ ich sie nicht vom Weg genommen
Und dir dargereicht.
Nur einer Biene wird sie fehlen –
Nur einem Schmetterling,
Eilend von weiter Reise –
Um an ihrer Brust zu liegen –
Nur ein Vogel wird sich wundern –
Nur ein Windhauch wird seufzen –
Ach, Kleine Rose – wie leicht
Ist es dir zu sterben!
(Übertragen aus dem Englischen von Hans-Peter Kraus)
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-5-162.php#1748
Kommentar von Hans-Peter Kraus zur Übertragung:
Im Original ist ein Reim von „butterfly“ über „lie“ und „sigh“ zu „die“ enthalten. Diese Reimkette ist sicher nicht unwichtig, doch sie im Deutschen nachzubauen, hätte das Gedicht wahrscheinlich nicht „überlebt“, deshalb habe ich mich eher am Wortlaut orientiert, als versucht, Formalien nachzustellen.
Vergänglichkeit der Schönheit
Für einen barocken Dichter hat sich Martin Opitz bei diesem Gedicht über Vergänglichkeit sehr zurückgenommen. Normalerweise wären seitenweise Vergleiche gefolgt, die dann am Schluss statt in einem in vielen Versen zusammengefasst worden wären.

Lesetipp:
Vergänglichkeit der Schönheit? Gibt’s da nicht ein Gedicht, das genauso ... richtig, gibt es: Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.
Vergänglichkeit für alle
Die Vergänglichkeit macht in diesem Gedicht vor nichts und niemandem halt, selbst vor der kleinen blauen Kugel nicht.

Gedicht vom Fortgehen
Auf sehr eigene Art wird in diesem Gedicht die Vergänglichkeit aller Dinge dieser Welt gezeigt. Des Menschen Gang ist eben auch kein anderer.
Ludwig Graf Holstein · 1840-1911
Herbst
Vater, die Schwäne, wo fliegen sie hin?
Fort – fort –
Flügel die strecken sich, Hälse die recken sich,
Singend noch hör ich sie ziehn ...
Fort – fort –
Und keiner weiß wohin!
Vater, die Wolken, wo segeln sie hin?
Fort – fort –
Lenzlüfte tragen sie, Herbststürme jagen sie
Über die Meere so kühn,
Fort – fort –
Und keiner weiß wohin!
Vater, die Tage, wo laufen sie hin?
Fort – fort –
Rollen und schweifen sie, kann doch nicht greifen sie,
Spurlos ins Dunkel sie ziehn ...
Fort – fort –
Und keiner weiß wohin!
Vater, die Menschen, wo gehen sie hin?
Fort – fort –
Augen die senken wir, Trauriges denken wir,
Seufzend in irdischen Mühn:
Fort – fort ...
Doch keiner weiß wohin!
Übertragen aus dem Dänischen von Irene Forbes-Mosse
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-5-162.php#2814
Die Vergänglichkeit der Blumen
„Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Feld“, heißt es in der Bibel (Psalm 103). Das haben sicher auch die Dichter dieses Volkslieds über die Vergänglichkeit gewusst.

Vergänglichkeit und Traum
Das Gedicht eines alten, weisen Dichters verbindet Vergänglichkeit und Traum. Auch wenn es zuerst so klingt, als ob dieses Gedicht die bekannte Platte von „Das Leben ist nur Traum-Schaum“ auflegt, greift der Schluss doch wesentlich höher und weiter.
Wolf Graf von Kalckreuth · 1887-1906
Dem Meer gleich, das am Strand verschäumt ...
Dem Meer gleich, das am Strand verschäumt
Im bleichen Wechselspiel der Wellen,
Ist unser Leben rasch verträumt,
Entströmt in allzu reichen Quellen.
Von allen, die sich uns gesellen
Beim Glanz der Täuschung, bleibt uns kaum
Im Untersinken und Zerschellen
Erinnerung an einen Traum.
Was du getan hast und versäumt,
Verfließt im Strom, dem flüchtig schnellen,
Ob du dich kämpfend aufgebäumt,
Ob du zu schwach warst, dich zu stellen ...
Das Leben ist der Segel Schwellen
Fern von dem warmen Ufersaum –
Ein huschend Glitzern der Libellen –
Erinnerung an einen Traum.
Dem Pferd, das die Gewohnheit zäumt,
Gleichst du, den Tag und Jahre fällen.
Dann wirst du aus dem Weg geräumt,
Dass andere dein Feld bestellen.
Wohl mag es dir das Herz vergällen –
Dein Wort war leer, dein Werk war Schaum ...
Doch wird die leise Freude quellen –
Erinnerung an einen Traum.
Von Lebenshöhen, aus stillen Zellen –
Es werden einst im Zeitenraum
Die Taten, die die Welt erhellen
Erinnerung an einen Traum.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-5-162.php#2794
Vergänglichkeit in Wiederholungsschleife
Sehr eindringlich wirken die Wiederholungen in diesem Gedicht zur Vergänglichkeit. Etwas merkwürdig ist, dass der Reim fast schon in der Mitte eines Verses beginnt.

Vergänglichkeit mit Rosen
Rosen sind das zentrale Bild dieses Gedichts über Vergänglichkeit, das mit einem „Carpe diem“ beginnt.

Die Vergänglichkeit der Dinge
Hier ist die Vergänglichkeit all der Dinge und Wichtigkeiten in Anbetracht des Sterbens das Thema. Schön ist der Schluss.

Ohne Wiederkehr
Ein Gedicht über das Phänomen, das wohl jeder irgendwann verspürt, nämlich den Wunsch, Dinge zurückzurufen, die einen einst glücklich gemacht haben. Aber wie schon die alten Griechen wussten: Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.
Dmitri Nikolajewitsch Zertelew · 1852-1911
Versuche nicht, ins Leben neu zu rufen ...
Versuche nicht, ins Leben neu zu rufen,
was einst dir deinen Lebensweg erhellt,
was deiner Träume Seligkeiten schufen,
was einst dir Hoffnung war und Zauberwelt.
Die alten Träume kehren nimmer wieder,
nie flammt von neuem auf das lichte Glück, –
die Fesseln drücken es im Grabe nieder
und geben ihre Beute nie zurück.
Und dringst du doch in rasendem Verlangen
ins dunkle Reich der lieben Schatten ein,
so wirst du dennoch stumm und leidbefangen
entfernt von deinen Heiligtümern sein ...
Aus dem Russischen übertragen von Karl Roellinghoff
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-5-162.php#2049
Innere Vergänglichkeit
Besonders trostreich ist dieses Gedicht nicht. Es ist eine Klage über die innere Vergänglichkeit: Gefühle verblassen, die Pose hilft nicht mehr gegen die Müdigkeit.

Kindheit und Alter
Mit einem traumhaften Sprung zurück und wieder nach vorn verdeutlicht Eichendorff die rasche Vergänglichkeit des Menschen.




