Trauergedichte Kinder
Wenn ein Kind stirbt, ist dies wohl am schwersten zu ertragen, denn es sollte doch eigentlich noch ein ganzes Leben folgen. In den Gedichten dieser Seite haben sich die Dichter der Trauer um ein Kind angenommen, oft genug – u.a. bei Friedrich Rückert – resultierten die Gedichte aus eigenem Erleben.
Trauergedicht für ein Kleinkind
Das folgende kurze Trauergedicht könnte sich als tröstendes Wort für den Fall eignen, der Eltern ganz besonders weh tut.
Ruth Holwede · um 1900
Der Erde Staub
Der Erde Staub – er war für dich zu schwer!
Du schütteltest im Kampf die zarten Glieder:
Und sieh! Es wuchsen Flügel um dich her –
Du wardst zum Engel wieder!
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Ein weiteres Trauergedicht für ein Kleinkind
Hier versucht sich Gottfried Keller in Erinnerung und Trost beim Tod eines Kleinkindes.

Trauergedicht einer Mutter
Eine in Vergessenheit geratene Tradition – das Nähen eines Totenkleides – ist das Hauptthema in diesem Gedicht bei der Trauer um ein Kind.
Mia Holm · 1845-1912
Die Nadel fliegt, die Wangen brennen
Die Nadel fliegt, die Wangen brennen,
Und Trän’ um Träne rollt und rinnt:
Das letzte Kleid, das ich dir nähe,
Das allerletzte, liebes Kind.
Dies letzte Kleid ist weiß und duftig,
Dein erstes Kleidchen war es auch,
Und so wie damals stehen heute
In hellen Blüten Baum und Strauch.
Als ich das erste Kleid dir nähte,
Da lachten wir und trieben Scherz;
Und jetzt ist jeder Stich der Nadel
Ein Stich in mein zerrissnes Herz.
Das erste Kleid war halb vertragen,
Dies letzte hält wohl länger aus:
Du spielst nicht mehr in Gras und Blumen,
Du gehst nun in ein stilles Haus.
Ein stilles Haus in stiller Erde,
Wie eine Wiege schmal und klein;
Ich aber muss hier weiter leben
In Kämpfen, Schmerzen und – allein.
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Noch ein Trauergedicht einer Mutter
Dieses Trauergedicht wirkt deshalb so berührend, weil man selbst beim leisen Lesen etwas sehr Alltägliches mithört und die Stille danach umso bedrückender ist.
Helene Diesener · 1852-?
Die trippelnden Füße
Eilt ich durch die Räume im flüchtigen Schritt,
So trippelten sicher zwei Füßchen mit.
Wohin mich auch immer das Tagwerk gebracht,
Zwei Äuglein, die haben mich angelacht,
Zwei Füßchen, die waren flink wie der Wind,
Die folgten dem Mütterlein geschwind.
Nun ruht, was des prickelnden Lebens voll,
Und einst vor Jugendlust überquoll!
Doch ich ziehe wie damals durch das Haus
Und höre im Lärm die Schritte heraus.
Sie folgen mir in der Stunde Kreis,
Sie huschen hinter mir, flüchtig und leis.
So leis wie ein Hauch und doch so schwer,
Wo nehmen die Füßchen die Kraft nur her?
Sie treten nieder mein Ährenfeld,
– Du hast es geboten, Herr der Welt –
Die trippelnden Füße, die doch ruhn,
Wie können sie weh dem Herzen tun!
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Barockgedicht zum Tod eines Kindes
Der Tod eines Kindes ist ein besonders einschneidender für die Hinterbliebenen. In diesem Trauergedicht nutzt Paul Fleming dies zu einer Abrechnung mit dem Selbstbild der Menschen.

Friedrich Rückert zum Tod eines Kindes
Dieses Gedicht ist biographisch bedingt. Rückert verlor zwei Kinder an den Tod und verarbeitete dies in der Sammlung Kindertodtenlieder.

Totenklage
In der Form eines Ghasel stimmt der Dichter hier seine Totenklage an. Ein Ghasel ist dadurch gekennzeichnet, dass nach einem Paarreim ein steter Wechsel zwischen ungereimten Versen und weiteren Reimen zum Paarreim folgen. Da in diesem Trauergedicht sogar ein identischer Reim verwendet wird, ergibt sich daraus die Intensität der Klage.

Trauer um einen Engel
Bei einem früh verstorbenen Kind ist die Verbindung von Unschuld und Engel schnell geschaffen. Und doch erleichtert es die Trauer nicht, wie die letzte Strophe dieses Gedichts zeigt.

Frühlingstotenklage
Dieser zugleich schöne und brutale Satz „Das Leben geht weiter“ macht auch vor einem toten Kind im Frühling nicht Halt.

Jung verstorben
Beinahe nebenbei und mit großer Sanftheit wird in diesem Gedicht das Ende eines Lebens in jungen Jahren mitgeteilt.
Thassilo von Scheffer · 1873-1951
Ein junges Ende
Du warst ein Kind, und deine Schönheit wuchs,
In deine Augen kam ein feiner Glanz,
Der Glieder Weichheit ward zum wilden Tanz,
Fremd war dein Lächeln alles Erdentrugs.
Die Sehnsucht schwellte deiner Lippen Glut
Und ließ ein Leuchten auf der Stirn entstehn:
So sind die Wellen, die zum Ufer gehn,
Wenn abends drauf die rote Sonne ruht. – –
Die Dämm’rung kam. In seiner blassen Pracht
Entwuchs der Mond dem Walde weich und lind
Und zeigte still den Sternen und dem Wind,
Wo sie dich heut zu früher Ruh gebracht.
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Trauerneid
Dieses Trauergedicht spielt auf eine Wendung an, die man oft im Zusammenhang mit dem Tod eines Kindes oft hört: Wer weiß, was ihm erspart geblieben ist.
Rolf Wolfgang Martens · 1868-1928
Als mein Brüderchen starb ...
Als mein Brüderchen starb,
habe ich bitterlich geweint.
Jetzt,
nach dreißig Jahren,
beneide ich ihn.
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