Trostgedichte 1
Ein paar gute Worte zur rechten Zeit können Wunder wirken, weil sie den Gedanken eine andere Richtung geben als immer tiefer ins dunkle Loch. Gedichte verfügen über eine Sprachmagie, die gerade recht kommt, wenn Trost gefragt ist. Also hoffe ich, dass hier für die verschiedensten Fälle das richtige Gedicht dabei ist.
Humorvolles Trostgedicht
Die einfachste Grundregel des Trostes zu Beginn: Nie den Humor verlieren.

Trostreime
Reime im Dreierpack sollen in diesem Gedicht für Trost und Aufmunterung sorgen. Mit der Kombination Ziegen-Geigen-Drachen dürfte das sicher gelingen, oder?
Hans Retep · geb. 1956
Wenn Tage sind wie Ziegen ...
Wenn Tage sind wie Ziegen,
Und deine Laune biegen,
Dann lass sie einfach liegen.
Jedoch sind sie wie Geigen
Und wolln dir Schönes zeigen,
Dann lass den Drachen steigen.
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Trostgedicht für ein Kind
Was heute schwer noch drückt, ist morgen wieder vergessen, so lautet die Trostbotschaft dieses Gedichts.

Trost im Schlaf
Das Vergessen im Schlaf preist Arno Holz als Trost an, wobei er trotz der modern erscheinenden Versstruktur Reime einsetzt, um dem Text die notwendige tröstende Harmonie zu geben.
Arno Holz · 1863-1929
Nachts ...
Nachts,
Punkt zwölf Uhr,
strecke ich mich
nieder.
Auf
acht Stunden
sterbe ich wieder.
Oder
wird es
für „ewig“ sein?
Über meine Lider
blaublütentauperlt Paradiesesschein!
Nichts ... mehr hören! Nichts ... mehr wissen!
Sanft
betten mich
die weichen Kissen!
Komm, o komm,
du
süßer Schlaf!
Mach mich wieder ... „gut und brav“ ... Mach mich wieder ... „froh und jung“!
Lösch aus in mir
die
Erinnerung!
Tröstend
sänftigen mich
die Kissen,
nichts mehr ... hören, nichts mehr ... wissen!
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Trost in der Zweisamkeit
Von den Pferden lernen, heißt trösten lernen, so könnte man dieses Trostgedicht zusammenfassen.

Wo Licht ist, da ist auch Trost
Licht als Symbol der Hoffnung und des Trostes mag keine neue Idee sein, aber in diesem Gedicht wird sie interessant und neu verkleidet.
Wolfgang Rinn · geb. 1936
Weggefährtin
Eine kleine Trauer
hat sich auf den Weg gemacht
und bei mir angeklopft,
an mich gedacht.
„Komm, lass uns miteinander
so wie Freunde gehen,
dann werden wir
am Ende unseres Dunkels sehen
ein helles Licht,
das ernsthaft Suchende
auch fernerhin begleitet
und unbemerkt
in ihrer Einsamkeit geleitet.“
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Trost von oben
Wahrscheinlich an Frau Luna, die Göttin des Mondes, gerichtet ist dieses dankbare Trostgedicht.
Rolf Wolfgang Martens · 1868-1928
Wenn Weh mich drückt ...
Wenn Weh mich drückt,
wenn um meine Seele drohend die schwarzen Wasser steigen,
kommst du herab.
Du,
Ewige,
mit allen deinen Sternen!
Sanft
rührst du die Harfe.
Jede Last wird leicht.
Ich weiß:
auch aus dem Schlimmsten sprießen zuletzt doch Rosen!
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Ententrostgedicht
Es gibt so Tage, an denen einem die ganze Welt zuwider ist. Trost kann man jedoch finden, wo man ihn wahrscheinlich nie vermuten würde.
Georg Stolzenberg · 1857-1941
Ich schlendre den Kanal entlang ...
Ich schlendre den Kanal entlang,
die Lippen zusammengekniffen.
Bande! Alle! Ich, du, er, sie, es!
Automaten, gefüllt mit Bosheit.
Auf dem Wasser
in jedem Wellenring eine wilde Ente.
Sie schwimmen heran.
Ich füttre sie.
Wir schließen Freundschaft.
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Ein Aufmunterungsgedicht
Manchmal sind es Winzigkeiten im Erdenrummel, die plötzlich für den Umschwung sorgen, behauptet zumindest dieses Trostgedicht.

Wettertrost
Selbst wenn das Wetter nicht ganz bei Trost ist und erst Regen und dann Schnee serviert, kann Trost darin liegen, wie dies Gedicht demonstriert.
Emil Alphons Rheinhardt · 1889-1945
Trostnacht
Noch gestern nahm mich Regen mit
Und Fortgehn in Verzweiflung glitt,
Ein Klumpen Tod, den Nachtfluss abwärts.
Kein guter Mensch sagt wir mit mir.
Und doch, in dem „Nimm hin, verlier’!“
Ist Anmut vielen Lebens.
Stadt atmet rein im Kindheitsschnein,
Schneebenedeien glänzt mich klein
In alle große Zauberein
Der Anmut vielen Lebens.
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Trost und Trauer
Einige Überlegungen zum Wechsel von Trauer und Trost bietet dieses Gedicht mit tröstlicher Tendenz.
Otto zur Linde · 1873-1938
Trauer
Wolle nicht die Trauer bannen,
Aber zwing sie nicht zum Stehn.
Geht sie, lass sie frei von dannen,
Steht sie, heiße sie nicht gehn.
Lade nicht die Trauer ein,
Sie zu zeigen im Salon.
Will sie aber bei dir sein,
Bleib – und eile nicht davon.
Trauer ist ein müder Gast,
Gib ihr Labung, gib ihr Pflege.
Neu gestärkt nach sanfter Rast
Zieht sie dankend Ihrer Wege.
Trost und Trauer sind ja Schwestern,
Teilen ihre Arbeitszeit.
Ist vorbei der Trauer Gestern,
ist Trosts Morgen schon bereit.
Wetter oder Sonnenschein,
Beide kamen himmelwärts.
Trauer brennt das Herz dir rein,
Trost heilt deiner Wunde Schmerz.
So der Balsam wie die Wunde
Sind dir Zeichen der Genesung.
Ist dir Trauer Krankheits Kunde,
Naht der Trost dir als Erlösung.
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