Unterm Lyrikmond

Gedichte lesen, schreiben und interpretieren

Gedichte über Todessehnsucht 2

Todessehnsucht als Thema kannten auch die die Dichter vergangener Jahrhunderte, aber eben nur als Thema. So traurig und sehnsüchtig ein Gedicht auch erscheinen mag, bei jedem der hier vorgestellten Dichter folgten noch viele mehr. Es geht in diesen Gedichten über Todessehnsucht also mehr darum, sich mit einer bestimmten Stimmung poetisch auseinanderzusetzen als tatsächlich lebensmüde zu sein.

 
 

Gedicht eines Lebensmüden

In aller Kürze fasst Hölderlin ein Leben zusammen und kommt zu einer traurigen Schlussfolgerung.

Hölderlin: Das Angenehme dieser Welt ...

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Der lange Schlaf

Nachdem das Leben ausgekostet wurde mit allen Hochs und Tiefs, sehnt sich das lyrische Ich in diesem Gedicht nach dem langen Schlaf, auch Tod genannt.

Halm: Müdigkeit

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Frühlingstod

Wenn einen auch der Frühling nicht mehr locken kann, dann ist es wohl Zeit zum Schlafengehen.

Hertz: Unter blühenden Bäumen ...

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Ein Gedicht über Todessehnsucht von Schiller

Schiller greift auf griechische Vorbilder bei seiner Phantasie zum Jenseits zurück, ohne jedoch Namen zu nennen.

Schiller: Sehnsucht

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Warten auf den Tod

Aus dem Leben gegriffen sind die Beschreibungen des Tiefpunkts bei Bierbaums Gedicht, der zeigt, dass eine Tür nicht nur Zugang bietet, sondern auch ein Mittel zur Abschottung sein kann.

Bierbaum: Müde

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Abendmüde

Ein Abend ist nicht immer ein Abend, er kann auch ein Lebensabend sein, und wenn man am Lebensabend müde ist, dann ist schlafen gehen nicht nur schlafen gehen.

Bierbaum: Am Abend

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Herbst des Lebens

Wenn das Beste, was man sich vorstellen kann, ist, wie ein Blatt am Boden zu liegen, dann stehen die Lebenszeichen auf Abschied.

Max Herrmann-Neiße · 1886-1941

Die Blätter fallen

Die Blätter fielen. Nichts begehr ich mehr,
als diesem welken Laube gleich zu liegen,
ganz ohne Wiederkehr nichts wissen mehr
von meines Lebens Kämpfen, Stürzen, Siegen.

Naht nicht ein Winter, den kein Lenz erlöst,
dies fahle Spiel von Trotz und Angst zu enden?
Die Linden, die ich liebte, stehn entblößt,
soll ich an Wind und Nebel mich verschwenden?

Ich folgte allzugern auch jetzt dem Trug
schon todgeweihter Lockung durch die Flore
der Stadtkulissen, bis der Krähenflug
zur Unterwelt aufstößt die schwarzen Tore.

Ich ahne meiner Heimat Hügel kahl,
ich weiß, mir werden sie nie wieder blühen.
Durch ewges Grau narrt letzter Sonnenstrahl,
dass wir zu glühen uns vergebens mühen.

Ein Sterbensmeer, trüb glosend, wüst und leer,
das unerlöste Schatten überfliegen,
erstarrt mein Dasein. Nichts begehr ich mehr
als: diesen toten Wogen gleich zu liegen.

 
 

Letzter Ausweg

Seltsam poetisch-unwirklich wird die Flucht in den Tod vor den „schwarzen Knechten“, die eigentlich braune Knechte waren, in diesem Gedicht beschrieben.

Friedrich Umbran · 1917-1944

Freilich

Die schwarzen Knechte werden mich nicht fangen
Nimm eine klingende Dose
Binde ein weißes Haar
Um deinen Nacken knüpfe es wunderbar
Und lose

Kein Wind schöpfte irgend Verdacht
Der Baum blieb leer
Und unbewacht
Nur wie von ungefähr
Fand eine andere Nacht

Auf des Blutes seidener Leiter
Mich an den Mund des Todes gelehnt
Da war ein Ring eine Rose vielleicht und weiter
Nichts ...
                                    nur ein Verüben

Wie zwischen mir und mir
Kommen sie morgen mich abzubinden
Sie werden die Haut des Windes finden

Ich bin drüben
Und hier.

 
 

Selbstgespräch über Leben und Tod

Bei diesem Selbstgespräch kommt das Selbst zu dem selbstverständlichen Schluss, dass selbst der Tod dem Leben vorzuziehen ist. Das nennt man wohl Selbstlosigkeit.

Giacomo Leopardi · 1798-1837

An sich selbst

Nun magst du ruhn für immer,
Mein müdes Herz. Es schwand die letzte Täuschung,
Die ewig ich gewähnt. Sie schwand. Ich fühle
Die Hoffnung jetzt erloschen
Den Wunsch selbst nach des holden Truges Spiele.
Auf immer ruh! Du hast nun
Genug geschlagen. Würdig deines Pochens
Ist nichts, noch wert dies Dasein deiner Seufzer.
Das Leben nur in Ekel
Und Bitterkeit, sonst nichts, und Kot die Erde.
Nun ruhe aus. Verzweifle
Zum letzten Mal. Das Schicksal gab den Menschen
Nichts weiter als zu sterben. Jetzt verachte
Dich, die Natur, die Macht, die finstern Webens
Auf unser aller Schaden stets nur dachte,
Und die endlose Nichtigkeit des Lebens.

Übertragen aus dem Italienischen von Gustav Brandes

 
 

Der Todesflüsterer

Wenn man sich in die Natur begibt, um der irren Welt zu entkommen, hört man Dinge Dinge flüstern, die zeigen, dass man vielleicht doch nicht weit genug entkommen ist.

Ernst: Waldidyll

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Ein Gedicht über Todessehnsucht von Matthias Claudius

Bei Matthias Claudius hat Todessehnsucht immer etwas mit dem christlichen Glauben zu tun, mit der Sehnsucht nach dem Paradies.

Claudius: Die Sternseherin Lise

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Todessehnsucht des Gefangenen

Direkt aus dem Leben ist dieses Gedicht gegriffen, denn der Dichter schrieb es im Gefängnis. Tatsächlich hielt ihn in seiner Todessehnsucht nur ein Gedanke zurück, doch wurde er im April 1945 ohne Prozess hingerichtet.

Haushofer: An der Schwelle

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Falls Sie nicht nur aus literarischem Interesse diese Seite aufgesucht haben, finden Sie hier eine Liste mit bundesweiten Beratungsangeboten bei Krisen. Zu reden, wird oft leichtfertig empfohlen, aber es wird auch ziemlich unterschätzt;-)

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