Moderne Liebesgedichte
Die Liebe ist ein uraltes Thema in der Lyrik. Von daher habe ich als modern alles eingestuft, das von den üblichen Wegen abweicht, entweder formal oder inhaltlich. Sie finden hier Liebesgedichte, die ohne Metrum und Reim auskommen oder das Thema Liebe sprachlich etwas quer anfassen, also etwa ab Expressionismus.

Bitte nicht lächeln!
Ein etwas verqueres modernes Liebesgedicht ist das folgende, aber ich nehme an, es ist als Kompliment gedacht.
Hans Retep · geb. 1956
Ich bitte um Gnade
Du lässt die Kranken gesunden,
die Armen machst du reich
mit deinem Lächeln.
Du wandelst den Winter zum Frühling
und jedes Tief in ein Hoch
mit deinem Lächeln.
Du bringst die Waffen zum Schweigen
und Frieden in alle Welt
mit deinem Lächeln.
Die Titanic wär nie gesunken,
du hättest geschmolzen das Eis
mit deinem Lächeln.
Du gibst der Menschheit viel Gutes,
beglückst ein jedes Land,
nur ich, ich bitte um Gnade,
du bringst mich um den Verstand
mit deinem Lächeln.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#859

Grundkurs in Sachen Liebe
Über Türen, Fenster und Liebe referiert der Dichter in diesem modernen Liebesgedicht, was auch dringend Not tut, weil die Lösung nicht jedermanns Intuition entspricht.
Emanuel Mireau · geb. 1974
Eine wunderliche Sache
Ist das nicht eine wunderliche Sache?
Obwohl die Türen alle
verschlossen,
geht doch die Liebe fort.
Was ist zu tun?
Setz dich ans Fenster
und warte.
Sie wird sich zeigen.
Und wenn sie kommt,
öffne die Türen alle,
so wird sie bleiben.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#838

Ein Gedicht über Liebe und Besitz
Die Lehre aus dem folgenden modernen Liebesgedicht ist, dass man besser nicht allzu tief über solche Dinge wie Liebe und Besitz nachdenkt, es könnte zerklärend wirken.
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Liebeszerklärung
Du bist
mein.
Ich besitze dich.
Was ich besitze,
besitzt mich.
Ich bin
dein.
Du besitzt mich.
Was du besitzt,
besitzt dich.
zu besitzen
heißt
zu verlieren
heißt
zu gewinnen
nicht
zu besitzen
heißt
zu gewinnen
heißt
zu verlieren
Du bist …
mein?
dein?
wessen?
niemandes?
Bist du?
Ich?
Nicht?
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#1318

Die Sicht der Traumfrau
In diesem modernen Liebesgedicht spricht eine Frau wie aus einem Traum. Nur ein Spiegel stört, was bei einer Traumfrau etwas verwunderlich ist.
Edith Södergran · 1892-1923
Liebe
Meine Seele war ein hellblaues Gewand von himmlischer Farbe;
ich ließ es auf einer Klippe am Meer
und nackt kam ich zu dir und glich einer Frau.
Und wie eine Frau saß ich an deinem Tisch
und trank eine Schale Wein und atmete den Duft einiger Rosen ein.
Du fandest, dass ich schön sei und irgendjemandem glich in einem deiner Träume,
ich vergaß alles, ich vergaß meine Kindheit und mein Heimatland,
ich wusste nur, dass deine Liebkosungen mich gefangen hielten.
Und du nahmst lächelnd einen Spiegel und wünschtest von mir, mich selbst zu betrachten.
Ich sah, dass meine Schultern aus Staub geschaffen waren und zerfielen,
ich sah, dass meine Schönheit krank war und hatte keinen Willen als – zu verschwinden.
O, halte mich so fest in deinen Armen, dass ich nichts brauche.
Aus dem Schwedischen übertragen von Hans-Peter Kraus
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#3242

Smartphone-Liebe
Ein Gedicht zur Liebe in den Zeiten des Smartphones. Geht auch, wie beruhigend.
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Moderne Liebe
Ich betrachte dich
Du schaust auf dein Handy
Ich betrachte dich
Du schaust auf dein Handy
Ich betrachte dich
Du schaust auf dein Handy
Ich betrachte dich
Du blickst auf
Wir lächeln
Du schaust auf dein Handy
und ich auf meins
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2907

Liebesimpressionen
Modern ist dieses Gedicht, keine Frage. Ein bisschen widerspenstig im Zugriff, fragmentarisch im Inhalt, aber nichtsdestotrotz ein Liebesgedicht mit Happy End.
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Ein Blick sagt mehr
Sommerhimmel, keine
Wolken, Strahlen, deine
Augen, Lächeln, Wärme,
Bäume, Vögel, Schwärme
fliegen auf, auf!
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#842

Modernes Gedicht übers Verliebtsein
Gedichte übers Verliebtsein waren auch schon mal romantischer. Heutzutage flüchtet sich der Dichter in technische Metaphern und nur scheinbar erfrischende Aussichten
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Verliebt
Ihr Lächeln verwandelte sein Hirn
in einen Hubschrauber tausend Fuß
über dem Meer, der vergessen hat,
wie sich ein Propeller dreht.
Der drogenabgefüllte Pilot
empfindet den Absturz
als das größte Glück seines Lebens.
Das Wasser
ist andrer Meinung.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#3132

Liebe am Rande des Wahnsinns
Nicht ein Franzose dreht durch, nicht ein Italiener schnappt über, auch kein Spanier verliert den Verstand, nein, ein Niederländer demonstriert, wie Liebe die Emotionen bis zum Wahnsinn anfacht.
Willem de Mérode · 1887-1939
Wahnsinn
Seh’ ich dich nicht, verrinnt des Lebens Macht.
Mein Denken ist in Leere weggesunken.
Ich seh’ kein Licht, nur Feuerball und Funken
Und dann stürzt alles in die Trauernacht.
Da ist ein laut Gesumm in meinem Ohr,
Wo alle Stimmen momentan versprühen,
Zu Klängen, schön wie Blumen, die erblühen,
Und dann welch Schock, es kommt dein Name vor.
Dies ist der Liebe Wahnsinn, den fürchtet man,
weil niemand wehrlos von ihm gesunden kann,
Noch seiner lassen will, um dann zu sterben.
Da ist kein Leben ohne dieses Band.
Blind taste ich entlang der Weltenwand
Und stoß mich selbst gleich einer Vas’ an Scherben.
Übertragen aus dem Niederländischen von Hans-Peter Kraus
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2599

Liebespaar
Ein Leben als Liebespaar hat seine Höhen und Tiefen. Gut ist, wenn man immer noch gemeinsam lachen kann, wie das folgende Gedicht in einer metaphorischen Etüde zeigt.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Liebes-Etüde
Vorbei die Zeiten,
in denen wir glitzernde
Herzballons sprachen.
Du keifst Glasscherben,
ich brülle Kettensägen.
Der Nachbar klopft an die Wand.
Wir rufen ihm Handgranaten zu,
gemeinsam.
Er wimmert Raketen
und wir lachen
eine Blechdose voll rostiger Nägel.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#3156

Sehr modernes Liebesgedicht
Vorbei die Zeiten als man im Liebesgedicht nicht von einander lassen konnte, sich buchstäblich verschlungen hat. In der modernen Variante ist traute Distanz das Thema: zwei Schritte vor, einer zurück, aber bitte nicht gleichzeitig.
Wersch · geb. 1964
Unser Spaziergang
du gehst
oder stehst
vielleicht noch
ich stehe
oder gehe
vielleicht doch
an einem Bach
ohne Forellen und Gelbrandkäfer
teils begradigt teils renaturiert
irgend einen Bach runter
laufen wir zusammen
vielleicht ein Stückchen
nicht im Gleichschritt
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2914

Gedicht über eine nächtliche Liebe
Wem das folgende Liebesgedicht spanisch vorkommt, sollte noch mal den Namen des Dichters studieren. Nur ein Russe kann wohl auf die Idee kommen, in einer kalten Nacht draußen ohne Lächeln, ohne Worte zu lieben:
Konstantin Dmitrijewitsch Balmont · 1867-1942
Ohne Lächeln, ohne Worte
Auf der Glitzerdecke des Schnees,
Unter dem kalten Licht des Mondes,
Fühlen wir uns wohl, ohne Lächeln, ohne Worte,
als alleinige Bewohner des gespenstisch hellen Landes,
Eingetaucht in ein Meer geheimnisvoller Träume,
Mitten im Reich des blassen Mondes.
Wie erbaulich ist es, in tiefer mitternächtlicher Stunde
Einen Augenblick die Trauer kindlich zu vergessen,
Und zu vergessen, dass die Liebe uns unmöglich ist;
Wie erbaulich zu träumen und zu lieben,
Ohne Lächeln, ohne Worte,
Eingeschlossen in nächtlicher Stille,
Mitten im Reich des ewigen Schnees,
Mitten im Reich des blassen Mondes.
Aus dem Russischen übertragen von Hans-Peter Kraus
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2057

Liebestanz
Eine Aufforderung, die Tanzschulen zu stürmen, um einen neuen Tanz lernen, ist das folgende Liebesgedicht nicht, denn jeder Liebestanz ist verrückt individuell.
Dyrk Schreiber · geb. 1954
clip and stick
dass es Liebe wurde
war ein Wunder
denn das Alter zum Beispiel
der unterschiedliche Aufwand
was Kraft und Geschwindigkeit betraf
auch das Aussehen
in unserer Zeit besonders wichtig
hinderten ein Annähern
dabei hielt sie sich immer schlank
schlanker ging es gar nicht
verbog sich bis zur Bürotauglichkeit
um all das Bedeutende
geordnet nach Datum und Schwere
zusammenzuhalten
das konnte sie garantieren
manchmal war ihr als hätte sie
die halbe Menschheit im Griff
aber das sei das Alte
warf er ein
nach der ganzen Menschheit zu greifen
sie besitzen kontrollieren behalten
nicht nur festhalten zu wollen
sei doch jetzt die Frage
also mach du es kurzfristig
ich mach es auf lange Sicht
und so geschah es
dass beide ihre Unschlagbarkeit
erkannten würden sie ein Paar
und sie ließen eine Party steigen
im geschlossenen Wochenendbüro
tanzten und nannten den Tanz
der Liebe und Menschheit gewidmet
clip and stick
(noch kennt ihn keiner
noch …)
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2428

Altmodisches modernes Liebesgedicht
Was so gut wie vergessen ist, kann wieder neu sein. Von daher ist der ziemlich altmodische Ansatz in diesem Liebesgedicht ein hoch moderner, denn die Liebe lebt auch von Überraschungen.
Dyrk Schreiber · geb. 1954
auf Büttenpapier
ungeübt in zwei Dingen
dem Schöpfen von Papier
und dem Liebesdichten
schrieb ich das Gedicht
auf neuem Büttenpapier
total hip mit Uropas Kiel
manches sickerte durch
und trocknete als Kopie
auf der Tischplatte
die drei Wörter
oft mühevoll gesagten
blieben deutlich lesbar
auch Reim und Kadenz
das und den stillen Rest
schickte ich zögernd ab
das ungeduldige Hoffen
die zwei Holprigkeiten
mir doch nachzusehen
erfüllte sich
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2619

Ein Gedicht wie gemalt
Die Verbindung von Kunst, Maler und Modell wird hier für ein modernes Liebesgedicht fruchtbar gemacht. Nebenbei verdeutlicht das Gedicht auch den Vorteil der Lyrik gegenüber der Malerei: keine Farbspritzer in den Klamotten.
Melissa Tara Nielsen · geb. 1987
Atelier
Ich bin eine andere geworden,
seitdem ich das letzte Mal
in deinen Räumen war.
Es ist jetzt Zeit.
Ich möchte, dass du mich malst.
Ich lege mich hin für dich.
Wie Judith für Klimt. Iris für Modigliani.
Und die roten Mädchen aus Paris für Renoir.
Ich möchte, dass du mich in deine Farben tauchst,
bis ihr Öl von meinen Haaren tropft,
und über meinen Körper fließt,
zwischen die Finger deiner Hände,
die meinen Formen folgen,
wie ein Töpfer den Rundungen feuchten Tons.
Siehst du nicht, wie er sie küssen will
und hält, am Höllentor? Rodin.
Wie sie sie hält? Manet. Chagall:
Wie er sie liebt?
Lass ihn sie küssen und halten.
Ein Maler wie Klimt
ließ ihn sie küssen
und halten.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2109

Modernes Liebessonett
Ganz so nett zur Liebe ist es zwar nicht, aber das Reimschema zeigt doch eindeutig Züge eines Sonetts mit der selteneren Form eines Kreuzreims in den Vierzeilern.
Thomas Rackwitz · geb. 1981
es drängt die zeit, wenn uns der hafer sticht ...
es drängt die zeit, wenn uns der hafer sticht.
wir geben einander glühwürmchenküsse.
das glück nimmt uns noch einmal in die pflicht.
das gras, auf dem wir liegen, stinkt nach pisse.
wir kontaminieren des anderen frucht
und kentern in den wellen der schatten.
o unruh der hände! wir sind auf der flucht.
lass hier uns den himmel bestatten.
die nacht ziept im staub. der regen verzählt.
dein delta zu schmecken – vergebens.
du atmest das meer aus. sei endlich leise!
wir haben zu viele worte geschält.
verrückt zu sein, das ist der sinn des lebens.
uns fehlen nur noch die beweise.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2090

Gedicht über ein Wort
Den Weg vom Gefühl zum Wort beschreibt Karl-Heinz Rittsche in diesem modernen Liebesgedicht.
Karl-Heinz Ritsche · geb. 1956
Empfindung des Wortes „Ja“
Es besann sich ein
Gefühl
Es begann im Herz ein
Gewühl
Es besann sich ein
Gedanke
Es begann im Kopf
Nur ein, nur ein – Wort – entfernt.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#947

Optisches Liebesgedicht
Ob bloßer Zufall oder ein Knick in der Optik, in diesem Gedicht wandert das Licht auf Liebespfaden, falls man mit Lichtgeschwindigkeit wandern kann.
Dirk Tilsner · geb. 1966
Optik im Büro
Genau genommen war es nichts als Licht,
ein Strahl der just auf deine Augen fiel,
sich brach und blind auf meine warf. Kein Ziel,
ein Bruch im Schwingungsfeld. Mehr war ich nicht.
Genau betrachtet stahl er sich von dir
ein Häppchen der Melange aus Flut und Sog.
Und auch vom Mund, der sich dir kess verzog,
nahm er ein Quäntchen Glut und gab es mir.
Was dann geschah, weiß selbst der Strahl nicht mehr.
Ein Knistern auf der Leinwand. Vibration
im Sturz in eine rote Dimension.
Ein Hummelschwarm im Bauch. So(!) ungefähr.
Genau besehen habe ich dich wohl
zehntausend Mal seit letztem Donnerstag,
im Wachschlaf, halb Idyll, halb Sarkophag,
träum’ ich nur eins: dass mich dein Lächeln hol’.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#2558
Kommentar:
Dirk Tilsner bietet im Netz eine lyrische Reise durch Portugal an.

Liebe im Alter
Eine merkwürdige Mischung von altmodisch und modern bietet dieses Gedicht, doch spiegelt es damit das Verhältnis zwischen dem ewig jungen Gefühl der Liebe und dem Alter wider.
Malte Kerber · geb. 1936
Bäume ausreißen
Nun kann ich für die Liebste mein
keine Bäume mehr ausreißen.
Aber mich bücken
eine Blume pflücken,
das kann ich noch.
Diese ihr schenken,
oft an sie denken,
das vergess’ ich nicht.
Den Walzer allerdings
links herum ihn zu tanzen,
will mir nicht mehr gelingen.
Ich kann’s nicht zwingen.
Aber in Gedanken ohne zu wanken,
tanz ich unter den alten Bäumen,
tanz ich im späten Herbst mit ihr,
tanz ich uns den Frühling herbei.
Brauch ich keine Bäume auszureißen!
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#1595

Ein klassisch-modernes Liebesgedicht
Der Inhalt ist traditionell, die Art der Aufbereitung hochmodern. Eigentlich kaum zu glauben, dass dieses Liebesgedicht bereits 1903 veröffentlicht wurde. 1970 wäre viel passender.
Georg Stolzenberg · 1857-1941
Berauschend über die Terrasse duftet der Jasmin ...
Berauschend über die Terrasse duftet der Jasmin;
Nachtfalter streifen unser Haar.
Noch immer reden wir durch die silberne Dämmerung.
Nach Verborgenem, Niegesagtem
tasten unsere Worte.
Durch schwarze Ranken
sehn wir,
wie der Fluss glitzernd über den Mond strömt.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#1078

Expressionistisches Liebesgedicht
Dieses Liebeslied dürfte schwer singbar sein, denn hier wird alles an Konvention über Bord geworfen: Metrum und Reim sind verschütt. Der Reihungsstil ist hingegen eindeutig expressionistisch.


Ein Liebesgedicht à la Tucholsky
Ein bisschen melancholisch sind die Morgengedanken eines Liebenden in diesem Gedicht. Außerdem erfährt man, dass die Uhr am Morgen im halbwachen Zustand pick-pack klingt und nicht „tick-tack“.


Bildersprache in einem modernen Liebesgedicht
Dieses moderne Liebesgedicht ist noch mal ein Ausflug in den Expressionismus mit seiner ganz eigenen Bebilderung einer Liebe.


Vergänglichkeit der Liebe
Das sind sicher die ungewöhnlichsten vierzeiligen Strophen, die je in einem Liebesgedicht verwendet wurden, aber was man nicht alles für die Liebe tut.
Karl Schloß · 1876-1944
Sie schob leise den Riegel
Sie schob leise den Riegel
(O Kind, was tust du?)
Sie schob leise den Riegel
und gab mir den Zauberspiegel.
Darinnen stand geschrieben
(O Kind, was tust du?)
Darinnen stand geschrieben,
Wir müssten uns ewig lieben.
Ich musste sie an mich ziehen
(O Kind, was tust du?)
Ich musste sie an mich ziehen,
Und ich sah alle Mauern fliehen,
Und ich sah ein Schwert in den Lüften
(O Kind, was tust du?)
Und ich sah ein Schwert in den Lüften
Und den Mond weinen auf unseren Grüften.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#942

Frohe Liebe
Auch hier bedient sich der Dichter einfacher und bekannter Bestandteile eines Gedichtes wie Wiederholung und Reim, um daraus ein sehr eigenartiges Liebesgedicht zu formen.
Karl Schloß · 1876-1944
Warum sind wir so froh?
Warum sind wir so froh?
Wir wissen es nicht,
Wir wissen es nicht,
Wir sehen die Türme im Abendlicht –
Die Gebirge auch,
Die Gebirge auch,
Ziehen wie ein süßer träger Rauch.
Und alle die Wiesen, die schlafen gehn,
Und alle die Wiesen, die golden stehn,
Oh, wir wissen es nicht,
Wir wissen es nicht,
Warum wir so froh in die Wiesen sehn ...
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-2-124.php#941
