Unterm Lyrikmond

Gedichte lesen, schreiben und interpretieren

Traurige Liebesgedichte 1

Wo Glück ist, da muss es Unglück geben, und wo großes Glück ist, wie in der Liebe, na ja, da gibt es auch das Andere im großen Maße. Hier soll es um die Schattenseiten der Liebe gehen: Paare, die nicht zueinander finden. Die Gründe für ein trauriges Liebesgedicht können sehr verschieden sein. Mal liegt es bei den Liebenden selbst, mal gibt es zerstörende Einflüsse von außen, nur traurig ist es immer.

 
 

Das Gedicht vom Siegel

Ein Siegel, das galt mal was, das hatte Bestand – so wie Liebe was gilt und Bestand hat, doch leider nicht immer, was zu diesem etwas traurigen Liebesgedicht führt.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Das Siegel

Es ist dunkel im Zimmer.
Du sitzt über dein Handy gebeugt,
das dein Gesicht erleuchtet.
Ich habe den Fernseher ausgeschaltet
und betrachte dich, ohne
dass du es bemerkst.
Wiedermal stell ich mir die Frage:
Was war es, das den Blitz auslöste?
Ich bin nie dahintergekommen,
ich weiß nur:
Wir sprachen, wir lachten, wir verstanden uns.
Es war so einfach, so selbstverständlich.
Vielleicht kannten wir uns aus
einem früheren Leben, haben wir gescherzt.
Und nun sitzen wir im stillen,
dunklen Zimmer.
Es gab Zeiten, da konnten wir schweigend
beieinander sitzen und waren nicht getrennt.
Die Liebe war unser Siegel.
Doch jetzt weiß ich nicht mehr,
was du da liest,
was du denkst,
was du fühlst,
kein Siegel, das uns zusammenhält.
Vielleicht schaffen wir es,
nebeneinander zu leben,
schöne Momente zu haben
ohne.
Vielleicht war es
in jenem früheren Leben auch so,
dass unser Siegel verloren ging,
doch wir haben es vergessen.
Vielleicht
hat es nie ein Siegel gegeben
und wir sind wie alle anderen:
Jeder
lebt für sich allein.

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Kurz, aber traurig

Kurz und schmerzhaft am Schluss ist dieses traurige Liebesgedicht, in dem mit einem alltäglichen Problem gekämpft wird: die unerwiderte Liebe.

Georgi Kratochwil · geb. 1979

Wer bin ich?

Ich wache auf, ich denk an dich.
Den ganzen Tag denk ich an dich.
Ich geh zu Bett, ich denk an dich.
Die ganze Nacht träum ich nur dich.
Wie schade nur, dass ich für dich
nicht existiere.

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Gedicht über Glück in der Liebe

Einerseits ist es traurig, andrerseits: Was kann man mehr verlangen in der Liebe, als wenn ein einfaches Glück doppeltes Glück ist?

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Sei glücklich

Ich blicke hinaus auf die Terrasse.
Sie sitzt dort mit ihrer besten Freundin.
Sie redet, sie lacht, sie geht ganz und gar
auf in das lebhafte Gespräch.
Nichts
erinnert an die Tränen der Nacht.

Die beiden bemerken mich nicht.
Ein wenig fühle ich mich als Voyeur ihres Glücks.
Gerade als ich mich abwenden will, schaut sie herüber.
Lächelt, winkt.
Ich hebe grüßend die Hand, nicke ihrer Freundin zu
und gehe.

Du bist glücklich
ohne mich.
Dann soll es so sein.
Alles ist besser als Tränen in der Nacht,
die ich nicht aufhalten kann,
so sehr ich mich bemühe,
so sehr ich es mir wünschte.
Sei glücklich.
Dein Glück
ist auch meins.

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Traurige Party

Das ist eine traurige Party, wenn die Liebe unerwidert bleibt, weil: keine Traute. Die alte Weisheit von „Versuch macht klug“ hat sich anscheinend noch nicht überall herumgesprochen.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Sagt nichts, guckt nur

Hey du.
Mein Herz brennt,
Feuerwehrautos rasen durch meine Adern,
doch nicht um das Feuer zu löschen.
Oh, nein.
Sie rasen direkt in meinen Kopf,
wo 1000 Trommler die Stimmung anheizen.
Ich bin eine einzige Party,
wenn ich dich sehe.
Eine Party der Verzweiflung.
Von Leuten,

die wissen,

dass sie keine Chance haben.

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Liebesgeständnis

Eigentlich ist es ein Liebeseingeständnis: Mann muss lernen, dass nicht jede Frau, die jung und schön und herzlich, erreichbar ist. Lernt Mann das, hat Mann was – gewonnen.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Schade

Sie ist jung, sie ist schön,
ihre Augen strahlen,
ihr Lächeln ist herzlich.

Ihr Foto
auf der Website
lässt mein altes Herz kribbeln.

Schade.
Und:
Mach’s gut.

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Eine traurige Geschichte

Das ist die Form von einer traurigen Geschichte, die man nicht selbst erleben möchte: Das Nichtloslassenkönnen, auch wenn eigentlich klar ist, was in Sachen Liebe gespielt wird.

Paul van Ostaijen · 1896-1928

Wiedersehen

Weil du, unerwartet, gekommen bist,
fühl ich mich wieder als schwacher Mann,
und wie ich mich auch überzeugen will, dass du lügst,
ich kann
es nicht, und wieder ist es mein Herz, das mich betrügt.

Du hast ein Taschentuch, das nach russisch Eau de Cologne riecht,
nun bin ich nicht mehr überzeugt,
ich schwanke wieder und kann keine Worte finden;
ich bin so ein armer Büßer,
und lass mir gern die Hände binden
durch dein herrliches, unehrliches Lächeln.

Übertragen aus dem Niederländischen von Hans-Peter Kraus

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Liebesmonolog

Der folgende Dialog scheint eher ein Monolog der inneren Stimme zu sein. Dabei wird dem Liebenden ein einfaches Patentrezept aus der Politik zum Verhängnis: Man muss eine Lüge nur oft genug aussprechen, dann wird sie als Wahrheit geglaubt.

Georgi Kratochwil · geb. 1979

Lächerlich

Ich sag es ihr.
      Du machst dich lächerlich.
Nein, ich sag es ihr.
      Du machst dich lächerlich.
Aber ich liebe sie.
      Du machst dich lächerlich.
Aber ich muss es ihr sagen.
      Du machst dich lächerlich.
Aber irgendwann muss es doch sein.
      Du machst dich lächerlich.
Ich will doch auch ...
      Du machst dich lächerlich.
Ich möchte ...
      Du machst dich lächerlich.
Ich ...
      Du machst dich lächerlich.
O.K., ich lass es.

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Nächtliche Traurigkeit

Eine schläft, einer wacht, das ist das Thema dieses Liebesgedichts. Und wenn einer wacht und sieht, wie Im Schlaf die Maske fällt, dann hat er bei aller Liebe einen Grund zum Grübeln.

Guido Zernatto · 1903-1943

Wenn du in den Nächten eingeschlafen bist

Wenn du in den Nächten eingeschlafen bist
Und dein Atem ruhig durch das Zimmer geht,
Weiß ich, dass du liebend eingeschlafen bist,
Weil dein Kopf sich sanft zur mir herüberdreht.

Aber deine Züge sind nicht gut und rein,
Irgend etwas trübt dir müde das Gesicht.
Und du sollst froh und nicht so müde sein,
Wie du scheinst; und auch so traurig nicht.

Wenn du in den Nächten eingeschlafen bist,
Bin ich lange über dir noch wach.
Und ich gehe jeden Schritt, den du gegangen bist
Und den ich ging, noch einmal prüfend nach.

Aber zwischen Menschen wie wir ist nicht alles klar.
Und es gibt so vieles, und wir sagen’s nicht.
Aber in den Nächten sonderbar
Steigt’s herauf und trübt das schlafende Gesicht.

Ein Dichter, der neugierig macht
Guido Zernatto hat kein umfangreiches Werk hinterlassen, aber das macht Neugier auf mehr (siehe die Auswahl hier). Sein Verhängnis war die Politik. Als Minister der österreichischen Regierung floh er nach dem Nazi-Einmarsch ins Exil und starb frühzeitig.

Bei diesem traurigen Liebesgedicht sind die gestalterischen Entscheidungen sehr interessant. An der Oberfläche ist es eine triviale, aber auch gut nachvollziehbare Situation: Eine schläft, einer wacht und macht sich Gedanken, weil nach seinem Gefühl etwas nicht stimmt. Der sechshebige Trochäus liefert einen gemächlichen Rhythmus und doch: Das Gedicht ist sehr „eng“ gebaut.

Auffällig ist die Titelzeile, die zweimal im Text erscheint und zu identischen Reimen führt, die klanglich gegenüber üblichen Reimen abfallen. Auch sonst wird kein Wert auf Reimklang gelegt, was zur gedämpften Stimmung beiträgt. In jeder Strophe gibt es einen Reim mit dem Vokal i und in drei Strophen wird dieser im Wechsel mit einem a-Reim gebracht. Die Lage am Anfang der Verse ist nicht besser: Viele „Und“, dreimal „Aber“.

Das wäre fast zum Einschlafen, wenn es nicht diese leichte Unruhe in der Gedichtgestalt gäbe, die die Unruhe des wachen Ichs widerspiegelt. Die zweite Zeile in Strophe drei und die dritte in Strophe vier haben nur fünf Hebungen, eine leichte rhythmische Störung, aber dann macht Zernatto etwas, das man eigentlich nie macht: Er wechselt in Zeile drei der zweiten Strophe und Zeile vier der dritten in den Jambus bei ebenfalls nur fünf Hebungen. Auch der Reim von „wach“ auf „nach“ ist nicht ganz sauber, weil ein kurzes mit einem langen a gereimt wird.

Mit sehr einfachen, aber auch mutigen formalen Mitteln erzeugt Zernatto die Stimmung des Gedichts zwischen nächtlicher Intimität und nagenden Zweifeln. Wie gesagt: Ein Dichter, der neugierig auf mehr macht.

 
 

Ein falsches Liebesgedicht

Von Falschheit erzählt das folgende Liebesgedicht, denn die Blicke suchen hier nicht die Liebste der Gegenwart, sondern die der Vergangenheit.

Michail Jurjewitsch Lermontow · 1814-1841

Ach nein, nicht dir gilt dieser Liebe Feuer ...

Ach nein, nicht dir gilt dieser Liebe Feuer,
und nicht für mich bist du so herrlich schön, –
ich will in dir nur meine Jugend sehn;
in dir sind mir vergangne Leiden teuer.

Wenn ich zuweilen meine Blicke tauche
in deine schönen Augen, fest und tief, –:
es ist ja nicht, weil deine Seele rief, –
ich spreche dann mit einem zarten Hauche

der Liebesfreundin meiner Jungendtage ...
In dir such’ ich ein Bild, das lieb mir war,
in deinem Mund ein andres Lippenpaar,
in deinen Augen andrer Augen Klage ...

Aus dem Russischen übertragen von Karl Roellinghoff

 
 

Vergangen, vergeblich, verliebt

Mit einem sehr eindringlichen Bild erinnert Max Dauthendey an eine traurige Liebesgeschichte.

Dauthendey: Einst kniete ein Mensch vor dir nieder ...

Dieses Gedicht im Textformat

Kommentar:
Max Dauthendey arbeitet hier mit Halbreimen, Assonanzen genannt. Um als Assonanz durchzugehen, müssen die Vokale gleich sein, nicht aber die Konsonanten. Daher erzeugt die Kette nieder-Liedern-vorüber trotzdem einen Gleichklang, der in diesem Fall etwas irritierend wirkt.

 
 

Gedicht über eine strahlende Liebe

Was zunächst daherkommt wie ein Werbespot der Fünfziger Jahre, zerfällt am Schluss strahlend in die traurige Realität einer Liebe

Samira Schogofa · geb. 1958

Liebe

Strahlend möchtest du mich seh’n.
Strahlend findest du mich schön.
Strahlend reich’ ich dir die Speisen.
Strahlend muss ich stets beweisen,
dass ich deiner würdig bin.
Strahlen ist mein Lebenssinn.
Strahlend zeig’ ich, dass ich tauge,
und ich kaschier’ mein blaues Auge.

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Wenn die Liebe still wird

Ein Liebesgedicht über den ganz normalen Verlauf einer Liebe inklusive neuzeitlichem Feierabendnuckel.

Samira Schogofa · geb. 1958

Stille Tage

Davon hast du nichts gewusst:
Wie meine Seele langsam darbte.
Davon hast du nichts gewusst:
Wie auch mein Innerstes vernarbte.
Ich lachte nicht nur Freudentränen.
Der Kummer implodierte oft.
Was wurd’ aus all’ den großen Plänen?
Was alles haben wir erhofft?
Noch immer haben wir uns gern
und sehen jeden Abend fern.

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Die eine Frage

Die Frage in diesem traurigen Liebesgedicht sollte man sich, sollte man dem anderen besser nicht stellen. Zu lieben heißt auch: vergessen.

Leo Sternberg · 1876-1937

So glücklich wir waren –

So glücklich wir waren, es kommt nachher
eine Frage, die macht mir das Herz so schwer:
Wie war es mit dem andern?

Dem andern, des Liebe sie erst verhehlt
und dann gezwungen, nur halb erzählt. –
Wie war es mit dem andern?

Ich will sie nicht fragen. Es quält sie so,
und ich würde der Wahrheit auch nimmer froh,
wie es war mit dem andern.

Ja, hätte sie treu mir auch alles erzählt,
dächte doch: wer weiß, ob nicht noch was fehlt!
Wie war es mit dem andern?

 
 

Schmerz und Glanz

Wie man diesem traurigen Liebesgedicht entnehmen kann, ist der wahre Reim auf Schmerz nicht Herz, sondern Glanz.

Victoria Lubarski-Goldbeck · geb. 1982

Wahn.Sinn.Weber

Ich webe meinen Schmerz in deine Haare.
Du nimmst ihn auf,
Den prügelnden Vater.
Die schreiende Mutter,
Die Nächte allein.
Die Tage verschleiert.
Ich webe meinen Schmerz in deine Haare.
Strähne für Strähne
Fahr ich hindurch.
Du liegst ganz still.
Ich webe meinen Schmerz in deine Haare,
Den Zorn in der Schule,
Die Hässlichkeit in mir,
Bleibt in deinem Glanz.

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Schlechter Anfang

In diesem traurigen Liebesgedicht offenbart sich, dass von Anfang an der Wurm drin war, auch am sparsamen Reimschema.

Samira Schogofa · geb. 1958

Immer da

Ich weiß noch, wie der Anfang war.
Schon damals war er sonderbar.
Allmählich wurde mir dann klar,
im Anfang schon das Ende war.
Das klingt vielleicht recht undankbar.
So vieles war recht annehmbar.
Wenngleich ein Schmerz, zwar unsichtbar
war immer da.

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Kurz vor Schluss

In einem traurigen Zustand befindet sich die Liebe in diesem Gedicht, die letzte Nacht scheint angebrochen.

Karl Schloß · 1876-1944

Die Sonne ist die Sonne nicht mehr

Die Sonne ist die Sonne nicht mehr,
Die Luft ist wie Blei so schwer,
Die Sonne ist nur noch ein roter Flecken,
Die Sonne bleibt im Nebel stecken.

Die Winde werden alle kalt,
Die Winde machen nie mehr halt,
Und wenn sich unsre Blicke nicht finden,
Müssen auf ewig wir erblinden.

Wir haben nur noch drei Tropfen Blut,
Wir haben nur noch drei Funken Glut,
Das Blut will ich für deinen Mund bewahren,
Die Glut will ich für deine Fingerchen sparen.

Wir haben nur noch eine einzige Nacht,
Dann wird kein Mund mehr sein, der lacht,
Dann sind alle Sterne heruntergefallen,
Dann sind wir die Allerärmsten von allen.

 
 

Fremde Liebe

Der Lauf der Dinge, das Rad der Zeit, irgendetwas tut sich unbemerkt und die Liebe wird fremd:

Monika Ehrenreich · geb. 1983

Zeiträder

Du hast dich verändert
Ich hab mich verändert
Die Räder der Zeit
haben nicht aufgehört

sich zu drehen
und uns einander
füreinander
miteinander
voneinander

fremd

werden

lassen

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Gedicht über eine unechte Liebe

Es ist gar nicht so einfach, echte von unechter Liebe zu unterscheiden, denn dafür müsste man erst mal wissen, was Liebe ist. Zusammen einsam zu sein, ist es nicht, wie das folgende traurige Liebesgedicht zeigt.

Sabine Höller · geb. 1987

Unecht

wenn uns
die sterne heilen können
hört die stille auf so
laut zu sein

wenn der tag
am ende endlich ist
ist weilen
kurz gewichtslos

wenn du und ich
wir sind
gewinnt die summe
gegen uns

wenn wir
gemeinsam sind
spielen wir einsam
zweisamkeit

wir und ich
aber du nicht
wieso mir
wir, wir, wir, wieso nicht

wenn wir
uns wären
wären wir mir
genug

wenn wir
es genau nehmen
ist liebe besser
wenn sie echt ist

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Traurige Vorstellung

Man muss sich das Ende einer Liebe nur intensiv genug vorstellen, dann kommt es auch ganz bestimmt und man kann ein trauriges Liebesgedicht darüber schreiben. Beweis:

Mackay: So wird es kommen ...

Dieses Gedicht im Textformat

 
 

Im Netz der Liebe

Im Netz der Liebe gefangen zu sein, heißt, sich nicht mehr bewegen zu können, was eine eher traurige Liebesgeschichte ergibt.

Bianca Weißinger · geb. 1999

Es wird stickig hier drinnen

Irgendwann hat deine Liebe
Fäden gezogen
und ich hab mich
darin verfangen
Ich hoffe du verstehst
wenn ich sage
dass ich das Gefühl
nicht ertrage wie eine
Fliege in deinem Netz
aus Goldfäden zu hängen
Manchmal wenn der Wind
knistert und der Himmel
dem Abend zur Leinwand wird
zieh ich an einer E-Zigarette
weil das Werbeplakat
vor dem Fenster
RAUCHEN MACHT FREI schreit
Nie aber kann der Dampf
die edle Hartglastür durchbrechen
Es wird stickig hier drinnen
und es tut mir leid
wenn ich jetzt die
abgedroschenste Phrase ausgrabe
die mein Hollywoodfilmwortschatz
hergibt aber:
DU KANNST MICH NICHT KAUFEN

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Trauriges Gedankenspiel

Zu viel Glück in der Liebe tut manchem nicht gut, so dass er sich sein Unglück zumindest in Gedanken ausmalen muss, wie dieses Gedicht einer eingebildeten Trennung zeigt.

Dauthendey: Wie Tote liegen aufgebahrt im Tag die Tage

Dieses Gedicht im Textformat

 
 

Entschuldigungsgedicht

Im Überschwang der Gefühle Grenzen zu überschreiten, mag in einem Augenblick eine gute Idee sein, aber dieses Gedicht zeigt, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

Klabund: Vergib mir

Dieses Gedicht im Textformat

 
 

Kein Glück in der Liebe

Ein Pechvogel in der Liebe zu sein, das ist ein altbekanntes Phänomen, wie das folgende traurige Liebesgedicht aus lang vergangenen Zeiten zeigt.

Louise Labé · 1524-1566

Ich lebe sterbend ...

Ich lebe sterbend, ich ertrink in Flammen;
Von Glut verzehrt, bin ich vor Frost erstarrt.
Zu weich ist mir das Leben und zu hart;
Aus großem Weh muss meine Freude stammen.

Ich lach mit Augen, die in Tränen schwimmen,
Noch bin ich froh und schon von Gram genarrt.
Mein flüchtig Wohl ist ohne Gegenwart,
Mein Grünen geht mit Welken stets zusammen.

So treibt mich Liebe launenhaft umher;
Und wenn ich mein’, ich könnt vor Schmerz nicht weiter,
Ist es vorbei, und nichts bedrückt mich mehr.

Doch wenn ich meiner Freude sicher schein
Und oben steh auf meiner Sehnsucht Leiter,
Dann stürzt sie mich hinab in meine Pein.

Aus dem Französischen übertragen von Richard von Schaukal

Kommentar:
Zum Vergleich die französische Version und eine Übertragung von Rilke (Das achte Sonett).

Hinweis: Gedichte von Liebe und Tod zielen in die gleiche Richtung wie die Texte auf dieser Seite.

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