Lustige Liebesgedichte 2
Auch die Alten verstanden durchaus Spaß in der Liebe, wie die folgenden lustigen Liebesgedichte zeigen. Neben den üblichen Verdächtigen wie Heine und Wilhelm Busch sind auch andere prominente Dichter dabei, die sonst ganz anders über die Liebe geschrieben haben.

Ein lustiges Liebesgedichte von Heinrich Heine
Freunde von Verschwörungstheorien werden bei Heine bestens bedient. Wer hätte aber auch gedacht, dass Rosen und Nachtigallen ... also nee, also wirklich.


Lustiges Liebesleben
Das Hin und Her der Liebe schildert Erich Mühsam mit einer tatkräftigen Pointe.

Kommentar:
Auch lustig: Der Mann spricht seine Verse mit unbetontem Schluss, was mit dem Fachbegriff „weibliche Kadenz“ gestraft ist, während die Frau mit betontem Schluss spricht, also mit „männlicher Kadenz“.

Berliner Liebesgedicht
Einen Ausflug in die Berliner Grammatik macht ein ansonsten seröser Dichter bei diesem Liebesgedicht. Liebe hat eben die merkwürdigsten Nebenwirkungen.
Adelbert von Chamisso · 1781-1838
Wandle auf Rosen, und vergiss mein nicht
(Berlinisch)
Wie kannst du mich so gram doch sind!
Ich bin dir ja ein folgsam Kind,
Du machst aus mir, was dich gefällt,
Wohl dein Gespött vor aller Welt,
Ich bin dein Esel und dein Hund –
Du lachst aus voller Kehle –
Mein Herz ist wund, mein Herz ist wund!
Du suchst mich noch Krakeele.
Ich esse so mein bittres Brod
In Tränen und in harter Not,
Es schnüret mich die Kehle zu,
Ich habe Tag und Nacht nicht Ruh,
Ich gebe vor dir Geld und Blut –
Du lachst aus voller Kehle –
Ich bin dich gut, ich bin dich gut!
Du suchst mich nur Krakeele.
Ich bin ja ein geschlagnes Vieh,
Ich weiß nicht was, ich weiß nicht wie,
Ich pfeife auf dem letzten Loch,
Du bringst mir in die Erde noch.
Die Liebe hat’s mir angetan – –
Du lachst aus voller Kehle –
Das klag ich an, das klag ich an!
Du suchst mich nur Krakeele.
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Ein lustiges Liebesgedicht aus Persien
Den Perser an sich kennt man ja meistens nur als Teppich, aber hier fliegt er sozusagen auf den Flügeln der Phantasie, und doch enthält dieses Liebesgedicht ein Körnchen Wahrheit.

Übertragen aus dem Persischen von Georg Friedrich Daumer

Liebesgedankenspiele
So ist das mit der Liebe: Sie nimmt einen ganz und gar gefangen, die Gedanken sind nicht mehr frei, dass es schon wieder lustig ist.


Kussgedicht
Dieses Gedicht beklagt einen körperlichen Konstruktionsfehler bei der Geliebten und wiederholt diesen „Fehler“ auch im Gedichtaufbau: Es hat nur einen einzigen Reim.


Ein lustiges Liebesgedicht von Ringelnatz
Ringelnatz hat sich als wahrer Dichter mit einem Gedicht verbündet. Das kann ja lustig werden.

Kommentar:
Auch lustig: Ringelnatz, dieser Schlingel, hat hier die Form des Shakespeare-Sonetts verwendet, das in Abwandlung des klassischen Sonetts aus drei kreuzgereimten Vierzeilern und einem paargereimten Zweizeiler besteht.

Noch ein lustiges Liebesgedicht von Ringelnatz
Ich wette Ringelnatz hat dieses witzige Liebesgedicht nur geschrieben, weil er unbedingt lieb auf Sieb reimen wollte.


Übers Warten
Gar nicht lustig findet Heinrich Heine das Warten auf die Liebste. Seine Gedanken dazu sind jedoch recht witzig, was wiederum komisch ist, da anscheinend selbst die schlimmsten Qualen noch in Humor umgesetzt werden können.


Ein lustiges Liebesgedicht als Parodie
Der Liebesjubel ist eine Parodie auf Wilhelm Müllers Gedicht Ungeduld. Man beachte die stetig wachsende Zahl der Zeilen pro Strophe und der Ausrufezeichen am Ende. Da ist allen Ernstes nichts dem Zufall überlassen.


Ein lustiges Liebesgedicht von Wilhelm Busch
Das war natürlich klar, dass Wilhelm Busch so seine eigenen Vorstellungen von einem Liebesgedicht hat. Aber lustig ist’s scho’.


Nette Liebeskatastrophe
Manchmal braucht die Liebe etwas Nachhilfe, einen sanften Schubser – Auftritt: die Natur. Doch wie so oft übertreibt die Natur maßlos im Bemühen „die beiden“ zusammenzubringen.
Alfred Scholtz · n. bek. um 1900
Wetter-Katastrophe
Er wohnte oben, vier Treppen hoch,
Machte Schulden und machte Gedichte,
Indes sie in den Keller zog –
Damit beginnt die Geschichte.
Dort hatte die Tante ’ne Wäscherei.
Sie galt natürlich als „Nichte“ ...
Er ging des Tags zehnmal vorbei –
So spitzte sich zu die Geschichte.
Er warf ihr feurige Blicke zu;
Sie wurde rot im Gesichte.
Die Liebe raubte beiden die Ruh’ –
Es wurde die alte Geschichte.
Sie tanzten zusammen in Halensee,
Der Dichter mit der Nichte. ...
Doch bei dem Heimweg – ach Herrjeh! –
Da wurde fatal die Geschichte.
Es brach ein Mordsgewitter los;
Es goss, der Hagel fiel dichte, – –
Sie klammerte sich an seinen Schoß –
Nun wurde intim die Geschichte.
Sie kamen beide pitschnass nach Haus,
Besonders feucht war die Nichte ...
Herrgott! wie sahen die Kleider aus! –
Das war eine nette Geschichte.
Im Keller schwammen die Möbel umher,
Die Betten waren zunichte ...
Was sollte sie machen? Force majeure! –
Vier Treppen hoch schließt die Geschichte.
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Ein lustiges Fragezeichen
Wenn einer so gar nicht weiß, wo’s in der Liebe langgeht, dann ist es meist ein Mann. Das folgende Liebesgedicht kann ein Liedchen davon singen.


Die Sicht der Frau
Als sehr interessiert desinteressiert könnte man die Haltung der Frau in diesem Liebesgedicht kennzeichnen.
Franz Freiherr von Gaudy · 1800-1840
Führ’ uns nicht in Versuchung
Es schlug. Er muss sogleich erscheinen –
Doch keinen Blick bekommt er mehr –
Er könnte gar am Ende meinen,
Dass ich für ihn am Fenster wär’.
Nun, sagt’ ich’s nicht? Dort naht er wieder –
Ich geh’ – ich bleibe – abgewandt –
Ich lasse die Gardine nieder –
Zu spät – er hat mich schon erkannt.
Er schaut mich an, so ernst, so fragend –
Mir dringt sein Blick tief in das Herz –
Er schüttelt – richtet wie verklagend
Die trüben Augen himmelwärts.
Sieht es die Mutter, wird sie zanken –
Als trüge ich die Schuld allein.
Kaum merklich grüßt er – ich muss danken –
Unhöflich darf man doch nicht sein.
Mein Gott! Ein Briefchen fliegt ins Zimmer!
Der freche Mensch! Was fällt ihm ein?
Glaubt er – den Brief, den les’ ich nimmer –
Ich trag’ ihn zu der Mutter – Nein –
Ich werf’ ihn unbesehn ins Feuer –
Gleich – ach! Das Siegel sprang schon ab –
Wer wird mit Oblat – „ewig teuer“ –
Auch siegeln – „treu bis an das Grab“ –
Dass bloß das Oblat schuld gewesen,
Wer glaubt es mir? Fataler Streich!
Ob ich nun ganz den Brief gelesen,
Ob nur den Schluss, jetzt bleibt sich’s gleich.
„Um zehn Uhr – morgen – in der Nähe“ – –
Recht ärgerlich trifft es sich doch,
Dass ich just dann zur Tante gehe –
Ich hoffe – er verfehlt mich noch.
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Kommentar:
Selbst aus lustigen Liebesgedichten kann man noch etwas lernen: Tatsächlich wurden in früheren Zeiten Oblaten zur Siegelung genutzt, wie ein altes Lexikon weiß. Die Oblate wurde angefeuchtet aufgeklebt und mit Siegelstempel versehen. Man beachte, dass „Oblat“ auf der ersten Silbe betont wird, sonst passte es nicht ins metrische Schema.

Liebesgedicht mit Pointe
Der romantische Herr von Eichendorff beliebt mit seinen Leser zu spielen. Statt dem Fried’schen Motto „Es ist, was es ist“ bietet er „Es ist nur vorgespielt“.

