Gedichte über Liebeskummer
Wie im richtigen Leben kriselt’s auch bei den Dichtern in der Liebe, doch die haben es einfach: Sie können sich ihren Liebeskummer in Gedichten von der Seele schreiben. Aber vielleicht ist auch das Lesen von Liebeskummergedichten ein Trost. Man ist nicht mehr allein mit seinem Elend.

Reden oder Nicht-Reden, das ist hier die Frage
Ein Liebeskummergedicht im Hamlet- oder – prosaischer ausgedrückt – im Gänseblümchen-Modus: Ich red mit ihr, ich red mit ihr nicht, ich red mir ihr, ich red mit ihr nicht, usw.
Dyrk Schreiber · geb. 1954
Besser
Will nicht leiden an der Liebe
Besser rede ich mit ihr
Gelassner nähm ich das Geschiebe
Auf der Reise hin zu ihr
Will nicht reden mit der Liebe
Besser leide ich an ihr
Ertrüge dann der Schwellen Hiebe
Auf der Reise fort von ihr
Will nicht leiden an der Liebe
Besser rede ich mit ihr
Gelassner nähm ich das Geschiebe
Auf der Reise hin zu ihr
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Ausgestoßen
Wenn alles schief geht an einem Tag, an dem man sich wie ausgestoßen fühlt, dann ist etwas, das ausnahmsweise reibungslos funktioniert, eine bittere Pointe.
Anja Blume · geb. 1977
Ein lichtloser Tag ...
Ein lichtloser Tag
nieselt in mein Herz.
Der Herbstwind treibt mich
durch die Stadt auf der Suche
nach einer wärmenden Seele.
Keine Nachrichten heute für mich.
Und du
öffnest deine Tür nicht
und gehst nicht ans Telefon.
Ausgestoßen
aus allen Gedanken und Armen
kehre ich verwundet
nach Hause zurück.
Alle Ampeln auf Grün
auf meinem unfreiwilligen Weg
in die leere Wohnung.
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Liebestanz
Wenn die Liebe tanzt, man selbst ist aber nur Zuschauer, das nennt sich Liebeskummer. Das „pas“ in „pas de deux“ bekommt plötzlich eine andere Bedeutung.
Herta Dietrich · geb. 1966
Tanz
Sie ist wie du und sprüht vor lauter Leben
ihr dreht euch wie die Derwische beim Tanz
als blasser Schatten stehe ich daneben
auf mich fällt nur ein müder schwacher Glanz
und ich begreife jäh und tief beklommen,
so voller Glut und Zauber liebst nur du
ihr seid vom Glück des Tanzes ganz benommen
ihr schließt vor Seligkeit die Augen zu
und während die Musik in wilden Klängen
im Saal verhallt und mir im Blute wühlt
muss ich zur Tür damit sich dieses Drängen
in Nacht und Stille nur ein wenig kühlt
doch weiß ich drinnen euch so innig tanzen
dass diese Welt sich um euch dreht und kreist
bis ihr verschmelzt zu jenem schönen Ganzen
bei dessen Anblick mir das Herz zerreißt
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Liebeskummer in Wiederholungsschleife
Ganz spektakulär bringt August von Platen einen Fall von Liebeskummer in einem Gedicht der Welt zur Kenntnis.

Kommentar:
August von Platen nutzt hier ein Versschema, das aus dem Arabischen kommt: das Ghasel. Dabei steht ein Paarreim zu Beginn und dann wechseln reimloser Vers (Waise) und eben dieser Reim. Dass bei diesem Gedicht der Reim identisch ist, muss nicht so sein. Platen hätte auch andere Wörter auf „nicht“ reimen können.

Noch eine Liebeskummer-Wiederholungsschleife
Liebeskummer macht stumm, und so dreht sich dieses Gedicht im Kreise, um die rechten Worten zu finden.


Ungewissheit
Hin- und hergerissen ist das lyrische Ich in diesem Liebeskummergedicht. Interessant ist die Überlänge des jeweils letzten Verses einer Strophe, die die Verzweiflung hervorhebt.

Kommentar:
Das Gedicht stammt aus einem Buch mit Daumer-Übertragungen vorwiegend von Hafis und ist im Kapitel „Aus der Moldau“ enthalten. Inwieweit es Übernahme oder Eigenschöpfung ist, lässt sich nicht sagen, da kein Original angeben wurde. Ich habe es daher dem „Übersetzer“ selbst zugeschrieben.

Ein Gedicht über Liebeskummer von Heine
Heines Umgang mit dem Liebeskummer ist eher spielerisch, so wie bei jemanden der seinen Kummer hinter vorgeblich guter Laune und gezwungen witzigen Bemerkungen versteckt.


Ein Liebeskummergedicht von Theodor Storm
Ganz still und leise verkümmert die Liebe bei dem Paar in Storms Liebeskummergedicht. Verstärkt wird die Zerrissenheit von den ausschließlich betonten Versenden.


Nächtlicher Liebeskummer
Wenn alles ruht, ruhen leider die Gedanken nicht, drehen sich im Kreise und kommen doch immer am selben wunden Punkt an.
Irene Forbes-Mosse · 1864-1946
In der Nacht lieg ich still, starr’ immer ins Licht
In der Nacht lieg ich still, starr’ immer ins Licht,
Meine heißen, heißen Tränen, sie brennen dich nicht;
Denn es war nicht der Frost und es war nicht der Schnee,
Deine kühlen, kühlen Worte, die tun mir so weh.
Ja, ein freundlicher Gruß, und dann gingst du hinaus,
Und die Tür fiel ins Schloss, und das dröhnt so im Haus;
Und das heilt keine Zeit, und das heilt auch kein Glück,
Denn ich denke nur eins, und ich bring’s nicht zurück.
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Zusammen allein
Ganz oder gar nicht, ist das Motto dieses Gedichts über Liebeskummer.


Liebeskummer einer Frau
Hier rollt Emil Rittershaus das ganze Innenleben einer Frau aus, die sich ihrem Liebsten nicht mehr sicher ist. Auch dieses Suchen nach kleinsten Anzeichen gehört zum Liebeskummer.

