Gedichte für Verliebte 2
Verliebt zu sein ist wahrlich keine Erfindung der Moderne, sondern zieht sich durch die Jahrhunderte und damit auch durch die Lyrik vergangener Zeiten. Auf dieser Seite sind verliebte Gedichte gesammelt, die aus dem 19 Jahrhundert oder von noch früher stammen. Betrachtet man alte Porträts gemalt oder auch schon als Fotos, dann ist man evt. überrascht, wie heißblütig die würdigen Damen und Herren sein konnten. Aber verliebt zu sein ist nun mal ein Ausnahmezustand nahe am Irrsinn;-)

Verliebter Ritter
Alter Falter! Im Mittelalter hat man nicht nur Morgensterne geschwungen, sondern auch Liebeslieder gesungen.
Heinrich von Morungen · etwa 1160-1222
Höchster Wonne schwebe ich (In so hoher swebender Wunne)
Höchster Wonne schwebe ich.
Solchen Jubel schlug mein Herz noch nie!
Und als trügen Flügel mich,
schweben die Gedanken stets um sie,
seit sie ihren Trost mir lieh,
dass er durch die Seele mein
mitten ins Herz mir zieh.
Alle Wonne, die ich schaue,
ist ein kindlich Spiel, seh ich mein Glück.
Luft und Erde, Wald und Aue
rufen mir die frohe Zeit zurück.
Mein ward dieser Augenblick
wie im Traum ein lieber Trost.
Jauchzend sing ich mein Geschick.
Heil der wonniglichen Kunde,
die so süß im Ohre mir erklang.
Endlich schwieg die alte Wunde,
als ins Herz mir diese Freude sank,
und ein Dank sich mir entrang,
der vor Liebe wie ein Tau
mir aus beiden Augen drang.
Selig sei die süße Stunde.
Selig sei die Zeit. Es wurde Tag,
als ein Wort ihr ging vom Munde,
das so nahe meinem Herzen lag,
dass mein Leib vor Freude tief erschrak,
und ich gar nicht weiß vor Liebe,
was ich mit ihr sprechen mag.
Übertragen aus dem Mhd. von Heinz Graumann
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Ein Gedicht für Verliebte von Eichendorff
Nicht fehlen dürfen die Romantiker, die auch mal sehr romantisch sein konnten. Eichendorff schwimmt geradezu auf einer Gefühlswelle.

Kommentar:
Dieses Liebesgedicht erschien zuerst unter dem Titel Liedchen. Das beschwingte Tempo des Gedichts wird durch die Kürze der Zeilen mit nur zwei Hebungen und in der Mitte jeweils zwei Senkungen unterstützt. Das metrische Schema der Strophen ist:
xXxxXx
xXxxX
xXxxXx
xXxxX
Also ein amphibrachischer (xXx) Zweiheber, bei dem in jeder zweiten Zeile eine Senkung abgeschnibbelt wurde, was zum Wechsel weiblicher (unbetonter)/männlicher (betonter) Versschluss führt.

Schlafprobleme
Wenn die Hormone Amok laufen, ist schlecht schlafen, stellt der Romantiker Achim von Arnim in seiner Studie übers Verliebtsein fest.


Ein Gedicht für Verliebte von Heine
Wo die Liebe ist, da ist Heinrich Heine nicht fern. Und im Stadium des Verliebtseins enthält er sich auch seiner sonst berüchtigten ironischen Kommentare.


Noch ein Gedicht für Verliebte von Heine
Reichtum und Armut liegen für den Verliebten dicht beieinander, so wie im richtigen Leben halt.


Gedicht über eine Elfenliebe
Von allem Gefühl für die Schwerkraft verlassen ist das lyrische Ich in diesem Gedicht für Verliebte und schwebt mit seiner Elfe auf alle Zeit.
Karl Mayer · 1786-1870
Wie schlank bist du, wie zart und fein ...
Wie schlank bist du, wie zart und fein,
Du lichte, liebe Last.
Sag’, halt’ ich denn im Dämmerschein
Nur einen Geist umfasst?
O du mein stilles Elfenkind,
Aus Flocken Lichts gewebt,
Kaum spür’ ich, wie die Brust gelind
Dein Atem senkt und hebt.
Und doch kein Traumbild kannst du sein,
Du bebst in meinem Arm,
Und wärst du bloßer Mondenschein,
So gäbst du nicht so warm.
Vertraut wie Brust an Brust sich schließt,
Schmiegt Aug’ in Auge sich,
Ein goldnes Licht der Freude fließt
Von dir herab auf mich.
Wenn es ein Maß der Liebe gibt
Dir ist’s und mir gefüllt,
Und wo ein Paar so treu sich liebt,
Ist jeder Wunsch gestillt.
Wie triumphierend rollt mein Blut
Im Herzen aus und ein,
So ist es gut, so ist es gut,
So soll es ewig sein.
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Ein Gedicht für Verliebte von Goethe
Goethe holt in seiner lyrischen Geschichte etwas weiter aus als die Vorgänger hier. Doch das Spiel ist dasselbe: von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt.


Liebesgedicht in Eile
Sicher nicht in Eile geschrieben, doch das Begehren nach der Geliebten ist äußerst eilbedürftig wie die erste Strophe des Gedichts zeigt.
Alexei Wassiljewitsch Kolzow · 1809-1842
Verzückung
Himmelsgeister, hohe Macht,
gebt mir starke Falkenschwingen,
die mich durch die stille Nacht
schnell in ihre Arme bringen!
Kosen sollen meine Hände
ihren Hals; ich will vergehn;
liebend will ich ohne Ende
in die schwarzen Augen sehn!
Sorglos will ich fest mich schmiegen
an die blütenreine Brust,
will dort ewig schlafend liegen
in verträumter, süßer Lust ...
Aus dem Russischen übertragen von Karl Roellinghoff
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Glücksfall Liebe
Einmal im Leben Glück haben! Das ist ganz einfach: Am richtigen Ort zur richtigen Zeit jemandem begegnen. Ganz einfach, aber ungeheuer schwierig.


Liebessturm
Um etwas mehr Herzensruhe in stürmischen Zeiten bittet hier jemand, was sicher vernünftig ist, weil bei dem Lärm, den ein vor Liebe wild rauschendes Herz macht, kann man sich ja auf nichts mehr konzentrieren.


Heimliche Liebe
Und hier ein Gedicht für heimlich Verliebte. Verschwiegenheit wurde schon vor beinahe 400 Jahren groß geschrieben.


Noch eine heimliche Liebe
Eine etwas kürzere Fassung des Simon Dach-Gedichts über eine geheime Liebe lieferte Alfred Meißner etwa 200 Jahre später.


Liebesrausch
In diesem Gedicht schwingen sich die Gefühle hoch und höher bis in himmlische Gefilde. Das ist mehr als ein Mensch allein ertragen kann und deshalb teilt man es und nennt es Liebe.


Männliches Liebesgedicht
So ganz und gar männlich kommt dieses Liebesgedicht daher in seiner Bitte um Nachsicht für die Starrsinnigkeit beim starken Geschlecht. Aber ob es eine gute Idee war, sich auf die Eiche zu berufen? Denn aus Eiche macht man Möbel.

