Traurige Liebesgedichte 2
Liebe gibt es schon lange und vermutliche ebenso lang Fälle von trauriger Liebe. Auf dieser Seite finden sich die etwas älteren Liebesgedichte der traurigen Art, soll heißen Anfang des 20. Jahrhunderts ist hier Schluss mit traurig. Neueres hat dann Seite 1 der traurigen Liebesgedichte.

Geheim macht traurig
Wenn Liebe geheim bleiben muss, ist das ist eine eher traurige Erfahrung. Was in diesem Gedicht die Liebe hindert, verrät der Dichter nicht, bleibt also der Phantasie der Leser überlassen.


Erinnerungen
Die Liebe in Erinnerungen eingeholt von der traurigen Realität, das ist das Thema dieses Liebesgedichts.

Kommentar:
Ganz ohne Reime geht es auch. An diesem Beispiel zeigt sich die lyrische Kraft des Trochäus (=Hebung-Senkung im Wechsel), der durch den stets gehobenen Versanfang und das ausklingende Senkungsende zum Ton des Gedichtes beiträgt. Wichtig ist hier auch die fünfte Kurzzeile einer jeden Strophe, die dem Gedicht die notwendige Abwechslung von den ersten vier Zeilen bringt und dadurch einen Rhythmus erzeugt.

Aufstieg und Fall einer Liebe
In diesem Gedicht wird der ganze Zyklus einer Liebe vom aufregenden Anfang bis zum Ende in Höflichkeit rekapituliert.

Kommentar:
Dass es in diesem Gedicht um eine gescheiterte Liebe geht, wird auch formal ausgedrückt. Alle Verse enden mit einer Hebung (männliche Kadenz), was die Tendenz hat, Verse stärker zu trennen, Pausen zu verlängern. Und es gibt nur zwei Zeilensprünge im gesamten Gedicht: zu Beginn der zweiten Strophe und am Schluss der dritten. Der Rest ist Zeilenstil: Jeder Vers steht für sich allein.

Das traurige Gedicht von der Liebeslüge
Wenn Dialoge nur noch Monologe werden und einer nicht mehr glaubt, was der andere sagt, dann muss die Liebe traurigerweise dran glauben.


Die größte Liebe
Eine kurze Meditation darüber, wann die Liebe am größten ist. Die üblichen Verdächtigen scheiden in den ersten drei Strophen aus.
P. A. de Génestet · 1829-1861
Liebe
Die ich am meisten liebgehabt,
war nicht die schlanke Braut, mit der ich süß und milde
konnt’ wandern über Dünen, träumen im Gefilde,
und die mich führte entlang dem Rosenpfad.
’s war nicht die junge – zärtlich und scheu,
die mir, als guter Geist, mein Herz, mein Haus bewachte,
die meinem Leben, ach, das Lichte und Holde brachte
mit all dem Reichtum ihrer Treu!
„So war’s die Mutter Ihrer Schar,
die Sie, dem Glücklichen, unter dem Opfer vieler Schmerzen
hat schmecken lassen jenes reinste Glück von Herzen,
des Lebens Trost, den sie gebar?“
Nein! – Denn am meisten liebgehabt
hab’ ich die kranke, die so müde, ausgezehrte,
die mich zu leben und gleichfalls hoffend zu sterben lehrte,
als ich weinend an ihrem Bette ausgeharrt.
Übertragen aus dem Niederländischen von Hans-Peter Kraus
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Kommentar von Hans-Peter Kraus zur Übertragung:
Vielleicht ist es gar nicht aufgefallen, aber der umarmende Reim in Strophe eins und vier ist eigentlich keiner, sondern „nur“ eine Assonanz. Obwohl Deutsch und Niederländisch recht eng verwandt sind, gab es im Deutschen keine guten Möglichkeiten auf Zeile eins zu reimen, ohne den Original-Inhalt zu ruinieren. Und da diese Zeile die wichtigste im Gedicht ist, musste halt das Opfer der Assonanz gebracht werden. Gereimte Gedichte tatsächlich gereimt zu übersetzen, geht eh immer zu Lasten der genauen Übertragung des Inhalts, aber hier wäre eine Grenze überschritten worden.

Ein trauriger Anblick
Muss man Russe sein, um beim Anblick einer fröhlichen jungen Frau, die man liebt, in Depression zu verfallen? Man muss nicht, aber es hilft wahrscheinlich.
Michail Jurjewitsch Lermontow · 1814-1841
Warum?
Ich bin so traurig und liebe dich doch,
deine Jugend blüht in Frische noch,
aber vom Neid wirst auch du nicht verschont.
Die hellen, süßen Tage entlohnt
das Schicksal mit Tränen in kurzer Frist.
Ich bin so traurig … weil du fröhlich bist.
Aus dem Russischen übertragen von Hans-Peter Kraus
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Die traurige Seite der Liebe
Spioniert er ihr hinterher oder ist es ein Fall von nicht offenbarter Liebe? Das wird im Gedicht nicht ausdrücklich gesagt, nur eines ist klar: Diese Liebe ist ein trauriger Fall.
Walter Calé · 1881-1904
So schrittest du vorüber diese Nacht ...
So schrittest du vorüber diese Nacht,
da mich die Schatten bargen deinen Blicken:
im Schwarme kehrtest du von lautem Feste,
und alle Straßen hallten eure Tritte,
und nahtest du und lächelst und wiegend
und Wechselreden tauschend in dem Schwarme,
und deine weißen Kleider blinken auf
und blinken durch die Nacht und winken ferner
und sinken alle und versinken dunkel,
und klang ein Lachen noch und irrt’ und schwand.
So schrittest du vorüber diese Nacht,
da mich die Schatten bargen deinen Blicken.
Worauf ich tiefen Sinnes heimwärts lenkte;
und alsbald – des Schlummers harrte ich –
erhub es sich wie neben meinem Lager
und war wie eine Stimme, welche klagte
und klagte laut die ganze schwere Nacht.
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Trauriges Liebesalter
So geht’s im Alter. Was früher das Herz gehoben hätte, ist jetzt nur noch Anlass für wehmütige Gedanken. Es geht allerdings auch anders, wie manch ein prominenter älterer Herr bewiesen hat, dem 30 bis 40 Jahre Altersunterschied nichts waren.


Noch ein trauriges Liebesgedicht von Emanuel Geibel
Hier wird noch mal das alte Lied von der unerwiderten Liebe gesungen. Selbst das Metrum ist hin- und hergerissen.


Und am Schluss der Wein ...
Konjunktivisch vielsprechend und gar nicht so traurig fängt dieses Gedicht an, doch dann bekommt das Präsens die Überhand, und am Schluss bleibt nur Wein und Weinen.
Adam Asynk · 1838-1897
O, würd ich jünger sein!
O Mädel, würd ich jünger sein,
O welch ein Glück!
Dann würd ich niemals trinken Wein,
Nur Nektar bloß aus deinem Blick
O, jünger sein!
Du wärest mir vielleicht dann gut,
O goldnes Ziel!
Dies Wort allein macht glühn mein Blut,
Denn ach, es wär des Glücks zu viel:
Wärst du mir gut!
Dann wären nichts die Sterne mir
Und auch der Mond;
Ich würde alles weihen dir,
Von Glück durchstrahlt, durchglüht, durchsonnt,
Ja, alles dir!
Die Sonne würd ich dann verschmähn;
Des Frühlings Pracht
Sogar könnt nicht vor dir bestehn;
Vor deiner zauberreichen Macht ...
Könnt nicht bestehn.
Doch leider bin ich schon zu alt,
Dass fordern ich sollt,
Dass mir dein Herz entgegenwallt.
Drum spiel ich mit des Liedes Gold ...
Ich bin zu alt.
Und deshalb meide ich dich weit,
O Engel du!
Mein Stolz verschmäht der Liebe Leid ...
Und voller Sehnen, ohne Ruh
Entflieh ich weit.
Ich lächle still und trinke Wein,
Mit Tränen vermengt.
Vergangnes hüllt mich leise ein,
Von grauen Nebeln eng umdrängt ...
Ich trinke Wein ...
(Aus dem Polnischen übertragen von Lorenz Scherlag)
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Ein trauriges Liebesgedicht von Wilhelm Busch!
Ja, kein Witz. Es dürfte nicht leicht sein, in diesem Gedicht noch Spuren von Humor zu entdecken. Ein bisschen was liegt schon noch drunter, aber eine Ratte, die jemanden ins Herz beißt? Das ist nicht lustig, sondern tieftraurig.


Eine traurige Gesellschaft
Hier liegen die Probleme nicht bei den Liebenden, sondern in der Missbilligung der Außenwelt. Man sollte das nicht als Problem vergangener Jahrhunderte abtun. Mit ein bisschen Nachdenken findet sicher jeder eine Paarkonstellation, bei der man zumindest erst mal komisch gucken würde.


Trauriger Liebesgrund
Jemanden zu lieben, dafür kann es viele Gründe geben. Die Gründe in diesem Gedicht sind jedoch eher trauriger Natur.


Kurz, aber schmerzhaft
Eine wirklich kurze Reiseromanze erlebt das Ich in diesem Gedicht, doch der Schmerz ist trotzdem kein geringer.

