Lustige Gedichte
Reimen macht lustig, wie kein altes Sprichwort sagt. Seltsamerweise wird immer ein wenig herab geguckt auf Dichter, die eher dem Humor im Gedicht zugeneigt sind. Dabei ist die Kunst dieselbe: Worte müssen sinnig und scheinbar zwanglos in Versen mit oder ohne Reime platziert werden. Wahrscheinlich ist dieses Herabgucken nur Neid, denn zusätzlich noch Lustiges unter diesen Bedingungen zu produzieren, ist nicht jedem gegeben.

Lustiges Gedicht über Äpfel und Birnen
Auf der Suche nach dem goldenen Reim, den es nicht gibt, lautet der Titel dieser Abenteuergeschichte.
Hans Retep · geb. 1956
Apfelleim
Es wa’ ein Chinese sehl tapfel
und suchte den Leim auf Apfel.
El stieg auf jeden Gipfel,
el lugt’ unte’ jedem Zipfel,
doch fand el kein’ Leim auf Apfel.
Da wurde er sehr verzweifert,
weil er so schmählich gescheitert.
Doch hatte er nicht die Stirne,
sich zu schießen in die Birne.
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Kommentar Hans Retep:
Es hat mir einfach keine Ruhe gelassen, dass es im Deutschen keinen Reim auf Apfel geben soll. Daher dieser verzweifelte Versuch, noch mal aus der r-Schwäche der Chinesen einen Witz zu ziehen.

Wenn einer eine Reise tut
Wenn einer eine Reise tut, dann sollte er auf die Reime achten, denn sonst ist das Reisen kein Gang mit sieben Speisen.
Stefan Franken · geb. 1968
Stiesel
Ein friedlich erscheinender Stiesel
begibt sich auf Wege aus Kiesel
und wandert von Xanten nach Wesel.
Im Sonnenschein grüßt ihn ein Esel.
Begleitet von Mäusen und Wieseln
beginnt es vor Wesel zu nieseln.
Drum wandert er Richtung Haminkeln,
verknackst sich den Fuss und muss hinkeln.
Er hinkelt auf schnurg'raden Wegen
durch bindfadenartigen Regen.
Da wettert der Stiesel im Niesel
und schimpft auf die Mäuse und Wiesel,
verspottet den grüßenden Esel
und meidet Haminkeln und Wesel.
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Der Tod ist lustig
Tod ist immer lustig, alles eine Frage der Perspektive. Hölty nimmt in seinem Gedicht die Perspektive eines professionellen Leichenverbuddlers ein.


Von Mäusen und Menschen
Dieser bei John Steinbeck geliehene Titel deutet an, dass dieses komische Gedicht bei Mäusen nicht haltmacht.
Gaukelwort · geb. 1968
Maus und vorbei
Das Magermäuschen, das ich fraß,
derweil es blass im Beichtstuhl saß,
war mehr nicht als ein Hungerhauch
aus Kerzenlicht und kaltem Rauch.
Ich fraß auch eine Friedhofsmaus.
Welch Gramgenuss. Welch Gruselschmaus.
Sie schmeckte nach ersehntem Tod,
nach Siechtum, Leid und Gnadenbrot.
Die frische Würzmaus, die ich fing,
roch ganz verführerisch und ging
im Kräutergarten ringsumher.
Von denen fräß ich gerne mehr.
Was ist? Tun dir die Wusel leid?
Dann nutze deine knappe Zeit.
Auch du wirst mir ein Leibgericht -
mehr als ein Mäuschen wiegst du nicht.
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Kommentar:
Mehr Texte von Gaukelwort hat seine eigene Homepage.

Lustiges Gedicht über Nachbarn
Umgangsformen sind eine lustige Sache: Mit einem „Guten Tag“ kann man jemandem zwischen die Augen schießen, ein „Herzlichen Dank“ rammt das Messer in den Rücken – alles eine Frage von innen und außen.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Unter Nachbarn
Dieser Sauhund!
Dieser Sauhund!
Wenn ich den …
Wenn ich den in die Finger kriege,
dann …
ja dann …
sag ich „Guten Tag“ und lächle froh,
und mein Nachbar lächelt ebenso,
doch ich weiß, doch ich weiß,
tief im Innern denkt er so:
Dieser Sauhund!
Dieser Sauhund!
Usw.
usw.
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Ein lustig’ Gedicht über Männer und Hunde
Endlich sagt es mal einer: Neben den bekannten Gemeinsamkeiten von Männern und Hunden gibt es doch mehr Unterschiede, als man auf Anhieb glaubt.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Von Männern und Hunden
Was die Vergleichbarkeit
von Männern und Hunden angeht,
hat die Wissenschaft
in den letzten Jahrzehnten
beträchtliche Fortschritte erzielt.
Als weithin unstrittig
gilt folgende Erkenntnis:
Männer –
wenn man sie ließe –
würden auch nur an
Fressen, Saufen, Schlafen
und
was Anderes denken.
Etwas differenzierter wird betrachtet,
dass Männer und Hunde gleichermaßen
leicht zu täuschen sind.
Während bei Hunden
keine Präferenz
zwischen Frauchen und Herrchen,
zum Beispiel
beim angetäuschten Stöckchenwurf,
zu erkennen ist,
neigen Männer weiterhin
mehrheitlich
bei weiblichen Verhaltensweisen
zu Fehlinterpretationen.
Ein anderer Unterschied
zwischen Männern und Hunden
hat sich in den letzten Jahrzehnten
des zwanzigsten Jahrhunderts
herauskristallisiert.
Das Phänomen des sofortigen Losbellens
bei nichtigen Anlässen
ist,
wie zahlreiche empirische Studien
der letzten Jahre belegen*,
bei Männern,
nicht jedoch bei Hunden,
auf dem Rückzug.
In einem Punkt allerdings
herrscht weiterhin Unklarheit:
Bisher ließ nicht schlüssig nachweisen,
ob oder ob Männer nicht
den Hunden gleich
vor Freude
mit dem Schwanz wedeln.
*Zum aktuellen Forschungsstand siehe: Ian A. Docksson (2018): Do Men Bite Now? A Metaphorical Study of Dogs and Men, Cambridge: University Press, S. 101ff
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Zeitlos lustig
Wenn man bedenkt, dass das folgende Gedicht Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde, eine Zeit, die man heute eher als betulich einschätzen würde, dann ist es schon erstaunlich, wie treffend es jetzt noch ist.


Gedicht mit vielen Fragen
Fragen kostet nichts, kann aber furchtbar auf die Nerven gehen, wie das folgende Gedicht zeigt.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Viel Lärm
Ein Mann sitzt auf der Bank.
Warum sitzt er da?
Wo kommt er her?
Warum gerade auf dieser Bank?
Hat er nichts Besseres zu tun?
Darf er das überhaupt?
Hat er einen Schein dafür?
Ist er kontrolliert worden?
Oder darf das jetzt jeder?
Wenn das jetzt jeder machen würde,
wo kämen wir denn da HIN?
Der Mann steht auf und geht.
A-HA!
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Shoppen macht lustig
Wer die Wirtschaft ankurbeln will, findet möglicherweise in dem folgenden Gedicht etwas Inspiration, wo jemand mit leuchtendem Beispiel vorangeht, um die örtliche Kaufmannschaft zu unterstützen.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Kaufrausch
Immer wieder liest man:
Dem Einzelhandel geht’s schlecht.
Also fuhr ich in die Stadt,
um ein Paar Schnürsenkel zu kaufen.
Der Schnürsenkel an meinem linken Schuh hing
nur noch an zwei Fäden,
behutsam wie ein Amateurnäher,
der den Faden in ein Nadelöhr schiebt,
musste ich den Schuh binden,
immer in der Gefahr,
dass dieses Mal
das letzte Mal
sein könnte.
Vom Einkaufsbummel zurück
riss ich den Senkel aus dem linken Schuh,
doch im rechten behielt ich ihn,
um abzugucken wie der Senkel
durch die Ösen geführt werden muss.
Überraschenderweise wurde der Senkel
von der ersten Öse links
unterhalb
durch die dritte Öse rechts geführt,
während die Führung von der ersten Öse rechts
unterhalb
zur zweiten Öse links ging.
Als es geschafft war
(beide Enden gleich lang!),
steckte ich den Fuß in den linken Schuh
und band ihn ratzfatz.
Endlich saß der Schuh wieder eng am Fuß.
Ich löste den Senkel
und band ihn gleich noch mal.
Glücksbläschen durchrieselten mich.
Das war die Freiheit, die ich brauchte!
Die Sonne strahlte vom herrlichen Himmel,
und ich tanzte mit einer schönen Frau
durch mein kleines Hallen-Loft.
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Ausflug nach Ka-ló-ri-en
Ganz gegen Trend will diese Berliner Schnauze nach Ka-ló-ri-en ziehen, um ein bisschen Fett auf die Backen zu bekommen. Diätschland kann ja jeder.
Dyrk Schreiber · geb. 1954
Kaloriensong
Kalórien, Kalórien,
ick habe euch verlorien
durch meen Jehopse quer im Wald.
Dann wurdet mir sojar im Bette kalt,
zu dünn jeworden bin ick halt
durchs Loofen mang’n Grunewald.
Kalórien, Kalórien,
ihr seid sofort erkorien,
am Arsch und Wampe nachzusehn.
Und spacken alle beede – Fett andrehn
wat Form verspricht im Stillestehn
und imma ooch beim Fernsehsehn!
Kalórien, Kalórien,
ick muss euch heiß beschworien,
kehrt schnell uff’s Prassen mir zurück
und macht ma wieda lebensfroh und dick!
Ick will keen Wald, ick will nur Glück,
janz hin zu euch und nie zurück!
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Ein komisches Gedicht
Im Telegrammstil geschrieben ist dieses Gedicht auf seine komische Art ganz lustig. Ein Tipp: „Viere lang“ wird wohl ein Vierspänner sein und Jean der Kutscher.


Ein lustiges Gedicht von Wilhelm Busch
Der Wilhelm durfte natürlich nicht fehlen. Seine lustigen Gedichte sind weiträumig verteilt auf dieser Website. Als Stellvertreter kommt hier ein Gedicht, das thematisch keinen anderen Platz gefunden hat.


Zwiebel macht lustig
Eine Zwiebel muss schon sehr lustig machen, wenn ein Gedicht mit Bibel und Koran drin komisch sein soll. Aber die Elsässer haben eben einen teuflischen Humor.
Stefan Franken · geb. 1968
Zwiebel
Es suchte die gläubige Zwiebel
im irdischen Leben nach Sinn,
erforschte die luthersche Bibel,
doch stand dort von Zwiebeln nichts drin.
Studierte die selbe Schalotte
die heilige Schrift des Koran,
doch schien sie dem mächtigen Gotte
entbehrlich im göttlichen Plan.
Da fand sie Rezepte im Buche
mit Speisen nach Elsässer Art,
drum blieb ihr die weitere Suche
als Zwiebel im Kuchen erspart.
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Eine märchenhafte Tragikomödie
Im Überschwang der Gefühle kann man schon mal auf dumme Ideen kommen, was ganz lustig sein mag, doch in diesem Gedicht ist’s eher eine Tragikomödie mit märchenhaftem Schluss.
Hans Retep · geb. 1956
Dumme Idee
Welch ein Tag, welch eine Nacht,
werft mich in den Brunnenschacht.
Niemals wieder will ich das Licht der Welt mehr sehn.
Niemals wieder wird mein Leben noch mal so schön.
Hört! Die schönste aller Frauen liebt mich von ganzem Herzen.
Ist es da ein Wunder, dass ich aufgelegt zu Scherzen?
Warum tragt ihr mich zum Brunnen?
Lasst mich los! Seid ihr von Sinnen?
Hey, ich sprach zum Spaß rein metaphorisch.
Lasst mich! Ich befehl’s euch kategorisch!
Und – sie ließen ihn wie befohlen, die guten Leute –
wenn er nicht gestorben ist, dann fällt er noch heute.
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Ein lustiges Gedicht mit Wurm drin
Auch unter Würmern gibt es anscheinend einen Generationenkonflikt. Allerdings gibt es auch jemanden, der diesen Konflikt entscheidet.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Die jungen Würmer
„Geht nie hinaus,
wenn’s klopft“,
lehrt der älteste Wurm des Universums.
Doch wir wissen ja,
wie die jungen Leute sind.
Keine Achtung
vor der Weisheit des Alters.
Alle Regeln
sind nur da, um sie zu brechen.
Und so laufen sie,
wenn’s regnet,
durch die Straßen,
Musikstöpsel im Ohr,
und hören die Songs der Amseln
von der Freiheit.
Was einfach nicht in ihre Köpfe will:
Auch die Amseln
sind nur Marionetten
der Unterhaltungsindustrie.
Auf die Freiheit
geben sie keinen Piep.
Hauptsache
der Bauch ist voll.
Doch wenn die Jungwürmer endlich einsehen,
dass der alte Wurm recht hatte,
ist es zu spät;
das letzte Gedankenglimmen
erlischt
in der Dunkelheit
eines Amselmagens.
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Schräg, aber lustig
Über die Vorteile eines schrägen Kopfes philosophiert dieses Gedicht und weiht dabei ganz nebenbei in die Geheimnisse des Wasserkreislaufs ein.
Hans Retep · geb. 1956
Schräger Vorteil
Der Mann mit schrägem Hirn
braucht niemals einen Regenschirm:
Das Wasser rinnt vom schrägen Kopf
in den bereitgestellten Topf.
Den trägt der Mann bis an das Meer
und gibt das Wasser wieder her,
auf dass es unsichtbar und leis
zum Himmel steigt ins Wolkenweiß
und sich auf Wanderung begibt
zu fallen, wo es ihm beliebt.
Nur einem macht das keinen Kummer,
das weiß inzwischen auch ein Dummer:
Der Mann mit schrägem Hirn
braucht niemals einen Regenschirm …
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Gedicht über die Lösung eines Eheproblems
Heiraten ist auch nicht mehr das, was es mal war. Jeder darf heute jeden und jede jede heiraten, doch damit die natürlichen Ordnung der Dinge aufrecht erhalten wird, zeigt dieses Gedicht eine einfache Lösung auf.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Das Problem der fraulichen Ehe
Die Ehe zwischen Mann und Frau
ist die gottgewollte,
natürliche Konstellation.
Die Ehe zwischen zwei Männern
ist durchaus akzeptabel,
doch die Ehe zwischen zwei Frauen
verstößt gegen die natürliche Ordnung.
Schon seit biblischen Zeiten
ist Sinn und Zweck einer Ehe,
einen Mann fertig zu machen,
ihn an den Rand
seiner Belastbarkeit zu führen,
ein Stupser und –
Bautzerli! –
liegt er in der Grube.
Das lässt sich auf jedem
örtlichen Friedhof nachweisen:
Der Mann stirbt grundsätzlich
vor der Frau.
Schon Jesus Christus hat dies prophezeit
(in der Übersetzung Luthers):
Wer zur Fraue greift,
kommt durch die Fraue um.
Die Lösung des Problems der Ehe
zwischen zwei Frauen kann jedoch
nicht darin bestehen, einen Nachbarn
um den Verstand zu bringen.
Die Ehe als heilige Institution
lässt sich nicht
durch die zufällige Nachbarschaft
mit einem Mann ersetzen.
Als einzig richtige Lösung kann nur
ein Dreibund betrachtet werden:
Jedes Frauenehepaar wird verpflichtet,
sich einen Haussklaven zu halten,
ihn gottgefällig fertig zu machen,
an den Rand seiner Belastbarkeit zu führen,
ein Stupser und –
sogleich steht einer wunderbaren Ehe
nichts mehr im Wege.
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Die gespaltene Zeit
Wenn man sich überlegt, was hätte passieren können, wenn ... kann das lustig sein. Hier besteht jedoch der Witz darin, dass das „Hätte-Wenn“ tatsächlich passiert ist.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Zehn Minuten in alle Ewigkeit
Ich habe heut morgen nicht den Bus verpasst.
Ich habe mich daher auch nicht geärgert,
und dann habe ich eben zehn Minuten nicht gewartet.
Während ich im Bus zur Arbeit fuhr,
habe ich nicht den Kartoffelmann
mit dem Pferdewagen gesehen,
und ich sah auch nicht,
wie er auf Höhe der Haltestelle ausspuckte.
Ich habe nicht all die Autos vergessen,
die nicht an mir vorbeifuhren, bis auf die Nonne
im weißen Mercedes.
Als der Bus dann nicht kam,
sah der Busfahrer auch nicht aus
wie der junge Leonard Bernstein,
mit Brille, kaugummikauend.
Ich gebe zu, die Sache hat einen kleinen Haken.
Ich kann mich verdammt noch mal nicht daran erinnern,
was ich gesehen habe,
als ich im Bus zur Arbeit fuhr,
während ich nicht
an der Haltestelle stand.
Das ist vielleicht ganz normal,
wenn man jeden Tag die gleiche Tour macht.
Schlimmer ist,
dass ich den Einfall zu diesem Text
nicht haben konnte,
diesen Text also nicht schreibe,
nur was tue ich stattdessen?
Und was noch schlimmer ist:
Sie können diesen Text nicht lesen, aber was tun Sie gerade?
Und welche Auswirkungen hat das auf Ihr Leben?
Und welche Auswirkungen hat das, was Sie tun,
während Sie diesen nichtgeschriebenen Text nicht lesen,
auf das Leben anderer?
Vielleicht wäre es doch besser gewesen,
ich hätte heut morgen den Bus verpasst.
Dann könnte ich diesen Text schreiben,
und wir wären alle fein raus.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-6-19.php#1744
Kommentar:
Das gleiche als Kurzgeschichte gibt es bei ziemlichkraus.de. Und wenn sich jemand fragt, was war zuerst da? Gedicht oder Geschicht’? Ganz klar das Gedicht.

Lustiges Schafezählen
Alle, die es bis zehn schaffen, wissen am Schluss, wer der Mörder ist.
Peter-Michael Fritsch · geb. 1950
Der Landwirt – ein Krimi in 10 Schafen
Schaf 1
Mein neues Schaf
Es blökt
Keiner hört's
Es blökt
weiter
Ich hör's
Es ist raus
aus dem Gehege
Endlich Action
auf meiner Klitsche
Ich muss
erstmal dringend
Schaf 2
Da steht es ja
Es frisst
Efeu
Es hängt mit
dem Hinterhuf fest
Ich befreie es
Es haut
mir den Huf an den Kopf
Ich blöke
Schaf 3
Es will auf die Straße
Keine gute Idee
Drei fangen es
nicht
Es bockt
Ich bocke
Es zockelt
in die Garage
Es scheißt
die Garage voll
Ich verschließe
die Garage
Es muckst sich nicht
mehr
Schaf 4
Am nächsten Morgen
stiehlt es sich
zögernd
aus der Garage
Es frisst wieder
Es pisst
Es scheißt
Es flüchtet
Es will nicht
ins Gehege zurück
Ich brülle
Schwupps
Es ist im Gehege
Es frisst
Ich verschließe
das Loch
Schaf 5
Ich schneide Zweige
Ich werfe sie
ins Gehege
Es steht schon da
Es frisst
wenig
Es entfernt sich
Ich störe
es nicht
Schaf 6
Es will
wieder raus
Es trollt sich
Der Zaun ist
zu hoch
Es sucht
das nächste Loch
Ich beobachte
es scharf
Schaf 7
Es beobachtet mich
bevor es frisst,
scheißt und pisst
Ich beachte
es nicht
Es verpisst sich
scheinbar
Es hat schon
wieder ein Loch
entdeckt
Ich aber auch
Ich brülle
Es blökt
und verheddert sich
Ich befreie es
nicht
Es frisst
Schaf 8
Was ist
ein Schaf?
Eine scheißende
Blattfressmaschine
mit Fell
Schaf 9
Und eine
ausbruchsversessene
Anti-Gehegesau
mit Glotzaugen
und Blöken
Es ist
schon wieder
weg
Brüllen hilft
diesmal nicht
Es ist richtig weg
Schaf 10
Da steht es
in dem fremden Garten
Was nun? Was tun?
Einbruch
Hausfriedensbruch
Polizei
Rücktransport
mit Sirene
Es hält ganz still
Unbezahlbares Schafschnitzel
Ich schlachte dich
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-6-19.php#1647

Lustige Gedichte zu speziellen Anlässen finden Sie hier: Lustige Geburtstagsgedichte, lustige Hochzeitsgedichte, lustige Liebesgedichte und lustige Weihnachtsgedichte.
Und hier noch ein Musikstück mit humoristischen Untertönen von Claude Chalhoub: