Unterm Lyrikmond

Gedichte lesen, schreiben und interpretieren

Lustige Weihnachtsgedichte

Es gibt Leute die „Fröhliche Weihnachten“ statt „Frohe Weihnachten“ sagen. Ein bisschen Frohnatur zum Fest kann sicher nicht schaden, weil nicht immer alles in Frieden und Besinnlichkeit abläuft. Und wenn selbst der große Maestro Goethe was Lustiges zum Fest der Feste liefert, dann ist das sozusagen der Segen vom Olymp für die lustigen Weihnachtsgedichte dieser Seite.

 
 

Weihnachten ist nicht lustig

Nadelbäume, Gans und Schwein verbringen die Weihnachtszeit wohl besser woanders, denn in Deutschland wird’s für sie nicht lustig, wie dieses Weihnachtsgedicht warnt.

Hans Retep · geb. 1956

Weihnachtswarnung

Wenn Tannen und auch Fichten
von ihren Nachbarn scheiden
und wegen alter Geschichten
den Kerzentod erleiden,
rennt jedes essbar Tier
am besten schnell und weit,
denn brennen der Kerzen vier,
wird’s rohe Weihnachtszeit.

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Konkurrenz für den Weihnachtsmann

Geahnt hat man es als Kind schon immer: Irgendwas stimmt an der Geschichte mit dem Weihnachtsmann nicht. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass der Weihnachtsmann nicht zimperlich ist, wenn es um die Konkurrenz geht.

Hans Retep · geb. 1956

Der Gipfel zu Weihnachten

Hä! Hä! Hä! Hier ist der Weihnachtsgraus
Mit seinem Partner, dem Kater Maus
Wir schleichen, schleichen durch die Nacht
Oh, Kinder, bloß jetzt nicht aufgewacht
Denn morgen, morgen da gibt es was
Gesägte Ohren und Kopf ins Fass

Mist!
Die Konkurrenz
Das wird kein Fun
Knecht Ruprecht und
Der Weihnachtsmann
Wir ziehen
Doch sie sind schneller
Mit ihrem super-duper Magie-Propeller
Da liegen wir
Sind nur noch Schnipsel
Fest der Liebe?
Das ist der Gipfel!

Doch wartet nur bis zum nächsten Jahr
Dann kommen wir wieder ganz und gar
Oh fürchtet euch vor dem Weihnachtsgraus
Und seinem Partner, dem Kater Maus

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Gedicht über Schokoweihnachtsmännersorgen

Auch Schokoweihnachtsmänner haben so ihre Sorgen, wie das folgende Gedicht beweist.

Hans Retep · geb. 1956

Vor Weihnachten

Die Tannen und Fichten diskutieren,
ob es hilft, zum Islam zu konvertieren,
und die Gänse sind nicht darüber erhaben,
eigenschnäbelig Fluchttunnel zu graben.
Nur die Schokoweihnachtsmänner,
wiewohl sie wahre Weihnachtskenner,
wissen nicht, ob die alten Geschichten
stimmen, dass gierige Mäuler sie richten
und ihr Leben durch Kopfabbeißen verkürzen,
es daher opportuner wäre,
sich angesichts der Schicksalsschwere
mannhaft vom Regal zu stürzen.

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Der Weihnachtsgraus und die Liebe

Wie das mit dem Fest der Liebe gemeint sein könnte, erklärt dieses Weihnachtsgedicht ... oder auch nicht.

Hans Retep · geb. 1956

Weihnachtsgraus, oh Weihnachtsgraus ...

Weihnachtsgraus, oh Weihnachtsgraus,
komm doch auch zu uns nach Haus.
Lass zum Fest die Fetzen fliegen.
Nachher darf die Liebe siegen.
Denn was ist die Liebe wert,
wenn sie nicht durch Täler fährt
und erklimmt der Gipfel Höh’n?
Dann erst ist sie doppelt schön.
Weihnachtsgraus, oh Weihnachtsgraus,
komm doch auch zu uns nach Haus.

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Weiße Weihnacht

Das Urbild des Weihnachtsfestes, die weiße Weihnacht, wird in diesem Gedicht auf die Schaufel genommen, inklusive einer interplanetarischen Perspektive.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Wenn’s schneit, dann schneit’s

Auch in diesem Jahr,
wie in jedem Jahr,
stellt sich die bange Frage:
Wird Weihnachten weiß?
Da es offensichtlich nichts nutzt,
zur Abwendung dieser Katastrophe
alle Leute zu erschießen,
die sich eine weiße Weihnacht wünschen,
lautet die ehrliche Antwort:
Wenn’s schneit, dann schneit’s.
Der Himmel kennt keinen Kalender,
glaubt keine alten Geschichten,
und der Rest des Universums
(meistenteils)
hält Schnee sowieso
für reine Fiktion.

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Gedicht über ein wahres Weihnachtswunder

In dem aufgeklärten Zeitalter, in dem wir leben, glaubt niemand an Weihnachtswunder. Dieses Gedicht belegt, dass es sie technisch bedingt immer noch gibt.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Weihnachtswunder

An Heiligabend
war beim Nachbarn
wirklich und wahrhaftig
zum ersten Mal seit langer, langer Zeit
für eine volle, ganze Stunde
nichts zu hören
vom Fernseher.

Bei Kerzenlicht genossen wir
die himmlische Stille der Nacht.

Dann
ging der Strom wieder an.

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Das abgesagte Weihnachtsfest

Wenn das Weihnachtsfest ausfallen muss, ist das gar nicht lustig. Diese Absage enthält jedoch zum Glück eine frohe Botschaft, die allerdings nicht jedermann glücklich macht.

Hans Retep · geb. 1956

Ernste Weihnachtsbotschaft

Das Weihnachtsfest fällt leider aus,
doch dafür kommt der Nikolaus
zu allen Fest- und Feiertagen,
ob Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
derweil des Himmels Engel klagen:
Der arme, alte Mann – jetzt spinnt er.

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Ein Weihnachtsgedicht für liebe und böse Kinder

Was passiert, wenn Weihnachten aus dem Ruder läuft, das kann man zur steten Mahnung hier nachlesen. Für märchengestählte Kindernerven sollte der Text kein Problem sein.

Hans Retep · geb. 1956

Weihnachtssingsang, Höllentor-Version

Die lieben Kinder:
Lieber, guter Weihnachtsmann,
komm zu uns nach Hause.
Bringst du viel Geschenke, dann
kriegst du auch ’ne Brause.

Die bösen Kinder:
Dicker, alter Weihnachtsmann,
das weiß jede Flocke:
Kommst du ohn’ Geschenke an,
gibt’s was auf die Glocke.

Der Weihnachtsmann:
Liebe, gute Kinderlein,
was soll’n diese Flausen?
Gaben gibt’s für Groß und Klein,
auch für die Banausen.

Die lieben Kinder:
Lieber, guter Weihnachtsmann,
nichts schenk diesen Schweinchen.
Laufen sie vorüber, dann
stell’n wir ihnen Beinchen.

Die bösen Kinder:
Dicker, alter Weihnachtsmann,
nun ist es bewiesen:
Schaut die Lieben keiner an,
werden sie zu Fiesen.

Die lieben Kinder:
Lieber, guter Weihnachtsmann,
hör nicht auf die Bösen.
Sind wir erst mal größer, dann
komm’ wir sie erlösen.

Die bösen Kinder:
Dicker, alter Weihnachtsmann,
hör nicht auf die Lieben,
Sind wir erst mal größer, dann
wird ihr Hirn zerstieben.

Knecht Ruprecht:
Dumme, blöde Kinderlein,
ihr seid Ungeheuer.
Wegen all der Schweinerei’n
werf ich euch ins Feuer.

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Das Christkind ist da

Theorien, wer die Geschenke zu Weihnachten bringt, gibt es viele. Man könnte die Paketboten fragen, aber deren Antworten wären nicht lustig. Also macht sich die Dichterin in diesem Gedicht lieber einen Spaß mit Kinderarbeit.

Ritter: Vom Christkind

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Wer hat sich das Christkind ausgedacht?
Ursprünglich erscheint das Christkind beim Evangelisten Lukas. Dort wird die gesamte Geburtsgeschichte erzählt, die als Basis für Krippenspiele und Ähnliches dient. Mittlerweile geht man davon aus, dass die ganze Geschichte fiktiv ist. Doch auch wer anderes glauben mag, kommt nicht umhin, zumindest Zweifel daran zu haben, dass das Christkind die Geschenke zu Weihnachten bringt.

Eigentlich war der heilige Nikolaus dafür zuständig, Kinder an seinem Tag, dem 6. Dezember, etwas zu bescheren, und im englischsprachigen Raum heißt der Weihnachtsmann immer noch Santa Claus. Doch Martin Luther mochte keine Heiligenverehrung. Den einzigen Heiligen, den er gelten ließ, war Jesus selbst. Also sollte der „Heilige Christ“ die Geschenke bringen an seinem Geburtstag, der traditionell auf den 25. Dezember datiert wurde. Daraus entwickelte sich dann das Christkind.

Und jetzt wird es komisch: Obwohl das Christkind eine protestantische Erfindung ist, hat es sich als Geschenkverteiler vor allem bei den Katholiken durchgesetzt. Die Protestanten bevorzugten den Weihnachtsmann, der vom Begleiter des Nikolaus – Knecht Ruprecht – abstammt. Während beim Nikolaus die Rollen verteilt waren, wer die guten Kinder belohnt, die bösen bestraft, übernahm der Weihnachtsmann beide Rollen. Und das Christkind? Naiv, wie es ist, bringt es allen Geschenke, egal ob lieb oder bös’.

Wie so vieles in der Religion ist die Frage Weihnachtsmann, Nikolaus oder Christkind Glaubenssache, man stellt am besten keine Fragen. Kurioserweise ist in Anna Ritters Gedicht Vom Christkind der erste Vers, in dem das Christkind erscheint, reimlos geblieben, es sei denn, man vertönt das Wort „Näschen“, in dem man es auf der zweiten Silbe betont. Man sieht: Erwachsenen ist nicht zu trauen, selbst wenn sie so tun, also ob sie die lautere Wahrheit erzählen.

 
 

Ein lustiges Weihnachtsgedicht von Ringelnatz

Ringelnatz berichtet hier aus der alternativen Weihnachtsszene, die das Fest mit Burgunderwein und Erbsensuppe mehr feucht als fröhlich feiert.

Ringelnatz: Einsiedlers Heiliger Abend

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Ein lustiges Weihnachtsgedicht von Goethe

Die heiligen drei Könige hat sich der Herr Goethe vorgenommen und dabei entdeckt – aufgrund wissenschaftlicher Forschung zweifellos –, dass sie doch einige charakterliche Defizite aufweisen. Aber zu Weihnachten ist ja alles vergeben.

Goethe: Epiphaniasfest

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Zu HaikuHaiku: Kurze Weihnachtsgedichte aller Art