März-Gedichte
Der März ist als dritter Monat des Jahres bekannt. Das war nicht immer so, diese Geschichte wird aber an andrer Stelle erzählt (siehe Januar für Anfänger). Der Name leitet sich von lateinisch Martius ab. Im alten Rom war er der Monat des Mars, was damals kein Schokoriegel und in erster Linie nicht ein Planet war, sondern ein wichtiger Gott (vielleicht sogar der wichtigste) in der römischen Götterwelt, nämlich ein Kriegsgott. Und Kriege hatten die Römer reichlich. Im März sammelten sich Bürger Roms auf dem Marsfeld vor der Stadt und wurden für den Kriegsdienst gemustert.
Die ursprünglichen deutschen Namen Lenzing oder Lenzmonat verraten mit ihrer Wurzel Lenz, was man heutzutage mit dem Monat März verbindet: Frühling! Und wo Frühling ist, da sind die Dichterinnen und Dichter nicht weit. Wenn nicht dann, wann sonst sollten die Schreibfedern blühen?
Doch auch in Dichterkreisen weiß man, der Frühling im März ist immer noch ein Kampf, bei dem er Verbündete braucht, um den Winter zu besiegen. Die Verschiebungen im Klima machen das natürlich leichter, aber ein Loblied des Klimawandels wird man hier nicht finden. Stattdessen alte und neue Gedichte zum März als Erwachen des Lebens.
Da wäre die erstaunliche Tatsache, dass die Tier- und Pflanzenwelt auch ohne Kalender weiß, wann es März ist. Und ein über den Winter fast vergessenes Phänomen – lauer Wind – vollbringt wahre Wunder. Aber der März ist nicht nur Feier der Natur, sondern auch Startschuss für die Landwirtschaft, woran das alte Volkslied Im Märzen der Bauer erinnert.
Also alles Friede, Freude, Eierkuchen im März? Natürlich nicht, das wäre ja noch schöner, wenn alle im gleichen Takt schrieben. Da gibt es immer jemanden, der aus der Reihe tanzt und in diesem Fall seine ganz speziellen Märzgedanken hat. Vorsicht: Schwarzer Humor – und das im farbensüchtigen März.

März ohne Kalender
In diesem Gedicht wird ein seltsames Phänomen beschrieben: das Zeitgefühl der Tier- und Pflanzenwelt. Das lässt sich sicher leicht erklären, aber Dichter sind mehr für Geheimnisse als für Erklärungen.
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Ohne Kalender
Haben
die Blumen, die Bäume, die Vögel
einen Kalender?
Nein.
Die Blumen, die Bäume, die Vögel
haben
keinen Kalender.
Doch egal wie das Wetter:
Alles zwitschert, alles blüht, alles treibt.
Ist das nicht ein Scherz?
Die Blumen, die Bäume, die Vögel
haben keinen Kalender,
doch alle wissen:
Es ist März.
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Bronze ist Gold
Auch als Dritter kann man sich wie der Erste fühlen, zumal wenn man richtig Stimmung in die Bude bringt.
Emanuel Mireau · geb. 1974
Der Dritte
Er,
der Dritte,
heimlich der Erste ist.
Wer ihn einmal spürt,
nie mehr vergisst,
was es heißt, dem Dunkel
zu entrinnen, Wärme, Licht und Kraft
in neuem Wachstum zu verspinnen.
Leben,
das niemand mehr bannt,
erblüht
in jenem Monat,
der März genannt.
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Mit wem der März kämpft
Ganz klar, der März kämpft mit dem Winter, Frühling soll es werden. Doch er kämpft nicht allein, er hat unbesiegbare Verbündete. Welche? Davon kündet dieses März-Gedicht.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Die Verbündeten
Der März hat einen Auftrag,
einen einzigen Auftrag:
Die Heere des Winters vertreiben,
um das Reich des Frühlings zu errichten.
Und wen holt er sich als Verbündete?
Äxte schwingende Wikinger?
Oh, nein!
Disziplinierte römische Legionen?
Auf gar keinen Fall!
Stürmische mongolische Reiterhorden?
Aber nie im Leben!
Seine Verbündeten:
Schneeglöckchen, Leberblümchen und Narzissen.
Die Heere des Winters sind verwirrt.
Der Feind will nicht kämpfen, nur blühen.
Wie soll man jemanden besiegen, der nicht kämpft?
Murrend ziehen sich die winterlichen Truppen zurück,
der eisige König geht geschlagen ins Exil,
das Reich des Frühlings ist wieder errichtet.
Der März hat – wie jedes Jahr –
seine Schuldigkeit getan.
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Schneeschmelze im März
Der Titel dieses Gedichts ist eindeutig ausgeliehen und ansonsten kommt dieses Märzgedicht etwas einhebig daher.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Im Märzen die Flocken
Schneeflocken
sie fallen
und fallen
und fallen
und keine
ist wie eine
andere
am Boden
die Flocken
sie schmelzen
sie schmelzen
und das
war alles
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Kommentar Hans-Peter Kraus:
Die Zutaten zu diesem Text: Schnee im März nach einem viel zu schneereichen Winter, der sehr hübsch in dichten Flocken zu Boden schwebte und dort zu meiner Befriedigung schmolz. Und zwei Gedichte, die mir im Ohr geblieben waren: Detlev von Liliencron Der Handkuss und Charles Cros Der Bückling. Das eine hat extrem kurze Zeilen, das andere ein Übermaß an Wiederholungen. Letzte Zutat: Der Amphibrachys, ein Versmaß, bei dem von drei Silben immer die mittlere betont wird. Abweichungen davon sind genauestens kalkuliert.

März-Haiku
Wofür ein Rotkehlchen nur ein paar Zwitscherer braucht und ein Haikuschreiber drei Zeilen, dafür brauchte ein Dichter des 19. Jahrhunderts sieben Strophen.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Märzschnee ...
Märzschnee –
oben auf der Tanne
singt ein Rotkehlchen
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Märzgedicht, Schmerzgedicht
Dass der frühlingshafte März die Lebensgeister wieder weckt, ist ja ganz schön, aber anscheinend werden auch merkwürdige Gestalten mit einem teerfarbenen Humor wieder lebendig.
Hans Retep · geb. 1956
Märzgedanken
Frühling, Frühling, komm herbei,
mach die Seelen wieder frei.
Endlich ist der Winter vorüber.
Immer nur die Vögel vergiften.
Langweilig.
Kinder auf dem Spielplatz verhauen
und die fit-fit Jogger abschießen:
Das macht Spaß!
Frühling, Frühling, kamst herbei,
ließest Seelen wieder frei.
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Bayerischer März
Den Aufbruch in den Frühling schildert Ludwig Thoma auf bayerische Art, zum Glück auf Hochdeutsch. Der in der letzten Strophe erwähnte Hertling war ein bayerischer Politiker.


Ein März-Gedicht von Theodor Fontane
Eher zögerlich, dem Frühling nicht ganz trauend, ist der Tenor dieses März-Gedichtes.


Der März zwischen Schnee und Glück
In einfachen, aber eindrücklichen Versen beschreibt Georg Stolzenberg in diesem Gedicht den Übergang im März vom Winter zum Frühling.
Georg Stolzenberg · 1857-1941
Lauer Märzwind ...
Lauer Märzwind
jagt verspätete Flocken.
Von unten
gegen die schwarze Erddecke
drücken lebendige Finger.
Unruhig laufen die Menschen,
die Tiere.
Fern,
immer näher rauscht
die Springflut
von Licht
und Glück.
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Gedicht über das Ende des Winters
Des einen Freud, des anderen Leid: Auch das sollte nicht vergessen werden. Der März ist ein Abschied von Schneelandschaften, die doch auch mal ihren eigenen Zauber hatten.


Großes Märztheater
Großes Theater bietet dieses März-Gedicht mit dem Winter als Bösewicht und dem Lenz als jungen Held. Nur die weibliche Hauptrolle ist etwas beiläufig und schwach besetzt mit einer Flötistin.
Gertrud Goes · 1878-1915
Im März
Der Winter grollt: „Noch bin ich Herr im Lande!
Wie darf dies ekle Grün mein weißes Kleid beflecken?
Die Wolken peitsche, Nord! dass sie mit Schnee bedecken
Die Schmach auf meinem fürstlichen Gewande!
Ich weiche nicht dem Lenz, dem jungen Kinde!“
Unruhvoll heulen die Winde.
Die Bäume raunen: „Ist der Winter trunken?
Schaut doch, er wankt zum See!“ Der Westwind voller Tücke,
Der schmeichelt: „Herr, wie kunstvoll fügtest du die Brücke
Aus festem Eis!“ – Da ist er schon versunken,
Den Winter hat der dunkle See begraben! –
Irgendwo krächzen die Raben.
Die Wolken eilen hastig hin und wider.
„Was ist?“ – „Der König ist tot!“ „Heil König Lenz, dem jungen!“
Die tollen Winde jauchzen mit gewalt’gen Zungen,
Die Amsel flötet neue Krönungslieder.
Still, still! Wer trat da eben mit so lindem Schritte
Heimlich in unsre Mitte? – Lenz!
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Der März als Übergangsmonat
Obwohl die erste Zeile etwas Anderes sagt, geht es in diesem Gedicht um den März, der bekanntlich nach dem Februar, aber vor April und Mai kommt, was dem Dichter nicht unwichtig erscheint.


Gedicht über einen Märztag
Von der bläulich-frühlingshaften Art zeigt sich der Märztag in diesem Gedicht, obwohl der Schluss ein wenig nach Regen klingt.


März-Volkslied
Zum Schluss ein klassisches Volkslied als März-Gedicht. Früher in einer von Landwirtschaft geprägten Gesellschaft war der März mit viel Arbeit verbunden.

