Unterm Lyrikmond

Gedichte lesen, schreiben und interpretieren

Februar-Gedichte

Der Februar ist einerseits bei seiner Geburt zu kurz gekommen, andererseits erscheint er als letzter Wintermonat unerträglich lang. Geboren wurde er im alten Rom als Februarius, abgeleitet von Februa, dem Reinigungsfest. Das hieß aber nicht, die Römer machten einen verfrühten Frühlingsputz, sondern war eher geistig-seelischer Natur, man wollte die ganze innere Schlacke loswerden.

Ursprünglich war der Februar im römischen Kalender der letzte Monat, deshalb auch die krumme Tageszahl, da wurde nur noch aufgefüllt, bis das Jahr voll war. Doch schon 153 v. Chr. machte er einen Karrieresprung. Die Römer verlegten die Amtseinführung ihrer beiden Konsule um zwei Monate vor und dadurch begann das Jahr offiziell bereits im Januar statt im März, der Februar wurde Monat Nummer zwei statt letzter aller Monate.

Seine merkwürdigen Schaltjahraktivitäten hat der Februar auch den Römern zu verdanken, oder besser gesagt einem der berühmtesten Römer überhaupt: Julius Cäsar. Dessen Kalenderreform im Jahr 45 v. Chr. führte das Schaltjahr ein, um die Länge des Jahres an die Umrundung der Sonne anzupassen.

Wie bei anderen Monaten auch gab es für den Februar Tendenzen, den Namen einzudeutschen. Bekannt sind „Hornung“ und „Spörkel“. Letzteres leitet sich wiederum vom Lateinischen ab: Spurcalia. Damit waren im Mittelalter sittenlose Festivitäten gemeint. Welche könnten das sein?

Ja, der berühmt-berüchtigte, mittlerweile organisierte Frohsinn namens Karneval. Tatsächlich haben sich die oberen Zehntausend der Dichterei eher diesem Klamauk als mit dem Monat Februar selbst befasst, Wilhelm Busch, Theodor Storm, Erich Mühsam und Alfred Lichtenstein wären da zu nennen. Was es sonst noch an Februargedichten gibt, geht oft in Richtung Vorfrühling. Das beste am Februar scheint zu sein, dass man ihn schnell vergessen kann, wenn die ersten Blümchen blühen.

 
 

Erstes Februar-Gedicht

Etwas wortkarg gibt sich dieses Februar-Gedicht, wobei die Wissenschaft noch streitet, ob es aus einem oder zwei Wörtern besteht.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

01.02.

Knospen ...
Knospen?
Knospen!

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Großes Rätsel

Das ist wirklich ein großes Rätsel, welcher Kleine hier gemeint ist. Wahrscheinlich ist dieses Gedicht völlig falsch auf dieser Februargedichteseite. Ich meine „kleinste von zwölf Brüdern“, das hat doch nie im Leben ... oder doch?

Hans Retep · geb. 1956

Der Kleine

Er ist der kleinste von zwölf Brüdern
und furchtbar unbeliebt.
Er hält die Tür zu vor dem Frühling,
während dem Winter er noch Nahrung gibt.
Doch trösten will er uns mit Narren,
als wär’n wir nicht das ganze Jahr genarrt.
Ich glaube, niemand wird ihn missen,
wenn ihn der Frühling flink verscharrt.

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Februar satt

Dieses Februar-Gedicht gibt ganz unverblümt zum Ausdruck, dass einem der Februar trotz seiner Kürze viel zu lang vorkommen kann.

Hans Retep · geb. 1956

Februar-Nacht

Der kalte Mond hat eine Delle.
Die Sterne glimmen trüb und matt.
Die Nacht bringt mich an jene Schwelle,
wo ich das triste Urteil fälle:
Ach Februar, ich hab dich satt.
Mach Platz für Sonnenschein und Blüten!
Die Gärten sollen auferstehn,
das Grün in wildem Wachstum wüten,
die Vögel zwitschern und auch brüten,
ach Februar! Wär das nicht schön?

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Februar-Ansprache

Ganz direkt angesprochen wird der Februar in diesem Gedicht. Man kann für ihn nur hoffen, dass er einen Helm aufhat, so rasant kommen die Einschläge.

Hans Retep · geb. 1956

Februar!

Du Winterbummelant!
Du Schneematschfabrikant!
Du Narreteisteigerer!
Du Schlechte-Laune-Lieferant!
Du Monatsdilettant!
Du Frühlingsverweigerer!
Du gehst ...
vorbei.

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Im Februar auf dem Friedhof

Der Februar ist vielleicht nicht der ideale Monat, um auf den Friedhof zu gehen, doch wie dieses Gedicht zeigt, regt sich selbst in diesem Monat an diesem Ort das Leben.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

An einem Sonntag im Februar

Gang über den Friedhof
steter, kalter Wind

auf einem kleinen Wiesenstück
frische Maulwurfshügel

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Gedicht über einen Februarmorgen

Gänzlich unspektakulär und alltäglich kommt dieses Februar-Gedicht daher, aber der Schluss ist immerhin sehr erwärmend.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Februarmorgen

ein Mann wartet
auf seinen Hund
die Augen geschlossen
hält er
sein Gesicht in die Sonne

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Februar-Vergnügen

Dieses Gedicht nimmt etwas Anlauf, bevor der Februar ins Spiel kommt, der ein ganz besonderes Vergnügen zu bieten hat.

Georgi Kratochwil · geb. 1979

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss

Ich bin ein harter Mann.
Ich hacke Eis auf, um zu baden.
Ich kann einstecken.
Ich teile aus.
Mit Tränen erreicht ihr nichts.
Salzwasser gehört ins Meer.
Und bei Wimperngeklimper
empfehle ich Klavierspielen.
Das beruhigt.
Aber:
Es ist Februar und ich muss es tun.
Auch wenn ich eure Achtung verliere.
Kommt mir quer
und ihr werdet spüren,
dass sich nichts geändert hat.
Ich bin ein harter Mann,
doch ich muss,
ich muss diese Weidenkätzchen streicheln.

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Schnappschussgedicht

Ein unerwarteter Schnappschuss hat sich dem Dichterfotografen hier präsentiert. Dabei fing alles so februarmäßig an: „regungslos“.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

regungslos ...

regungslos
sitzt die Hummel
auf dem kahlen Zweig
Februarmorgen

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Frühlingsverweigerung

Dichter sind bekannt dafür, aus der Reihe zu tanzen. Hier haben wir ein Exemplar, das ziemlich undankbar die erste Frühlingssonne im Februar zur Kenntnis nimmt:

Emanuel Mireau · geb. 1974

Erster Frühlingstag im Februar

Die Sonne scheint.
Der Himmel blaut.
Die Vögel zwitschern.
Alles lacht, alles nickt.
Nur ich
bin die Winternacht ohne Mond, ohne Sterne,
und grolle der Sonne,
die mir den Tod droht.

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Die Vorzüge des Februars

In diesem Gedicht ist das Februar-Glas eindeutig halbvoll, Tendenz steigend.

Lissauer: Februar

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Verirrtes Februar-Gedicht

Ganz zweifellos hat sich dieses Gedicht hier verirrt, ein Bezug zum Monat Februar ist nicht erkennbar - bis zur letzten Zeile.

Hans-Peter Kraus · geb. 1965

Auf der Flucht

Man kennt diese Bilder:
Trecks von verzweifelten Menschen,
die selten mehr als ihr nacktes Leben retten konnten.
Weinende Kinder, tröstende Mütter, hilflose,
aber sich mannhaft gebende Väter,
alte Leute, die nicht verstehen,
was mit ihnen passiert.
Menschen auf der Flucht
vor den marodierenden,
feuchtfröhlichen Banden.
Ja! – Es ist wieder soweit:
Die Narren sind los.

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Karnevalsgedicht

Karneval aus der Sicht eines Veteranen beschreibt Wilhelm Busch in diesem Gedicht.

Busch: Karneval

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Ein Februar-Gedicht von Theodor Storm

Die Nordlichter haben es traditionell nicht so mit dem närrischen Treiben. Theodor Storm bedauert dies in seinem Februar-Gedicht.

Storm: Februar

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Ein Gedicht zum Fasching

Dies ist ein kurzes Gedicht über den Fasching im Februar, für das man nur ganze neun Monate braucht, um es zu Ende zu lesen.

Mühsam: Februar

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Aschermittwochgedicht 1

Alles hat ein Ende, nur der Karneval hat den Aschermittwoch, den so mancher noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte durchleben muss.

Lichtenstein: Aschermittwoch

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Aschermittwochgedicht 2

Dieses Aschermittwochgedicht ist etwas unchristlich im kirchlichen Sinne, aber durchaus christlich in dem Sinne, dass man auch bei der Sünde die andere Wange hinhalten sollte.

Josef Leusser · 1860-1939

Aschermittwoch

Armer Narr, warum bestreust du
heute dir das Haupt mit Asche
und tust Buße, dass die Seele
von der Sünde rein sich wasche? –

Lass die Buße, lass die Asche!
Denn der tolle Fasching dauert
bis ans Ende aller Tage,
und die schöne Sünde lauert. –

 
 

Mehr Licht im Februar

Das ist ganz eindeutig so und nicht zu übersehen: Die Tage werden länger im Februar und auch mehr Licht braucht ein Gedicht.

Carmen Herrmann · geb. 1965

Mitten im Februar

Mitten im Februar
steigt die Sonne mit bloßen Füßen
über den knirschenden Reif
und feilscht
jeder Nacht ein paar Minuten mehr ab.
Mitten im Februar
wirft sie mir Extralicht hin, und zieht
das Kalenderblatt, ziemlich eilig sogar
wie ein Segel auf.
Mit unreifen Stunden
macht sie Sonnenanbettler betrunken,
und bis in die abgewetztesten Ecken hinein
stöhnen die Tage
noch halb
im Schlaf.

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Februar und Frühling

Dieses Februar-Gedicht registriert glücklich die Vorboten des Frühlings.

Flaischlen: Februar

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Februar und mehr Frühling

Da kann der Februar noch so dicke auftragen, trotzdem macht er eines: Hoffnung.

Friedrich Wilhelm Wagner · 1892-1931

Februar

Es wird allmählich Frühling werden.
Zwar merkt man wenig noch davon
Und duldet vielerlei Beschwerden,
Indes – man denkt: es macht sich schon.

Und watet man in Schnee und Kot
Auch knöcheltief – die Hoffnung blüht
In jedem menschlichen Gemüt,
Stets rosenrot, stets rosenrot.

 
 

Februar und noch mehr Frühling

Ein Gedicht, das zwischen Februar und März angesiedelt ist, muss wohl den 29. Februar meinen. Daher habe ich es hier bei den Februar-Gedichten einsortiert.

Endrikat: Früher Frühling

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