Juni-Gedichte
Im Juni fängt der Sommer an, zumindest kalendarisch und in Gedichten. Dass es in der Realität damit oft nicht weit her ist, steht auf einem anderen Blatt. Doch das kann einen Dichter nicht erschüttern und so ist die Stimmung der Juni-Gedichte sommerlich geprägt.

Der Juni ist ein komischer Typ
Eigentlich wäre das doch ganz einfach: Juni heißt Sommer. Aber der Monat ist andrer Meinung und überhaupt hat er ein pessimistisches Weltbild – wenn man diesem Gedicht glauben darf.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Der Juni
Der Juni ist jener Monat, der
den Sommer verspricht,
doch oft genug verspricht er sich.
Er stottert Regen.
Er denkt kühl.
Er behauptet, der Sommer sei
auch nur ein Gefühl,
nichts von Bestand,
wir mögen nur warten,
schon balde
ziehe der Herbst durchs Land.
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Fußball im Juni
Wenn die Tage lang und länger werden, ist am Abend viel Zeit für Fußball.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Der Bolzplatz
Sogar der Bolzplatz ist
an diesem Juniabend
verlassen.
Deutschland spielt
im Fernsehen.
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Sommerliche Vorsorge
Gibt immer noch Leute, die Angst haben, dass der Sommer nicht „schön“ wird. Für jene ist die folgende Vorsorgemaßnahme im Juni gedacht, alle anderen dürfen weiter unterm Regenschirm singen.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Tipp für den Juni
Frühsommerliche Sonnenstrahlen
zerschnibbeln und einpflanzen.
Gleich abdecken und darauf achten,
dass der Boden nicht zu trocken wird.
Nähert sich eine Schlechtwetterfront,
um sich wichtig zu machen,
Sonnenstrahlen aufdecken
und ihren Schein genießen.
So hat keine Trübe-Tassen-
Platsch-Platsch-Platsch-Periode
irgendeine Chance,
den Sommer zu ruinieren.
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Kurzes Junigedicht
Vor allem die Zeilen sind sehr kurz in diesem Juni-Gedicht. Früher nannte man so etwas Depeschen-Stil. Heute darf man „modern“ sagen, aber Obacht: Der Dichter besteht auf einer Betonung der zweiten Silbe, sonst wäre es ein Herbstgedicht.
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Juni
Räder glitzern
Kinder rufen
Leben
Sonnenwarm
Blütenbunt
Stille
Regenprasseln
Donnergrollen
Trübe
Himmelsblau
Wolkenweiß
Helle
Längster Tag
Kürzestnacht
Vorbei
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Gedicht über den längsten Tag
Nordhalbkugelmäßig fällt der längste Tag des Jahres in den Juni, was man nicht zu ausgiebig feiern sollte, wie das folgende Gedicht zeigt.
Hans-Peter Kraus · geb. 1965
Es geschah am längsten Tag des Jahres ...
Es geschah am längsten Tag des Jahres:
Da stand einer mit der Sonne auf,
fuhr früher zur Arbeit,
fuhr später nach Haus,
war noch voll lichter Energie
und nutzte den Abend, endlich mal
den Wildwuchs in seinem Garten
zu beschneiden.
Am nächsten Tag war er so müde,
dass er bei der Fahrt zur Arbeit
einmal zu spät bremste.
Zum Glück nur ein Blechschaden.
Am Abend bei grellem Sonnenlicht
schrieb er in sein Tagebuch:
„In der Natur dauert alles so lange.
Mit der Natur zu gehen
ist viel zu lahmarschig
für unsere mobile Welt.
Morgen Kieselgarten-Angebote einholen.“
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Sonnenwendohnefeier-Gedicht
Einer hat ja immer was zu meckern, wenn andere feiern, aber hier liegt er auch nicht ganz falsch, denn nach dem Höhepunkt kann es eigentlich nur bergab gehen.
Hans Retep · geb. 1956
Der längste Tag des Jahres ...
Der längste Tag des Jahres
ist keine Feier wert,
denn eines jeden Tages
Nacht
stets mehr vom Licht verzehrt.
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Gedicht zur Sonnenwende
Unbestreitbar ist im Juni der längste Tag des Jahres. In der dichterischen Phantasie wird daraus ein Feiertag.


Verhagelter Juni
Eine Gedicht über eine dieser Unverschämtheiten der Natur im Juni: Alles ist auf Sommer eingerichtet und dann prasselt Eis vom Himmel.
Dyrk Schreiber · geb. 1954
Kleine Juniballade
Dein Traum war schlecht, bis früh hast du gefroren,
Blatt und Ast erstarrt im Tränentau.
Strahlen sollt’ der Sommer unter freiem Blau,
denn anblicks naher Früchte war’s geschworen.
Schon bald verflogen Alpens Drohgebärden,
dass du erst entlaubt und dann gefällt.
Herrlich war dein Haupthaar rauschend aufgestellt,
wo Saures drängte, edelsüß zu werden.
Frühmittags drückte heiß gekochte Schwüle
bleiern auf der Gärten leichten Schlaf.
Du spähtest mit untrüglichem Gefühle
droben grinsend, weiß getüncht, ein schwarzes Schaf,
das jene feinen Freunde mit sich führte,
denen vor die Sonne machtlos war.
Kein strahlend Feuer am Gewölke schürte
sein Vernichten zum erhofften Himmelklar.
Triumph des Zorns, denn Hagelgüsse bebten
steinvereist in deinen Tagessieg.
Dass in solchen Augenblicken Gott nur schwieg,
erzählten Nachbarn dir, als sie noch lebten.
In feuchter Nacht dein Klagen zum Erbarmen,
Mondschein mullte silbern deinen Schopf.
Ach, mir fielen junge Leben auf den Kopf,
so liebend stark am Stamm war mein Umarmen.
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Nachts unterwegs
Im Juni kann das ganz angenehm sein, mal nachts durch die Gegend zu spazieren, in aller Stille seinen Gedanken zu lauschen.
Thassilo von Scheffer · 1873-1951
Juninacht
Still wie der Mond, der dort entsteigt,
Und mir die dunklen Wege zeigt,
So geh ich, von Gedanken trunken,
Die ganze Welt liegt schlafversunken.
In stillen Adern fließt das Leben,
Das spürsam alles rings erfüllt:
In tiefe Ruhe eingehüllt,
Wird jedem neuen Kraft gegeben.
Nur wen’ge, die der stillen Nacht
Die tiefsten Quellen aufgemacht:
Sie fühlen der Gestirne Bahnen,
Die warme Seele jeden Baums.
Zum Wissen wird ihr dunkles Ahnen,
Zum Leben der Gesang des Traums.
Ich greife in die grünen Ranken,
Ich geh, weiß kaum wohin, woher:
So schwer voll Liebe und Gedanken,
Und ringsumher ein blühend Meer.
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Fruchtbringender Juni
Mit einem einfachen Fünfzeiler schildert der Dichter den Übergang von der Blüte zur Frucht.


Unbeeindruckt von schönen Juni
Da gibt sich der Dichter so viel Mühe, die Schönheiten des Junis zu schildern, doch so ein komischer Vogel ist völlig unbeeindruckt. Vielleicht ist der Vogel aber gar kein Vogel, sondern ein ... Symbol?


Fronleichnam-Gedicht
Fronleichnam, ein katholischer Festtag, findet meistens im Juni statt und ist deshalb bei den Juni-Gedichten einsortiert. Die Stimmung des Gedichtes ist sogar schon hochsommerlich.


Lieblingsmonat Juni
Wilhelm Busch verbindet in seinem Juni-Gedicht das Angenehme mit dem Nützlichen und preist Monat sowie Geburtstagskind gleichermaßen.

