Berühmte Gedichte von Frauen
Lyrik war lange Zeit Männersache. Nicht dass Männer besonders tolle Gedichtehelden wären, aber die soziale Rollenverteilung ließ Frauen erstens wenig Teilhabe an der Bildung und zweitens wies sie ihnen ein Platz am heimischen Herd. Im Privaten sind sicher viele Gedichte von Frauen entstanden, aber in den männlich dominierten Literaturbetrieb haben es nur ganz wenige geschafft. Trotz alledem sind auch Gedichte von Frauen in Anthologien aufgenommen und dadurch weiterverbreitet worden, denn auch in früheren Zeiten waren es Anthologien und nicht Bücher von einzelnen Dichtern, die eine gewisse Massenverbreitung gewährleisteten. Hans Braam hat über 200 Anthologien der letzten Jahrhunderte ausgewertet und in Die berühmtesten deutschen Gedichte von Frauen jene Gedichte präsentiert, die besonders oft Verwendung fanden. Auf dieser Seite erscheinen die drei Tophits plus eine Auswahl aus verschiedenen Zeiträumen, soweit das urheberrechtlich möglich war.

Das berühmteste deutsche Frauengedicht
Der Knabe im Moor ist aller Konkurrenz weit entlaufen, Angst essen nicht nur Seele auf, sie macht auch Beine. Geschrieben ist das Gedicht in Knittelversen, womit sich die Dichterin in ziemlich ehrenwerter Gesellschaft befindet. Besonders bemerkenswert ist das Reimschema, das einige Kreativität erfordert, um es über eine so lange Erzählstrecke durchzuhalten .


Platz 2 der berühmtesten deutschen Gedichte von Frauen
Noch mal die Droste, doch dieses Gedicht hat erst nach dem zweiten Weltkrieg so richtig Feuer in Anthologien gefangen und irgendwie um Gefangenschaft geht es auch in dem Gedicht.


Platz 3 der berühmtesten deutschen Gedichte von Frauen
So sieht’s aus: Trotz allem, was der Droste noch folgte in der Lyrik, hat sie auch den dritten Platz eingenommen und wiederum durch Anthologieveröffentlichungen hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Ein berühmtes Gedicht aus dem Mittelalter
Die Reise durch die Zeit der Frauengedichte beginnt erstaunlicherweise schon im Mittelalter. In ihrem Gedicht schildert die Dichterin einen Verhaltenskodex, der nie sehr populär wurde. Materielle Armut z.B. ist ein Vorsatz, der anscheinend nur anderen gut steht.


Kirschengedicht
Mit dieser Dichterin aus dem 18. Jahrhundert scheint gut Kirschen essen zu sein. Immerhin nimmt sie sich des kirschigen Themas an, das von den Herren der Gedicht-Schöpfung anscheinend übersehen wurde.


Von Goethe geklaut
Dieses Gedicht verdankt seinen Ruhm wahrscheinlich dem Herrn Goethe, der es als Vorlage für sein Nähe des Geliebten nahm. Man nennt das übrigens nicht klauen, sondern Kontrafaktur.


Farbiges Gedicht
Wenn Mann es recht bedenkt, spielen Farben eigentlich keine große Rolle in Gedichten. Klar, der Himmel ist blau, die Wälder grün und die Rosen rot, aber viel mehr ist nicht drin. Da musste erst eine Frau kommen, um sich mal die Farben ordentlich im Gedicht vorzuknöpfen mit einem etwas erstaunlichen Ergebnis.

Lesetipp:
Mehr Gedichte über Farben hat das poetische Stacheltier.

Berühmtes Klagegedicht
Gedicht und Leben lagen bei diesem Gedicht nah beieinander, was oft für das Gedicht nicht gut ist, hier war es fürs Leben nicht gut. Die Dichterin starb jung von eigener Hand.

Lesetipp:
Trennungsschmerzen gibt es auch noch heute in Gedichten.

Kurz, aber berühmt
Wie konnte dieses Gedicht auch nicht berühmt werden, wo es doch das für die Poetenschaft wichtigste Thema behandelt, nee, nicht Liebe.


Zum Glück berühmt
Wir nähern uns neueren Zeiten bei den berühmten Gedichten von Frauen. Trotzdem kommt dieses Gedicht ganz klassisch märchenhaft daher.


Gedicht über Schmerzen
Schmerzhaft berühmt auch dieses Gedicht. Man könnte behaupten, ein typisches Frauengedicht, aber würde etwa Fontane über dem Gedicht stehen, hätte keiner was zu meckern, außer natürlich die Dichterin.


Berühmter Titel
Der Titel ist nun eindeutig geklaut worden. Unter Dichterinnen und Dichtern würde man eher sagen, Inspiration oder Hommage. Wie dem auch sei, das Gedicht ist trotzdem berühmt geworden, hat aber doch schwer zu kämpfen mit der Kopie.

