Klassische Herbstgedichte
Auf dieser Seite erwartet Sie, was die deutsche Poeterei an Klassikern zum Herbst zu bieten hat. Herbst war in früheren Zeiten nicht nur das Vergehen der Natur und damit die Erinnerung an die eigene Vergänglichkeit, Herbst war auch die Zeit der Ernte, der Vollendung. Also: Herbstthemen sind genug da, mögen die Gedichte beginnen.

Herbstgefühle
Emanuel Geibel lässt den Leser in diesem Gedicht zum Herbst eine Berg- und Talfahrt der Gefühle erleben.


Die Botschaft des Herbstes
Lenau malt ein Herbstbild vom kahl werdenden, stillen Wald, um am Schluss dann das Positive darin zu erblicken.


Herbstliche Ernte
Herbstzeit ist auch Erntezeit, allerdings hält hier die Natur selbst die Lese. Was das wohl bedeuten mag? Dieser Klassiker der Herbstlyrik verrät es.


Ein Herbstgedicht von Gottfried Keller
Sehr kontemplativ kommt Kellers Klasssiker-Beitrag zum Herbst daher. Er landet bei seinem Herbstgedicht schließlich bei der Vergänglichkeit.

Analyse Gottfried Keller: Stiller Augenblick
Das Gedicht Stiller Augenblick ist in sechszeiligen Schweifreimstrophen abgefasst. Diese bestehen aus zwei Paarreimen und dem namengebenden Schweifreim von Vers drei zu sechs. Das Reimschema ist also aabccb. Oft wird damit auch eine syntaktische Zweiteilung verbunden. In diesem Gedicht jedoch sind nur in der letzten Strophe die beiden Hälften klar getrennt. In den ersten drei Strophen geht der Satzbau durch die gesamten sechs Zeilen, auch das zweimal verwendete Semikolon hat eher eine Kommafunktion, denn im zweiten Teil fehlt das Subjekt.
Gottfried Keller nutzt an den Versenden das typische Kadenzschema mit weiblichen Kadenzen (zweisilbige Reime) für die Paarreime und einer männlichen (einsilbiger Reim) für den Schweifreim. Dies führt zu sanfteren Übergängen in den Paarreimen und verstärkt Lesepausen in Strophenmitte und -ende.
Das Versmaß des Gedichts ist ein vierhebiger Trochäus (Xx), wobei dieser erst in der letzten Strophe in reiner Form verwendet wird. In den Vorstrophen kommt es immer wieder zu zweisilbigen Senkungen, etwa ganz am Anfang: „Fliehendes“ (Xxx) und „duftigen“ (Xxx). Auch gibt es in der ersten Strophe eine Ausnahme: Zeile drei hat nur drei Hebungen.
Gleich am Anfang greift Keller zur Personifizierung, indem er das Jahr mit „du“ anspricht. In der Schlussstrophe taucht das Du wieder auf, wo es jedoch eine Selbstansprache ist. Auch die Seele in Strophe drei wird personifiziert, indem sie „lugt’ und lauschte“. Interessant ist die Verwendung des Schwans, der auch als Symbol für Dichter gilt. Liest man das Gedicht unter diesem Aspekt, was eine interessante Möglichkeit, aber nicht zwingend ist, erhält es eine ganz andere Bedeutung. Der Text verschiebt sich vom Verhältnis Natur und Ich zu Dichter und Ich. Aber vielleicht führen auch alle drei Bereiche zusammen und zerfließen am Schluss wie „die Schwanenspur“.

Erntegedicht
Ernte im Herbst enthält auch immer den Gedanken an den Tod, der ebenfalls erntet. Doch dieser Gedanke wird ganz und gar aufgehoben durch den Hinweis, dass gleichzeitig wieder gesät wird.
Stephan Milow · 1836-1912
Ist das ein Sterben? ...
Ist das ein Sterben? Menschen regen
Sich munter auf dem Ackerland;
Hier führt der eine heim den Segen,
Dort streut das Korn des andern Hand.
Mich dünkt, ich seh’ erst jetzt das Leben
So voll gestillt wie hoffnungsreich:
Was kann es Schöneres denn geben,
Als ernten und auch sä’n zugleich?
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Herbst ist Drachenzeit
Wer sagt, dass der Herbst nicht auch neue Vegnügungen bringen kann? Wo die wilden Winde wehen, da kann man Drachen steigen lassen.


Herbstgesang
Dieses Herbstgedicht singt das Lied von Abschied, Sammlung und Erinnerung.
Eugen Gottlob Winkler · 1912-1936
Herbstlicher Chor
Macht am Tag noch rasch das Rechte,
brecht das feierliche Brot!
Bald besitzen euch die Nächte,
und ihr ahnt im Land den Tod.
Wohl dem Manne, der die Schlüssel
aus der Väter Hausrat hat,
dem die Liebe gibt die Schlüssel
zur geteilten Ruhestatt.
Finsternis vereint die Räume,
heimwärts kehrten Schiff und Reiter.
Uns verbleibt am Herd zu säumen
von der Kraft gesparter Scheiter.
Sommers standen die Gestirne
in den südlichen Figuren.
Auf dem Boden Mais und Birne
deuten noch des Himmels Spuren.
Flüchtiges dauernd die Frucht behält –
Besitzet innig wie sie die Welt!
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Herbstabend im Gedicht
Ein herbstliches Abendlied singt hier der Dichter mit einem ziemlich abrupten Wegschlummern des Waldes am Schluss.
Friedrich Trautzsch · 1866-?
Blühensmüde ruht die Erde ...
Blühensmüde ruht die Erde
In der trüben Herbstluft Weh’n,
Denn die Welt hat sich besonnen,
Dass es Zeit zum Schlafengehn.
Schon umfängt ein halbes Träumen
Dort den bunt gefärbten Wald;
Längst in seiner Wipfel Schweigen
Ist das letzte Lied verhallt.
Und ihn hüllen nächt’ge Hände
Mütterlich in Sternenschein;
Über seinem eignen Rauschen
Schläft er ein.
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Das alte Lied vom Herbst
Wenn die Blätter fallen und es kalt wird, dann stimmt manch einer – so wie dieser Dichter – das Lied vom Älterwerden an, obwohl er doch gar nicht mehr singen mag.


Gedicht an den Herbst
An den Herbst persönlich richtet sich das folgende Gedicht in einer nachdenklich-besinnlichen Stimmlage.


Herbst und Tod
Der Gedankensprung vom Vergehen der Natur zum eigenen Ableben ist nicht weit. In diesem Herbstgedicht findet der Dichter Trost in der Schönheit des herbstlichen Naturschauspiels.


Herbstgang
In diesem Gedicht ist der Wunsch eindeutig: Wenn schon gehen, dann bitte im goldenen Herbst.

