Gedichte zum 50. Geburtstag
Wenn nicht zum 50., wann dann soll ein Geburtstagsgedicht her? So ein halbes Jahrhundert ist schon eine Marke, an der man nicht ohne besondere Worte vorbeigehen sollte. Hier also einige Vorschläge in Reim und Vers zur Markierung des 50. Geburtstags.

Geburtstagsgedicht zur Mitte des Lebens
Eine genaue Untersuchung zur Funktion des 50. Geburtstags als Mitte des Lebens mit qualitativem Vergleich der beiden Hälften liefert dieses Geburtstagsgedicht. Trockener kann man ein Gedicht nicht ankündigen;-)
Emanuel Mireau · geb. 1974
Und fünfzig hält die Waage!
Ist fünfzig die Hälfte des Lebens?
Nun nehmen wir dies als gegeben,
dann stellt sich noch immer die Frage,
ist eine der Hälften die bessre?
Da ist die verschollne Kindheit.
Da ist die verrauschte Jugend.
Da ist das Wachsen und Werden als Mensch.
Da wird der Körper beschwerlich.
Da wird der Geist etwas schwächlich.
Da wird noch wachsen und werden der Mensch.
Und wenn wir die Punkte vergleichen,
erscheint die Frage entschieden,
denn wer will sich nicht vollenden
und über den Dingen stehen?
So bringt von den beiden Hälften,
(und fünfzig hält die Waage!)
die zweite den großen Gewinn.
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Ewigkeit zum 50. Geburtstag
Ein ganzes Leben im Schnelldurchlauf präsentiert dieses Gedicht zum 50. und lässt den Jubilar hauchweise an der Ewigkeit teilhaben.
Hans Retep · geb. 1956
50 – ein Hauch von Ewigkeit
Süßes Baby,
kleines Kind,
dann die Schule
und die Jugend
und das dauert
und das dauert
und die ganze Welt, –
die spinnt.
18 ist die Wende,
immer Neues,
immer mehr.
30 schlägt die Wunde,
doch du lebst,
hoch geht’s her.
40 bringt Gedanken:
Was verpasst?
Kommt noch mehr?
50 nun
setzt den Punkt,
wo der Blick nach vorn
kürzer
als nach hinten ist.
Und doch:
Endlich
weißt du, was du kannst.
Endlich
weißt du, wer du bist.
Dieses Wissen
soll dich tragen
über eine gute Zeit.
Jeder Augenblick sei dir
ein Hauch
von Ewigkeit.
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Ein Geburtstagsgedicht zum 50. für den starken Mann
Die Aussichten, die dieses Geburtstagsgedicht zum 50. bereitstellt, sind wohl nur von ganz harten Männer zu ertragen.
Georgi Kratochwil · geb. 1979
Für den Mann zum 50.
Du mit deinen 50 Jahren,
höre, was die Russen sagen:
Die ersten 500 Jahre,
die sind schwer,
und danach?
Kommt nichts mehr.
Das sind Leiden, das ist Kraft,
dafür braucht man Leidenschaft.
Doch bei dir spüre ich
keinerlei Bedenken.
Du wirst jedem Jahr
die Zähne zeigen
und ihm ein Lächeln schenken.
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Kommentar Georgi Kratochwil:
Das Gedicht basiert auf einem angeblichen russischen Sprichwort: Die ersten 500 Jahre sind die schlimmsten.

Lange Nase zum 50. Geburtstag
Auch dies ist ein männliches Geburtstagsgedicht, das des Mannes bestem Stück gewidmet ist. Dem „echten“ Cyrano de Bergerac wäre man damit aber besser nicht gekommen.
Hans Retep · geb. 1956
Einem Cyrano zum Fünfzigsten
Fünfzig Jahre alt wird heute deine Nase.
Und sie steht noch immer mitten im Gesicht.
Gut erhalten braucht sie nächtlich keine Vase,
denn sie steht schön grad auch ohne Sonnenlicht.
Nein, sie steht nicht nur, sie ragt enorm hervor.
Wäre beispielsweise deine Nas ein Ohr,
wüsstest du immer, was beim Nachbarn ginge vor.
Und sie ruht nicht nur im Gesicht, sie läuft auch viel,
Wettlaufsiege gleichen einem Kinderspiel:
Während andre noch starten, bist du längst im Ziel.
Fünfzig Jahre alt wird heute deine Nase,
und die Scherze gehen uns noch lang nicht aus.
Doch in Wahrheit platzt höchst flott die lustig Blase.
Wir gestehn: Du bist uns alle naselang eine Nase lang voraus.
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Nochmal!
Zum Schluss ein Gruß zum 50. Geburtstag aus der Vergangenheit, der mit großen Zielen verbunden ist.

