Unterm Lyrikmond

Gedichte lesen, schreiben und interpretieren

Klassische Tiergedichte

Das klassische Tiergedicht – muss man ehrlicherweise sagen – ist eigentlich keins. Zumeist wurde die Fabel verwendet, Tiere sprachen und waren nur Ersatz für Menschen und menschliche Verhaltensweisen. Am Tier sollte pointiert gezeigt werden, was beim Menschen schief läuft. Auf dieser Seite gibt es einige dieser fabel-haften Tiergedichte vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Erst in der Neuzeit werden auch andere Perspektiven aufgezeigt, obwohl die Form des Tiergedichts klassisch bleibt mit Metrum und Reim-.

 
 

Ein Tiergedicht aus dem Mittelalter

Die typischen Fabelbestandteile sind bereits hier vertreten: sprechende Tiere, die im Prinzip Menschen vertreten und eine Moral zum guten Schluss.

Der Kanzler · 13. Jhdt.

Fuchs und Rabe

Ein Fuchs zu einem Raben sprach,
Der hoch auf einem Baume saß
Und trug ein Käsestück im Schnabel:
„Herr Rabe, ihr seid gar klug,

So schöne Federn ich niemals sah,
der Lerche, noch der Amsel Sang
klingt besser, so ist es keine Fabel,
ich höre euren nie genug.“

Der Rabe, getäuscht vom falsche Lob,
mit lauter Stimm’ des Fuchses Ohr betörte,
so dass der Käs’ vom Schnabel stob.
Den griff der Fuchs, der den Sang so gerne hörte.
So geben töricht Herren viel
durch falsches Lob, durch Schmeicheln, Lügen, Necken.
Wohl passt den Affen Torenspiel,
Es geben Narren gern ihr Gut den Gecken.

Übertragen aus dem Mittelhochdeutschen von Hans-Peter Kraus

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Menschen und Fliegen

In diesem Klassiker der Tiergedichte geht es ganz anders zur Sache. Fliegen werden mit Menschen verglichen, was Letztgenannten nicht gut tut.

Morgenstern: Auf dem Fliegenplaneten

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Ein Tiergedicht übers Reisen

Schon vor fast 300 Jahren ließ sich tierischerseits Despektierliches übers Reisen sagen, Vögel sind eben die klassischen Experten dafür.

Hagedorn: Der Kuckuck und die Lerche

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Tierschläue

In diesem Tiergedicht diskutieren Löwe und Igel ihre Differenzen aus und es zeigt sich, dass ein Igel sich seiner stachligen Qualitäten bewusst ist.

Pfeffel: Der Igel

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Ein Tier als Vorbild

In diesem Klassiker sieht es zuerst so aus, als ob sich der Dichter auf das Tierische beschränken will, doch dann bekommt er doch die Kurve zum Menschen.

Rückert: Die Schwalb’ ist angekommen ...

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Moderner Klassiker

Schändlicherweise wird dieses Gedicht zu den „Dinggedichten“ gezählt, was tief blicken lässt, obwohl sich Rilke ja gerade alle Mühe gegeben hat, diesem Panther als Lebewesen gerecht zu werden.

Rilke: Der Panther

Dieses Gedicht im TextformatZur Interpretation des Gedichts Der Panther

 
 

Ein Ringelnatz-Tiergedicht

Ringelnatz verzichtet auf tierische Dialoge, aber die menschliche Seite der beiden Ameisen hat doch fabelhafte Anwandlungen.

Ringelnatz: Die Ameisen

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Ein Tiergedicht von Goethe

Goethe verbirgt die menschliche Dimension der Frösche in seinem Gedicht wesentlich eleganter und doch ist der Wiedererkennungswert menschlicher Verhaltensweise klar und deutlich.

Goethe: Die Frösche

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Die Sage vom Rattenfänger

Eine alte Sage nimmt dieses Gedicht auf: Ein Pfeifer verführt die Ratten, sich in den Fluss stürzen. Da scheint mir jedoch viel Wunschdenken am Werk.

Haushofer: Rattenzug

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Ein klassisches Tiergedicht von Matthias Claudius

Um einen Esel macht sich in diesem Gedicht der Sänger des Abendlieds Gedanken, indem er einen Esel sich Gedanken machen lässt.

Claudius: Der Esel

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Zu HaikuHaiku: Kurze Tiergedichte aller Art