Gedichte machen Mut 2
Auch die Altvorderen hatten durchaus den praktischen Aspekt von Gedichten im Blick, bei Liebesgedichten sowieso, doch auch zum Aufmuntern und Mutmachen findet sich einiges an Material bei den als Klassikern verdächtigen Dichtern, wie diese zweite Seite der Gedichte als Mutmacher zeigt.

Singen macht Mut
Bei diesem Mutmacher-Gedicht preist der Dichter ein altes, einfaches Hausmittel: Singen. Und damit das auch in jeden Kopf hineingeht, nimmt er dafür ein kleines Holzhämmerchen in Form des stets gleichen Reims.


Mut zum Tanz
Die Leichtigkeit des Tanzes preist das folgende Gedicht als Mutmacher, denn schon vor hundert Jahren wusste der Dichter: Bewegen bringt Segen.


Aufruf zum Kampf
Was dieses Gedicht sympathisch macht, ist der Aufruf an sich selbst – und nicht an andere – zum Kampf, wobei die Süße des sich Ergebens nicht verschwiegen wird.


Gedicht über Schwalbenmut
Über den Mut, die einfachen und notwendigen Dinge zu tun, spricht in diesem Mutmachergedicht der Dichter.


Die Sonne als Mutmacher
Das ist ja nicht gerade unbekannt, dass Sonnenlicht gut für Natur und Mensch ist, ich sage nur: Frühling. Im folgenden Gedicht wird diese Weisheit auf die „Seele“ übertragen, auch sie schafft immer wieder einen neuen Frühling.


Mut zu zweit
Gemeinsam vorangehen, sich alles verzeihen, wenn das nicht Mut macht, dann wird’s eng.
Walter Calé · 1881-1904
Wirf ab, wirf ab die schlimmen Tage ...
Wirf ab, wirf ab die schlimmen Tage.
Und was vergangen, lass vergangen sein.
Was sind uns Schatten! Eile her zu mir!
O eile nur! Ich harre deiner längst,
und draußen harr’ ich, wo der Frühling ist,
wo Sonne steigt und Saft in Blüte quillt.
In solchem Lichte Hand in Händen wandelnd,
was könnten wir einander nicht verzeihn?
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-12-176.php#1147

Die Erde erinnert sich
Wenn man glaubt, von allen vergessen zu sein, dann hat dieses Gedicht doch noch eine frohe Botschaft, die Mut macht.


Das Gute am Gewitter
Ein Gewitter, das Mut macht? Sicher, alles nur eine Frage der Perspektive. Wenn man das, was auf einen einprasselt, als Reinigung sieht, kann man wieder neu anfangen.


Mutmacher-Nacht
Erstaunlicherweise holt das lyrische Ich in diesem Gedicht den Mut aus einer Sternennacht, die doch die Erde so klein und unbedeutend erscheinen lässt.
Oskar Wöhrle · 1890-1946
Nacht unter freiem Himmel
O lieber Atem lieber Nacht!
O Lust am Leben! Herz, wie schlägt
Mein Sein mit unerhörter Macht!
Wie springt die Woge, die mich trägt!
Wie ist die Erde eng und klein
Für all die Lust, die mich umhüllt!
Ich möchte Gott, der Trinker, sein,
Der sich sein Glas mit Sternen füllt!
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-12-176.php#1538

Fruchtbare Psychologie
Der Dichter-Psychologe empfiehlt, sich eine harte Schale zuzulegen und in aller Stille die Gedanken reifen zu lassen. Die Natur macht’s vor.
Karl Röttger · 1877-1942
Und wie die Blüte allen Glanz abtut ...
Und wie die Blüte allen Glanz abtut,
Und Farbenglühn – und wird bescheidne Frucht
In fester Hülle, die die Welt abschließt –,
Will ich mich auch verschließen. Dass die Wucht
Der Dinge um mich mir den frommen Mut
Zum Reifen in der Stille nicht mehr nimmt.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-12-176.php#1278

Mut am Morgen
So ist’s recht. Man schleudere dem herankommenden Tag seinen ganzen verzweifelten Mut entgegen.
Julius Lohmeyer · 1834-1903
Im Morgengrauen
Nun komme Tag mit deinen Plagen,
mit deinem Gram, mit deiner Not!
Hier steht ein Mann, der ohne Zagen,
der ohne Klage dich will tragen
bis in das müde Abendrot.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-12-176.php#1907

Nacht und Morgen
Man könnte auch sagen: Dunkelheit und Helle oder Grübeln und Tat oder Stille und Amsel, kurz gesagt: Auf jede Nacht folgt ein neuer Morgen. Wenn das nicht Mut macht ...
Bruno Rosenberg · 1874-1944
Die Amsel
Durch offne Fenster strömt herein die Nacht,
Wie hinter dunklen Falten eine Kerze
Steht des verhangnen Mondes Silberpracht,
Spärlich durchrieselnd ihre Schwärze.
Kein Tier gibt Laut. Kein Beet darf seinen Duft
Dem Abendwind zu leichtem Spiele gönnen.
Nur Glockentöne wehen durch die Luft
Von Türmen, die durchaus nicht schlafen können.
Todmüde schleicht die graue Zeit vorbei. –
Von Kranken, die mit mir das Zimmer teilen,
Fragt einer flüsternd mich, wie spät es sei,
Und klagt, wie langsam seine Wunden heilen.
Ich tröste ihn, bis er beruhigt schweigt.
Doch eh’ ich selber mich zurechtgefunden,
Kommt Unrast jagend über mich und zeigt
Mir endlos Glück und Leid vergangner Stunden.
Die andern schlafen. Selten nur im Traum
Lacht einer, murmelt Worte, stöhnt vor Sorgen.
Nach Jahren erst wird’s wieder hell im Raum,
Und alle Dinge rüsten sich für morgen.
Die sammeln ein, was sich in Nacht verlor,
Und gürten straff mit Linien ihre Falten.
Das Gestern wächst nur einmal noch empor,
Und Neues fühlt noch heimisch sich im Alten.
Und alles wartet! Ist dies schon der Tag,
Dies kalte Licht, das trüb ist wie geronnen?
Da plötzlich jubelt einer Amsel Schlag!
Die Welt holt Atem! Großes hat begonnen.
Die Straße, die im Tal der Häuser schlief,
Wacht auf vom Takt der Schritte und der Lieder,
Und Botschaft, die hinaus die Amsel rief,
Hallt im Gezirp von tausend Spatzen wider.
Die Sonne kam, es kam der junge Tag! –
Von Kranken. die mit mir das Zimmer teilen,
Sagt einer lächelnd: Ob’s auch dauern mag,
Heut fühle ich, dass meine Wunden heilen.
Linkadresse zu diesem Gedicht: www.lyrikmond.de/gedichte-thema-12-176.php#3018
Kommentar:
Das Gedicht stammt aus der Anthologie „An den Wind geschrieben. Gedichte 1933-45“ und ist mit dem Zusatz versehen „In Theresienstadt entstanden“. Laut Herausgeber Manfred Schlösser war der Autor Arzt. Das Gedicht wurde ihm vom österreichischen Dichter Hans Günther Adler übermittelt, der in mehrere KZ interniert war und mittlerweile in London lebte. Ich habe es aus dem Buch abgeschrieben, weil (im Juni 2023) noch nicht im Internet veröffentlicht. Die erste Auflage der Anthologie stammt aus dem Jahr 1960, die zweite aus 1982. So hat das Gedicht 80 Jahre überlebt und wird dank Internet noch viele weitere Jahre überleben. Vielleicht sollte das Mut zum Gedichteschreiben machen;-)

Gedicht über Mut gegen Feigheit
Auf eine einleuchtende Eigenschaft der Unglücksfälle, deren Kenntnis noch immer nicht allgemein verbreitet ist, weist Friedrich Rückert in seinem Mutmachergedicht hin.


Das Auf und Ab
Das Vertrauen auf den Wellengang des Lebens wird in diesem Gedicht vorgeführt. Mut besteht demnach in erster Linie darin, in der Talsohle, solang es eben geht, auszuhalten


Zurück ans Licht
Dieses Mutmacher-Gedicht greift auf das Bild eines stillen, grauen Tags am Meer zurück, um dann die Sonne scheinen zu lassen.


Religiöser Mutmacher
Bei Eichendorff führt der Mut, das Leben jeden Tag neu anzugehen, über Gott.


Mut vom Chef
Der Chef der deutschen Dichtergilde persönlich hat sich dazu herabgelassen, ein mutspendendes Gedicht zu verfassen. Da kann also nichts mehr schief gehen.

